Auf dem Weg ins All
„Der Weltraum – unendliche Weiten“ – so begann jede Folge der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“, die in den USA zum ersten Mal am 8. September 1966 ausgestrahlt wurde. Die Besatzung der Enterprise hatte es bei ihren Flügen durch die Weiten des All sehr bequem und geräumig. Ganz anders sah es für den ersten Menschen aus, der die Erde hinter sich ließ und in den Weltraum vordrang: Juri Gagarin. Er lag am 12. April 1961 in einem Raumanzug nahezu bewegungsunfähig in der Raumkapsel „Wostok“. Aber trotzdem war sein 108 Minuten langer Ausflug über die Erdatmosphäre hinaus der Beginn eines neuen Zeitalters – dem der bemannten Raumfahrt. Nachdem die Sowjetunion 1957 den ersten Satelliten „Sputnik“ in eine Erdumlaufbahn gebracht hatte, war diese erste Erdumkreisung ein weiterer Schlag ins Gesicht für die Amerikaner. Zwar startete Alan Shepard am 5. Mai 1961mit einer Mercury-Rakete von Cape Canaveral ebenfalls ins All, aber der Flug dauerte nur knapp über 15 Minuten. Eine „amerikanische Erdumkreisung“ gelang dann erst John Glenn am 20. Februar 1962. Der erste Deutsche im All war übrigens der Ostdeutsche Sigmund Jähn. An Bord von Sojus 31 war er vom 26. August bis zum 3. September 1978 insgesamt 189 Stunden im All und die Begeisterung in der DDR kannte damals kaum Grenzen.

Aber ab wann befindet man sich denn überhaupt im Weltraum? Es gibt ja keine feste Grenze, an der die Erdatmosphäre plötzlich aufhören und das „leere“ All beginnen würde. Der Übergang ist vielmehr fließend. Somit ist es eine Frage der Definition und der eigenen Interessen, wo man die Linie zieht. International am gebräuchlichsten ist der Wert von 100 Kilometer über der Erdoberfläche, wie ihn die Internationale Luftfahrtföderation FAI festgelegt hat. Um zu verstehen, wie man auf diesen Wert kommt, muss man ein wenig die Physik bemühen. Aber keine Angst, ich werde Sie jetzt nicht mit Formeln traktieren. Es geht ja hier nur um das Prinzip: Damit ein Flugkörper fliegt, benötigt er Auftrieb. Diesen erreicht zum Beispiel ein Flugzeug dadurch, dass es sich mit einer hohen Geschwindigkeit bewegt. Auf der anderen Seite kann man ausrechnen, welche Geschwindigkeit ein beliebiger Körper haben muss, damit er alleine durch die Zentrifugalkraft, also antriebslos, auf einer Erdumlaufbahn gehalten wird. Bei etwa 100 Kilometer Höhe sind diese beiden Geschwindigkeiten gleich. Unter 100 Kilometer befinden wir uns also im Reich der Luftfahrt, darüber im Reich der Raumfahrt. Die die amerikanischen Streitkräfte benutzen übrigens eine andere Definition und verleihen ihr „Astronautenabzeichen“ bereits dann, wenn eine Höhe von 50 Meilen oder umgerechnet etwa 80 Kilometer überschritten wurde. Um zu verstehen, wie man auf diesen Wert kommt, muss man aber schon fast Luftfahrtingenieur sein.
Die ersten Schritte des Menschen in die unendlichen Weiten des Alls führten also gar nicht so sehr weit von der Erde weg. Bis zum Mond, dem einzigen anderen Himmelskörper, auf den der Mensch bisher seinen Fuß setzte, sind es immerhin schon 384.000 Kilometer. Und die Raumsonde Voyager 1 ist mit einer Entfernung von über 17 Milliarden Kilometer das am weitesten von der Erde entfernte von Menschen geschaffene Gebilde. Da liegt also noch ein langer Weg vor uns.