„Ich bin Malala“ – Eine siebte Klasse stellt die pakistanische Kämpferin für Kinderrechte vor und diskutiert mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriela Heinrich
„Jeder hat das Recht auf Bildung“ – So steht es in Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Für dieses Grundrecht ist Malala Yousafzai in ihrer Heimat Pakistan eingetreten: Auch Mädchen sollen eine Schule besuchen dürfen. Mit dieser Überzeugung zog sie den Hass der pakistanischen Taliban auf sich. Am 9. Oktober 2012 wurde die damals 15-Jährige durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt. Sie überlebte das Attentat und erhielt 2014 den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für die Kinderrechte in Pakistan. Am 12. Juli 2017 wurde Malala 20 Jahre alt. So war dieser Tag ideal, um den Mut und das Engagement der jungen Frau in den Fokus einer Veranstaltung der Aktionstage „Bäume für Menschenrechte“ zu stellen.
In der Stadtbibliothek Schoppershof stellte die Klasse 7g der Konrad-Groß-Schule Malalas Geschichte vor. Anschließend diskutierten die Schülerinnen und Schüler mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriela Heinrich über Menschenrechte, Bildung und Chancengleichheit.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern.
Auf diese Begegnung hatten sich die Jugendlichen gut vorbereitet: In einem Klassenprojekt beschäftigten sich die Teenager gründlich mit Malala und ihrem Kampf für gleiche Bildungschancen. Sie lasen die Biografie des Mädchens „Ich bin Malala“ und verarbeiteten ihre Eindrücke in einer Collage: Im Mittelpunkt dieses Bildes ist ein Foto der jungen Menschenrechtsaktivistin, um sie herum haben die Schülerinnen und Schüler Begriffe aufgeschrieben, die ihnen zu Malala eingefallen sind.

Die Lehrerin Heike Bolleininger erläutert die Collage, die ihre Klasse nach der Lektüre von Malalas Biografie angefertigt hat.
Gleich zwei Mal kommt in dem Kunstprojekt das Wort „mutig“ vor. Bei dem Gespräch mit den Siebtklässlern ging Gabriela Heinrich darauf ein: „Es verlangt sehr viel Mut zu sagen ‚Ich halte mein Gesicht hin für die Rechte anderer junger Frauen‘.“ Bis heute wird Malala bedroht. Weil die Rückkehr nach Pakistan zu gefährlich ist, lebt sie in England.
Die Teenager aus der Konrad-Groß-Schule „chillen“ zwar gerne, aber auf den Schulbesuch ganz zu verzichten, wäre für sie keine Option: „Es ist nicht cool, wenn man nichts weiß und nichts kann.“ Deshalb sei es auch „voll unfair“, wenn Mädchen nicht in die Schule gehen dürfen.
Beim Thema Chancengleichheit für Männer und Frauen im Beruf entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über Geschlechterrollen. Für ihr Statement „Ist doch besser für die Mädchen, wenn sie zuhause bleiben dürfen“ bekam eine Schülerin heftigen verbalen Gegenwind von ihren Klassenkamerden.
Auch Malalas künftige Rolle hat die Schülerinnen und Schüler beschäftigt. „Wird Malala in Pakistan überhaupt etwas verändern können, wenn sie in England lebt?“, wollte ein Junge wissen. Letztendlich fand der Gesprächsreis in der Stadtbibliothek Schoppershof keine Antwort auf diese Frage. Gabriela Heinrich machte deutlich, dass Veränderungen in einem Land niemals von einer einzelnen Person durchgesetzt werden können: „Es müssen immer viele mithelfen, damit sich etwas ändert.“
Die gemeinsame Aktion „Bäume für Menschrechte“ des Amtes für Kultur und Freizeit (KUF) und des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (SÖR) der Stadt Nürnberg hat 2007 begonnen. Seitdem wurden von Initiativen, Unternehmen und Einzelpersonen 79 Ginkgo-Bäume gepflanzt, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Jeder Baum ist einem der 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 gewidmet. Neben den Ginkgos stehen Granitfindlinge, auf denen das ausgewählte Menschenrecht in Deutsch und einer weiteren Sprache zu lesen ist. Die zwei Menschenrechts-Bäume vor der Veit-Stoß-Realschule wurden 2008 gepflanzt. Sie sind Artikel 1 („Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ und Artikel 26 („Jeder hat das Recht auf Bildung“) gewidmet.