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Themenschwerpunkt „Außerirdisches Leben“: Aliens soziologisch betrachtet

Obwohl noch gar nicht klar ist, ob es außer uns überhaupt andere Zivilisationen in Kontaktnähe im Universum gibt, beschäftigen sich Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten auch mit der Frage, wie eine außerirdischer Gesellschaft funktionieren und sich von unseren menschlichen Gesellschaften unterscheiden könnte.

Klaus Herzig |

MINT, Planetarium

Obwohl noch gar nicht klar ist, ob es außer uns überhaupt andere Zivilisationen in Kontaktnähe im Universum gibt, beschäftigen sich Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten auch mit der Frage, wie eine außerirdischer Gesellschaft funktionieren und sich von unseren menschlichen Gesellschaften unterscheiden könnte. Außerdem steht natürlich die Frage des Erstkontakts im Fokus: Wie verhalten und reagieren wir auf die Begegnung mit Außerirdischen und wie, auf der anderen Seite, die Aliens? Entsprechend nennt sich dieser Forschungszweig Exo-, Kosmo- oder Xenosoziologie.

Man könnte nun meinen, die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Fragen von Außerirdischen sei doch sehr hypothetisch, aber andererseits könnte es von Vorteil sein, vorbereitet zu sein. Wir kennen viele Beispiele aus der irdischen Geschichte, wo der Kontakt zwischen zivilisatorisch (aber nicht unbedingt auch moralisch und intellektuell) höherstehenden Kulturen für die „Entdeckten“ nicht so gut ausgegangen ist – das Schicksal der nord- und südamerikanischen Ureinwohner mag da ein bekanntes Beispiel sein.

Einen sehr interessanten Blickwinkel nimmt der chinesische Autor Cixin Liu (oder eigentlich besser Liu Cixin) in seiner Trisolaris-Trilogie ein, die vor einigen Jahren auch auf Deutsch im Heyne-Verlag erschienen ist und sehr gehypt wurde. Sie besteht aus den Romanen „Die drei Sonnen“, „Der dunkle Wald“ und „Jenseits der Zeit“.

Liu Buchcover
Trilogie Cixin Liu / © Heyne Verlag

Es soll hier nicht zu viel verraten werden, außer dass es ganz konkret um die Begegnung der Menschheit mit einer außerirdischen Zivilisation geht, die nicht wirklich friedlich verläuft. Aber es stellt sich heraus, dass alle Zivilisationen im Universum von Paranoia und Psychosen geprägt sind. Liu benutz dafür das Bild des „dunklen Waldes“, daher auch der Titel des zweiten Bandes. Danach ist der Kosmos voller intelligenter Zivilisationen. Sie halten aber ein friedvolles Zusammenleben für instabil und gefährlich. Um also das Überleben zu sichern, sieht man alle anderen Zivilisationen als mögliche Bedrohung, die man am besten sofort vernichtet, sobald man Kenntnis von ihr bekommt. Da dies natürlich nicht unbemerkt bleibt, verhalten sich alle anderen Zivilisationen entsprechend und versuchen, sich zu verstecken, keine Aufmerksamkeit zu erregen und unentdeckt zu bleiben, da der „dunkle Wald“ Universum voller Angreifer und Gefahren für die eigene Existenz ist.

Bei einer Zivilisation geht das so weit, dass sie eine Waffe entwickelt, die die Struktur des Universums zerstört, während sie sich in eine andere Dimension zurückzieht. Das ist dann der ultimative Schlag gegen alle Gegner – und das gesamte Universum. Hier haben wir auch gleich ein Beispiel für eine Kardaschowsche Typ-IV-Zivilisation.

Nicht ganz so raumgreifend beschäftigen sich die deutschen Exosoziologen Andreas Anton und Michael Schetsche mit dem Erstkontakt. Sie katalogisieren ihn erst einmal in das „Signalszenario“ (wir empfangen Signale, die künstlichen Ursprungs sein müssen), das „Artefaktszenario“ (wir finden auf der Erde oder anderswo Hinterlassenschaften außerirdischer Besucher und erfahren dadurch von ihrer Existenz) bis hin zum „Begegnungsszenario“ (wir treffen physikalisch auf außerirdische intelligente Lebewesen). Weiter beschäftigen Sie sich mit der Frage, ob man sich auf einen Kontakt vorbereiten sollte. Die Antwort ist natürlich „ja“, denn sonst bräuchte man ja auch keine Exosoziologen.

Wer mehr darüber erfahren will, kann auf der Seite der Bundeszentral für Politische Bildung einen Artikel aus dem Jahr 2019 abrufen: „Exosoziologie: Szenarien für den Erstkontakt mit außerirdischer Intelligenz“.

 

 

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