Wie die „indische Körperertüchtigung“vor 60 Jahren nach Nürnberg kam
Der Wunsch, bis ins hohe Alter gesund zu bleiben, ist so alt wie die Menschheit selbst. Wohl deshalb ist am Bildungszentrum Nürnberg (BZ) der Bereich Gesundheit einer der größten. Pro Jahr nehmen rund 15.000 Kundinnen und Kunden an 2000 Veranstaltungen teil. Im gelben, pinken oder blauen Bodysuit, der Aerobic-Legende Jane Fonda nacheifern – das war in den 1980er Jahren der letzte Schrei.
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Yoga zählt zu den beliebtesten Angeboten des Gesundheitsbereichs
Der Wunsch, bis ins hohe Alter gesund zu bleiben, ist so alt wie die Menschheit selbst. Wohl deshalb ist am Bildungszentrum Nürnberg (BZ) der Bereich Gesundheit einer der größten. Pro Jahr nehmen rund 15.000 Kundinnen und Kunden an 2000 Veranstaltungen teil. Im gelben, pinken oder blauen Bodysuit, der Aerobic-Legende Jane Fonda nacheifern – das war in den 1980er Jahren der letzte Schrei. „Wir konnten gar nicht genug Kurse anbieten“, sagt Gabi Pfeifer, Fachteamleiterin Gesundheit. Irgendwann flaute der Trend ab. Heute könnte das BZ mit solchen Angeboten keinen mehr begeistern. Gefragt sind im Bereich Bewegung – einer von sieben Unterbereichen des Bereichs Gesundheit – neuere Trends wie das auch von Medizinern empfohlene „High Intensity Intervall Training“ (HIIT), ein Intervalltraining mit dem eigenen Körpergewicht, aber auch Dauerbrenner wie Pilates oder Wirbelsäulengymnastik.
Und nie aus der Mode gekommen am BZ ist Yoga, das zum Bereich Entspannung und Stressbewältigung zählt – ebenso wie etwa Qi Gong oder Tai Chi (derzeit vor allem draußen beliebt). 2009 feierte man hier 50 Jahre Yoga am
Bildungszentrum. „Yoga – indische Körperertüchtigung für Körper, Geist und Seele“ war der etwas sperrige Titel des ersten Yogakurses im Jahr 1958. Boris Sacharow, Schüler des indischen Arztes und Yogameisters Swami Sivananda, leitete ihn. Keimzelle des Yoga war die Gymnastikhalle in der Gibitzenhofstraße. Von hier aus verbreitete sich der Trend in der Stadt – auch einige Yogalehrer, die längst eigene Studios haben, hätten ihre ersten Schritte am Nürnberger BZ gemacht, berichtet Gabi Pfeifer.
Auch im Jahr 2021 gibt es noch ein breites Angebot an Yoga-Kursen. Doch ob für Yoga oder Fitness-Kurse – immer gilt am BZ: Man will den Teilnehmern einen niedrigschwelligen Einstieg bieten und möchte kein Konkurrent zu Sportvereinen und Studios sein. „Bei uns kann man sich durch alle möglichen Bewegungsund Entspannungsangebote testen, ohne sich für lange Zeit zu binden“, so Pfeifer. „Wer etwas Passendes gefunden hat, sollte es in einem Verein oder Studio weiterführen.“ Dazu passt auch der Trend, dass Kurszyklen kürzer geworden sind. Das gilt auch für den sehr beliebten Bereich Tanz, wo man sich am Tangotanzen ebenso versuchen kann wie an orientalischen Tänzen, Flamenco oder Hula-Tanz. Wer aber dabei bleiben und mehr lernen möchte, der geht zu den kommerziellen Anbietern.
Einen niedrigschwelligen Einstieg bietet das BZ auch bei den Angeboten mit Krankenkassenförderung. Ob Rückenfit, Tai Chi oder Hatha- Yoga: Teilnehmer, die regelmäßig dabei sind, können den größten Teil der Gebühren von ihrer Versicherung zurückbekommen. Diese Angebote ermöglichen auch Ärmeren die Teilnahme – ebenso wie die kostenlosen Trainings im Rahmen des Projekts „Gesunde Südstadt“. Was gibt es heute im Angebot, das früher auf wenig Begeisterung gestoßen wäre? Noch vor 30 Jahren hätte man mit Angeboten zur veganen Ernährung nur wenige erreichen können. Auch Meditationskurse seien in der breiten Bevölkerung angekommen. Im Bereich Gesundheit hat sich im Lauf der Jahre und Jahrzehnte auch einiges gewandelt. Vorträge zu Gesundheitsthemen waren stets gefragt, die Schwerpunkte haben sich aber gewandelt. „Ernährung und Pflege des Säuglings“, „Das Schulkind in gesunden und kranken Tagen“ – diese Kurstitel aus dem Jahr 1923. Auch Vorträge zum Thema „Bau und Tätigkeit des menschlichen Nervensystems“ oder „Die Geschlechtskrankheiten als Volksseuchen“ wurden angeboten.
Heute bietet das BZ unter anderem in Kooperation mit dem Klinikum Nürnberg Fachvorträge an. Ob es um Herz-Kreislauf-Krankheiten, Orthopädische OPs oder Restless Legs geht – die Angebote sind gut gebucht.
Beliebt sind zudem neue Angebotsformen, bei denen mehrere Dinge kombiniert werden, „die einen Mehrwert bieten“, wie Pfeifer sagt. Dazu gehört etwa der Gesundheitsbrunch im südpunkt, der nach der Corona-Pause wieder aufgenommen werden soll.
