Festlich tafeln in Nürnberg. Tischkultur und Kochkunst – Ausstellung in der Stadtbibliothek Zentrum eröffnet
Bei Banketten, Festen und Feiern sollen alle Sinne mit verschwenderischer Opulenz und Prachtentfaltung angesprochen werden: der Gaumen durch reichhaltig aufgetragene und exquisit zubereitete Speisen und Getränke, das Auge durch eine aufwendige Tischdekoration, das Gehör durch eine die Gespräche untermalende Tafelmusik, die Nase durch Wohlgerüche.

Tafelmusik zur Eröffnung: Iddo Zhang (Viola), Theresa Steinbach (Sopran) und Prof. Hartwig Groth (Viola da gamba)
In der Ausstellung „Festlich tafeln in Nürnberg. Tischkultur und Kochkunst“ lässt die Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg die Tischkultur vergangener Jahrhunderte wieder lebendig werden.
Anhand von Bilddokumenten, Büchern und Menükarten aus dem Bestand der Stadtbibliothek lassen sich Blicke auf festlich gedeckte Tafeln in Nürnberg von circa 1650 bis 1910, also der Zeitraum zwischen Dreißigjährigem Krieg und Erstem Weltkrieg, erhaschen. Die Palette reicht von Koch- und Haushaltsbüchern, Anleitungen zum Tranchieren und Serviettenbrechen bis zu Bilddokumentationen von Feiern und eine Sammlung von Menükarten.
Das Nürnberger Friedensmahl
Georg Philipp Harsdörffer stellte mit seinem zwischen 1642 und 1665 insgesamt sechs Mal in Nürnberg aufgelegten „Trincir-Buch“ eine Anleitung zum kunstvollen Zerlegen von Fleisch, Geflügel, Fisch und Obst an der Tafel oder zum aufwendigen Falten von Figuren aus Servietten zur Verfügung. Ebenso ist dies Büchlein eine umfangreiche Materialsammlung für einen kultivierten Umgang der Gastgeber mit ihren Gästen und geistreiche Tischgespräche. Beim Friedensmahl von 1649 blieb so von der Sitzordnung bis hin zum Tisch- und Raumdekor im Nürnberger Rathaus nichts dem Zufall überlassen.
Bürgerliche Festmahle und Menükartensammlung
Ein Kompendium mit 1.500 Rezepten, die bei Nürnbergerinnen gesammelt wurden, druckte 1691 der Nürnberger Verleger Wolfgang Moritz Endter. Hauptanlass für bürgerliche Festmahle war die Hochzeit und so liefert der Band für jeden Monat Serviervorschläge, die die vom Rat erlassenen Vorgaben für das Hochzeitsmahl berücksichtigten. Wie in der Zeit üblich, wurden bei Festessen alle Speisen eines Gangs zugleich aufgetragen und symmetrisch am Tisch angeordnet. Besonders prachtvoll war die Gestaltung der Speisen, wie etwa Pasteten in Vogelform oder Figuren aus Marzipan oder Zucker.

Elisabeth Sträter, Direktorin der Stadtbibliothek, und Dr. Martin Ecker, Direktor des Bildungscampus Nürnberg, im Gespräch.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts informieren beim Gedeck aufgelegte, meist gedruckte Menükarten über das Programm der Speisen-, Getränke- und Tafelmusikfolge. Der Essigfabrikant und Magistratsrat Karl Raab überließ der Stadtbibliothek eine Sammlung von rund 200 Menükarten, die die Festkultur der Kaiserzeit lebendig werden lassen: Feste zu unterschiedlichen Anlässen von Kaiserbesuch über Denkmalsenthüllungen bis hin zu Firmenjubiläen oder Silbernen Hochzeiten.
Austellungskatalog und Begleitprogramm
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit Beiträgen ausgewiesener Autoren: Walter Gebhardt, Bibliothekar und Autor, die Bezirksheimatpflegerin Dr. Andrea M. Kluxen, Historiker Dr. Alexander Schmidt und die Ausstellungskuratorin Dr. Christine Sauer gehen auf Tischkultur und Kochkunst ein.
Das Bildungszentrum im Bildungscampus Nürnberg läd dazu ein, selbst aktiv zu werden und sich mit allen Sinnen der Tischkultur zuzuwenden: bz.nuernberg.de/tafeln-in-nuernberg
Auch die Nürnberger Mittagslesungen Gäste&Buch widmen sich dem Thema Tafelkultur: In der nächsten Woche am 24., 25. und 26. Oktober sind die drei Co-Autoren des Kataloges zu Gast. Alle weiteren Informationen zu den Lesungen finden Sie unter: www.mittagslesungen.nuernberg.de
Die Ausstellung „Festlich tafeln in Nürnberg. Tischkultur und Kochkunst“ finden Sie noch bis zum 5. Januar 2019 in der Stadtbibliothek Zentrum, auf Ebene L2, im Ausstellungskabinett von Montag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 11-16 Uhr. Eintritt frei.
Dr. Christine Sauer, Leiterin der Historisch-Wissenschaftlichen Stadtbibliothek und Initiatorin der Ausstellung, führt am 24. Oktober, 7. und 21. November, sowie am 5. und 19. Dezember 2018 um 17 Uhr durch die Präsentation. Die Teilnahme ist kostenfrei – Weitere Informationen.
ist die Teilnahme ab 18 möglich?
Hallo Lisa, meinst du ab 18 Jahren? In Begleitung dürfen auch Kinder in die Ausstellung.