Literatur ohne Grenzen: Zaza Burchuladze – Autorenlesung in der Stadtbibliothek
Der Autor aus Georgien las in der Stadtbibliothek Zentrum aus seinem Roman „Der aufblasbare Engel“
Bei seiner Nürnberger Lesung am 5. Oktober 2018 gab Zaza Burchuladze Auskunft über seine literarische Arbeit. Trotz erheblicher Anfechtungen durch Politik und Kirche wurde sein „Aufblasbarer Engel“ in Georgien zum Bestseller. Die Prosa des georgischen Autors enthält viele Anspielungen auf literarische Vorbilder wie Kafka, Dostojewski oder Goethe. Eine bunte Mischung, die die Verankerung der georgischen Literatur in der europäischen Tradition zum Ausdruck bringt. Für Schmunzeln sorgte die Frage nach dem titelgebenden aufblasbaren Engel – Zaza Burchuladze fand den Begriff so schön, dass er dem Engel, der ansonsten im Verlauf der Handlung keine Rolle spielt, extra eine kleine Szene in den Roman hinein geschrieben hat. Die teils sehr ausführlichen Fragen und Antworten wurden durch die Vertreterinnen des Mitveranstalters, den Georgischen Kulturverein INKO, gekonnt übersetzt.

v.l.n.r.: Susanne Schneehorst (Stadtbibliothek Nürnberg), Zaza Burchuladze (Autor), Überetzerin und Vertreterin des Georgischen Kulturverein INKO
Der Künstler und Schriftsteller Zaza Burchuladze lebt seit 2014 in Berlin, nachdem er in seiner Heimat von religiösen Extremisten öffentlich bedroht worden war. Man dürfe die Hauptpersonen eines Romans nicht mit dem Autor gleichsetzen, nahm der georgische PEN sein Mitglied gegen diese Angriffe in Schutz.
Nino und Niko Gorosia, ein junges Ehepaar, das sich mit knappem Geld durchs Leben schlägt, sind die Hauptpersonen des „Aufblasbaren Engels“. Aus reiner Langeweile versuchen die beiden, bei einer Séance Kontakt zu einem Toten aufzunehmen. Und das gelingt. Von nun an verändert der (Un)-Tote Georges Gurdjieff, Guru, Esoteriker und Scharlatan, ihr Leben. Hypnose, telekinetische Kräfte, Erpressung und Entführung – wenn es darum geht, den Gorosias Geld zu verschaffen, schrecken die drei vor nichts zurück. Die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Glauben und Aberglauben verschwinden zusehends.
Literatur ohne Grenzen ist die Lesereihe des Amts für Kultur und Freizeit / Inter-Kultur-Büro und des Bildungscampus Nürnberg. Autorinnen und Autoren aus aller Welt sind zu Gast und präsentieren ihre Werke in ihrer Muttersprache. Die nächsten Lesungen in der Stadtbibliothek Nürnberg:
>> Dienstag, 9. Oktober 2018, 19.30 Uhr: Mercedes Rosende „Krokodilstränen“ / „El Miserere de los Cocodrilos“ (Uruguay)
>> Mittwoch, 14. November 2018, 19.30 Uhr: Michal Hvoreckỳ „TROLL“ (Slowakei)
>> Donnerstag, 15.11.2018, 19.30 Uhr: Dr. Klaus Roth „So fährst du hin, Zeit, in den lärmenden Traum“ / „Ainsi tu marches, notre temps, dans le vacarme d‘un grand songe“ – Lesung zum Ende des 1. Weltkriegs (Deutsch/Französisch)
Habe das Buch gerade gelesen „Der aufblasbare Engel“ und empfehle den Bestseller sicher weiter!