Bildungscampus legt den Tagungsband zum Nicolaus-Copernicus Symposium 2023 „Welt, Körper, Geist“ vor
Vom 24. bis 26. März 2023 fand im Planetarium Nürnberg das zweite Nicolaus-Copernicus-Symposium „Welt, Körper, Geist – Der Platz des Menschen im Kosmos“ statt.
Klaus Herzig |
Veranstalter war der Bildungscampus Nürnberg in Zusammenarbeit mit Kortizes – Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs und dem Deutschen Museum Nürnberg. Das Symposium hat sich zum Ziel gesetzt, grundlegende Themen der Wissenschaft in einem interdisziplinären Ansatz aufgreifen und für ein breites Publikum verständlich darstellen. Es ist daher bewusst nicht als Fachtagung für Experten konzipiert, sondern als ein Ort für Neugierige und Interessierte, die sich hier einen Überblick über die verschiedenen Themenaspekte verschaffen wollen.
Es war Sigmund Freud, der als erster (und wohl nicht ganz uneigennützig) von den drei großen Kränkungen der Menschheit sprach – revolutionären Umwälzungen in der Sicht auf die Welt, den Menschen und seinen Geist, die mit den Namen Copernicus, Darwin und eben Freud verbunden sind. Copernicus rückte die Erde und damit den Menschen aus dem Mittelpunkt des Universums, Darwin nahm dem Menschen den Nimbus der Krone der Schöpfung und Freud versuchte nachzuweisen, dass der Mensch zum Großteil von unbewussten Trieben bestimmt wird und damit nicht einmal mehr Herr im eigenen Oberstübchen ist. Das Symposium ist in drei Sessions der Frage nachgegangen, wie der Stand der Erkenntnis zu den mit den Kränkungen (oder Erschütterungen des Weltbildes) verknüpften Themen Welt, Körper und Geist heute ist.

Ausgehend vom Staunen und dem „Gefühl des Geheimnisvollen“, wie es Einstein nannte, versucht die Wissenschaft die Geheimnisse der Welt aufzuklären und den Menschen von falschen Auffassungen der Wirklichkeit zu befreien. Die Zauberkunst wiederum lebt vom Geheimnis und Mysterium, vom Nicht-Wissen. Im Gegensatz zur Wissenschaft ist hier das Staunen über die Welt nicht der Ausgangspunkt aller Bestrebungen, sondern das Ziel. Der Zauberkünstler und Physiker Thomas Fraps warf in der Auftaktveranstaltung einen unterhaltsamen Blick auf die Begegnungen von Zauberkunst und Wissenschaft, lüftete einige Geheimnisse (historischer) Illusionen und machte so mit seiner speziellen Realitätstheorie die Grenzen zwischen Wissen und Nicht-Wissen erlebbar.
Der Kosmos im Kopf: Die Welt ist für uns Menschen das, was wir über sie zu denken in der Lage sind, also das, was wir uns unter ihr vorstellen. Alles, was wir über die Welt wissen oder zu wissen glauben, sammelt sich in unserem zentralen Denkorgan. Das Gehirn steuert Wahrnehmen, Denken und Handeln. Bestimmt es auch, was wir wollen? Oder sind es unsere Vorerfahrungen, die festlegen, was wir wollen? Können wir – wie Schopenhauer behauptete – tun was wir wollen, aber nicht wollen, was wir wollen? Mit diesen und weiteren Themen beschäftigte sich die Session „Geist.
Wir müssen unseren Körper nicht mehr so akzeptieren, wie er uns von der Natur geschenkt wurde. Wir können ihn nach unseren Vorstellungen formen und beeinflussen. Die Entwicklungen in der modernen Medizintechnik und Biotechnologie machen heutzutage körperliche Veränderungen denkbar, die wir uns vor einigen Jahrzehnten noch nicht mal vorstellen konnten. Die Session „Körper“ fragte daher: Schlagen wir der Evolution ein Schnippchen?
Über Jahrtausende waren nur Licht und Materie als Bausteine des Kosmos bekannt. Mitte des 20. Jahrhunderts kamen dann erste Hinweise auf, dass es daneben noch eine weitere Art von Materie geben muss, die sogar häufiger ist als normale Materie. Und Ende des Jahrhunderts zeigte die Analyse von Supernovahelligkeiten, dass das Weltall nicht nur expandiert, wie man es von der Urknalltheorie her auch erwartet, sondern dass sich seine Expansion durch eine unbekannte Energieform sogar beschleunigt. Plötzlich stelle sich heraus, dass man über einen großen Teil des Kosmos eigentlich nichts weiß. Und die angestrebte Vereinheitlichung aller physikalischen Gedankengebäude zu einer „Theorie für alles“ kommt auch nicht voran, ebenso wie die Erforschung der Elementarteilchen mit immer größeren Beschleunigern. Je mehr wir forschen, desto weniger scheinen wir in Wahrheit zu wissen. Die Session „Welt“ beschäftigte sich mit diesen offenen Fragen und suchte nach einem Ausblick auf ein neues Weltbild, das sich vielleicht am Horizont abzeichnet.
Der Bildungscampus Nürnberg freut sich, mit dem nun vorliegenden Tagungsband die Beiträge dieses zweiten Nicolaus-Copernicus-Symposiums dokumentieren und allen Interessierten zugänglich machen zu können. Der Band im ungefähren DIN A4-Format umfasst mit seinen 160 Seiten alle zehn Vorträge und die drei Podiumsdiskussionen. Er ist zum Preis von 19,80 Euro an der Rezeption der Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4, während der Öffnungszeiten (Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr, Samstag von 11 bis 16 Uhr) erhältlich.
