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Wie das richtige Licht den Raum und die Stimmung aufhellt

Wenn die Abende früh einsetzen und der Morgen spät beginnt, die Tage also kürzer werden, sehnen wir uns um so mehr nach dem, was der Sommer in Fülle über uns ausschüttet: Licht.

Gast Autor*in |

Bildungszentrum

Stilberaterin Astrid von Thun weiß um die Wirkung der richtigen Lampe

Wenn die Abende früh einsetzen und der Morgen spät beginnt, die Tage also kürzer werden, sehnen wir uns um so mehr nach dem, was der Sommer in Fülle über uns ausschüttet: Licht. Auch wenn das Tageslicht zu Hause kaum ersetzt werden kann, ist die Wahl der richtigen Leuchte doch elementar dafür, wie wir durch die dunkle Jahreszeit kommen. Ob wir uns wohl und behaglich fühlen oder unruhig und nervös.

Licht ist das Metier von Astrid von Thun. Sie leuchtet förmlich, wenn sie darüber spricht. „Oft fühlen sich Menschen in ihrer Wohnung nicht so richtig zu Hause, können den Grund dafür aber nicht benennen“, sagt die Stilberaterin. Zu ihrem Repertoire gehören Raumdesign, Farb- und Lichtkonzepte, deren Grundlagen sie in vier Kursen am Bildungszentrum vermittelt. Und auch, dass diese drei Dinge eine untrennbare Einheit für das Wohlbefinden bilden. Denn die Farben sollten zum Raum und zur Einrichtung ebenso passen wie das Licht.

 

Stilexpertin Astrid von Thum
Wenn es nach Stilexpertin Astrid von Thun geht, sollten sich die Menschen viel mehr Gedanken über ihre Art zu Wohnen machen. Denn oft, so ihre Erfahrung, passen die Räume nicht zu ihnen.

„Wenn Licht über die Wand in einen Raum abgestrahlt wird, ist das zehn Mal heller, als wenn eine Deckenlampe direkt auf den Boden leuchtet – natürlich auch abhängig von der Wandfarbe.“ Eine Deckenlampe zählt für sie ohnehin zu den ungünstigsten Beleuchtungen in einem Raum. „Sie ist unvariabel, kann in der Regel nur einen Punkt bestrahlen“, sagt von Thun.

Gemütlich werde ein Raum durch viele verschiedene Spots: die Stehlampe in der Ecke hinterm Sofa, zwei gleiche Wandlampen links und rechts seitlich des Esstischs, die bauchige Tischlampe – gleichermaßen Beleuchtungsund Designobjekt – in der Mitte des Sideboards und die indirekte Beleuchtung im Bücherregal. „Eigentlich sollte die Beleuchtung in einem Raum so gemacht sein, wie es auch die Natur vorsieht. Da ist die Grundbeleuchtung, die in der Wohnung für Orientierung sorgt, wie es draußen der Mond tut. Dank der Funktionsbeleuchtung, die für die Sonne steht, können wir Aktivitäten nachgehen – Lesen, Kochen, Essen, Arbeiten. Und dann gibt es das indirekte Licht, wie es auch die Wolken durchlassen. Das bekommt man daheim allerdings gemütlicher hin – mithilfe von Kerzen, die eine Wohlfühlatmosphäre zaubern“, so von Thun. Zusätzlich lassen sich in den eigenen vier Wänden noch Akzente setzen mit Spotlights, deren wesentliche Funktion darin besteht, einzelne Objekte wie Skulpturen oder einen kleinen Tisch aus dem 18. Jahrhundert zu betonen und zum Schimmern zu bringen.

Doch nicht nur die Platzierung und die Form einer Lampe spielen eine wichtige Rolle, sondern vor allem deren Inhalt. Ob dies noch Restbestände der guten, alten Glühbirne sind, LED-Leuchten oder Halogenlampen sei ein wichtiger Faktor, die verschiedenen Lichttechniken auch Teil der Kurse. „Mit Halogen lässt sich durchaus annähernd das natürliche Licht der Sonne abbilden“, weiß die Expertin. Auch Kerzen, Feuer und die Glühlampe bildeten durch ihren hohen Rotanteil deren Spektrum ab. Bei LED-Lampen muss man hingegen auf die Farbzusammensetzung achten. So lassen viele Blauanteile Licht kälter wirken, währen des mit mehr Gelbanteilen wärmer scheint. „Für das Büro mag LED eine gute Wahl sein, nicht jedoch für den Wohnbereich.“

Lichtquellen für Raumambiente
Lichtspender und Designobjekt: Dass eine Lampe beides sein kann, ist bei Lampada zu sehen.

Dabei läuft eher im Unterbewusstsein ab, wie gut wir uns mit unseren Lichtquellen fühlen. „Dazu gibt es zahlreiche Studien und Versuche“, erzählt von Thun. „So hat man in den Niederlanden vor einigen Jahren in einem Pflegeheim für Demenzkranke auf Energiesparlampen umgestellt. Aus Kostengründen. Mit der Zeit sind die Bewohner immer unruhiger geworden – bis man darauf kam, dass es am Licht lag und wieder zu Halogenlampen zurückgekehrt ist. Die Kranken wurden schnell wieder ruhiger.“ Die Ersparnis sei letztlich viel größer gewesen: weil die Menschen weniger Medikamente brauchten und das Heim weniger Personal zur Betreuung.

Diesen Effekt – Unruhe, erhöhte Anspannung und Aufmerksamkeit – mache man sich in Büros wiederum gezielt zunutze. Erzeugt werde er durch einen höheren Blauanteil in LED-Lampen. Auch Fernseher und Smartphones strahlten diesen ab. Und lasse viele Menschen abends deshalb nur schwer zur Ruhe kommen. „Auch darauf gehe ich in meinen Kursen ein: welche Rolle Hormone wie Serotonin oder Melatonin für einen guten Schlaf spielen und bei welchem Licht sie ausgeschüttet werden.“

Die Farbtemperatur einer Lichtquelle sorgt aber auch dafür, ob das neue Sofa zu Hause noch immer so gefällt wie zuvor im Möbelhaus. „Eine blaue Couch in Verbindung mit einem warmen Licht sieht oft bescheiden aus.“ Auch die Wandfarbe sollte zu Möbeln wie der Beleuchtung passen und im Raum immer ein sogenanntes Spannungsdreieck bilden. „Das hat nichts mit dem Mann daheim zu tun“, scherzt von Thun, in deren Kurse primär Frauen kommen.

Wenn die Stirnseite der Wand in Petrol gestrichen ist, sollte sich diese Farbe vielleicht an der linken Wand in einem Bild wiederfinden, auf der rechten Seite durch Sofakissen in der gleichen Farbe. Das empfinde das Auge als Wenn es nach Stilexpertin Astrid von Thun geht, sollten sich die Menschen viel mehr Gedanken über ihre Art zu Wohnen machen. Denn oft, so ihre Erfahrung, passen die Räume nicht zu ihnen. Mit indirektem Licht lassen sich viele Effekte erzielen. angenehm. Und diese Effekte ließen sich oft schon mit ein paar einfachen Tricks herbeiführen. „Farbige Accessoires kosten meist nicht viel. Im Bad reicht dafür mitunter schon ein Zahnputzbecher als Hingucker.“

Auch Vorhänge spielten eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden. Große, bodentiefe Fenster sind etwas tolles – besonders, wenn sie einen unverbauten Ausblick auf einen Wald oder eine grüne Wiese freigeben. „Doch was tagsüber so schön ist, kann sich nachts schnell ändern. Dann wirken die Fenster wie schwarze Löcher. Deswegen sollte man sich für die Zeit der Dunkelheit doch überlegen, Raffrollos oder Vorhänge anzubringen.“

Astrid von Thuns Trickkiste für schönes Wohnen scheint vor Fülle schier zu bersten. „Die Wohnung ist nach unserer Kleidung die dritte Haut. Dennoch wollen die Menschen nicht viel Zeit dafür investieren, um sich darin wohlzufühlen“, wundert sie sich immer wieder. Das fange dabei an, sich zu überlegen, was zu einem persönlich und zur Lebenssituation passe. Ob die derzeit gerade angesagte offene Küche mit Ess- und Wohnzimmer für jeden geeignet ist.

Lichtquellen sorgen für Ambiente im Raum
Wo und wie eine Leuchte angebracht ist, beeinflusst die Atmosphäre eines Raumes.

„Es ließen sich viele Konflikte entschärfen, wenn sich Paare vorher darüber im Klaren wären, ob er es beim Fußballschauen aushält, wenn sie währenddessen mit der Küchenmaschine hantiert“, sagt die Beraterin. Jemand, der das Thema Wohnen für sie bestens auf den Punkt bringt, ist der frühere britische Premierminister Winston Churchill, von dem viele kluge Zitate überliefert sind, wie auch dieses: „Wir denken, wir prägen unsere Räume – dabei prägen unsere Räume uns . . .“.

Text: Anja Kummerow
Fotos: Kat Pfeiffer (3), Mile Cindric (1)

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