„UNESCO City of Literature“ - Nürnberg bewirbt sich um den Titel
Das UNESCO Creative Cities Network (UCCN) fördert seit 2004 Städte, die Kreativität als Motor nachhaltiger Entwicklung nutzen. Nürnberg strebt für 2025 die Aufnahme ins Netzwerk „Creative Cities of Literature“ an, um seine Literaturlandschaft international sichtbarer und diverser zu gestalten.
Die Stadt blickt auf eine reiche literarische Tradition zurück: Bereits im Mittelalter war sie ein Zentrum für Buchherstellung und -handel. Hier entstand die erste Papiermühle nördlich der Alpen (1390), die älteste kommunale Bibliothek Deutschlands (1370) sowie die erste Buchhandlung (1531). Die Schedelsche Weltchronik (1492/93) und der Behaim-Globus (1492, seit 2023 UNESCO-Weltdokument) sind Zeugnisse dieser Zeit. Die Nürnberger Meistersinger um Hans Sachs inspirierten Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1868).
Die Stadt erlebte jedoch auch dunkle Kapitel als Schauplatz der NS-Propaganda und der Nürnberger Prozesse. Heute stellt sie sich ihrer Verantwortung als „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ mit Gedenkorten wie z.B. dem Memorium Nürnberger Prozesse.
Gegenwärtig bietet Nürnberg eine lebendige Literaturszene mit unabhängigen Buchhandlungen, Literaturfestivals und -häusern. Vielfältige Veranstaltungsformate, von fränkischer Mundart bis zu internationalen Stimmen, prägen das literarische Leben. Mit der Bewerbung als UNESCO-Literaturstadt möchte Nürnberg seine kulturelle Identität weiter stärken und international vernetzen.
10 Punkte für Nürnberg
1. Erste Plätze
Älteste Papiermühle nördlich der Alpen (1390), älteste kommunale Bibliothek Deutschlands (seit 1370), älteste Buchhandlung Deutschlands (seit 1531): Nürnberg war über Jahrhunderte hinweg ein bedeutendes Zentrum für Literatur, Buchdruck und Sprachpflege. Durch ihre wirtschaftliche Stärke, ihr aufgeschlossenes Bürgertum und ihre engen Verbindungen zu Humanisten entwickelte sich die Stadt zu einem führenden Ort der Wissensvermittlung und literarischen Kultur.
2. Weltwissen um 1500
Weltkulturerbe Behaim-Globus (1492), Schedel’sche Weltchronik (1493): Um 1500 war Nürnberg ein führendes Zentrum für Wissenschaft, Technik und Humanismus. Der Buchdruck florierte unter Anton Koberger, dessen Werkstatt mit der Schedelschen Weltchronik (1493) eines der ersten illustrierten Geschichtsbücher veröffentlichte und Wissen weit verbreitete. Auch das Hauptwerk von Nikolaus Kopernikus, Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären, wurde erstmals in Nürnberg gedruckt. Regiomontanus trieb Astronomie und Mathematik voran, Martin Behaim schuf den ersten Globus und Humanisten wie Willibald Pirckheimer und Philipp Melanchton förderten Bildung und Reformen. Als Handels- und Innovationsstadt verband Nürnberg mittelalterliches Wissen mit den Ideen der Renaissance und prägte die Wissenschaftsentwicklung nachhaltig.
3. Goldene Blumentöpfe
Der Pegnesische Blumenorden, einzige noch bestehende literarische Gruppe barocken Ursprungs (seit 1644): Der Orden wurde von Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj ins Leben gerufen, um die deutsche Sprache und Dichtung zu pflegen und weiterzuentwickeln. Benannt wurde er nach dem Fluss Pegnitz, der durch Nürnberg fließt. Seine lange Tradition macht den Pegnesischen Blumenorden zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Literaturgeschichte und zu einem einzigartigen Beispiel für zeitüberdauerndes Interesse an Sprache und Poesie. Der Orden verleiht deshalb jährlich den „Goldenen Blumentopf“ an Personen für ihr literarisches Schaffen im Irrhain, dem im Kraftshofer Forst gelegenen Versammlungsort.

4. Herzensergießungen
Nürnberg als Sehnsuchtsort der Romantik: Die Romantiker suchten Orte, die Geschichte atmen. Nürnberg mit seinen verwitterten Mauern, versteckten Innenhöfen und mittelalterlichen Großbauwerken wie der Burg schien wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Die deutschen Romantiker Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, aber auch englischsprachige Autoren wie Henry Wadsworth Longfellow fanden hier ihre Inspiration.

5. Literarische Topographien
Reichsparteitagsgelände, Schloss der Schriftsteller, Memorium Nürnberger Prozesse, Kulturareal Kongresshalle: Nürnbergs literarische Topografien verbinden Geschichte, Erinnerung und Kultur. Diese Orte spiegeln historische Ereignisse wider und inspirieren literarische Auseinandersetzungen mit ihnen. Sie schaffen Raum für Aufarbeitung, fördern das kulturelle Gedächtnis und bieten einen Ort für Reflexion und kreativen Ausdruck.
6. texttage.nuernberg, WortWärts, Lesen!, LesArt und Poetenfest
Innovative Literaturfestivals in Nürnberg und der Metropolregion: Literaturfestivals bereiten dem Austausch zwischen Literaturschaffenden und Lesenden eine Bühne, bringen neue Strömungen in die Öffentlichkeit und stärken das Interesse an Sprache. Mit Lesungen, Diskussionen und Workshops setzen sie kreative Impulse und bereichern den literarischen Diskurs. Zudem tragen sie zur Weiterentwicklung der Sprache bei, indem sie junge Talente unterstützen und literarische Vielfalt sichtbar machen.
7. Artikel 19
Straße der Menschenrechte, Menschenrechtspreis, Writers-in-Exile Programm des deutschen PEN-Zentrums, Internationales Filmfestival der Menschenrechte: Nürnberg hat sich von einem historischen Schauplatz des NS-Regimes zu einer „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ gewandelt. Mit Gedenkstätten, Ausstellungen und Initiativen wie dem Internationalen Menschenrechtspreis setzt die Stadt ein Zeichen für Aufklärung und Verantwortung. Durch Kunst, Dialog und Bildungsangebote schafft Nürnberg Räume für Begegnung und Erinnerung, um die Vergangenheit aufzuarbeiten und eine bessere Zukunft zu gestalten.

8. Alle Himmelsrichtungen
Lesen und Schreiben in den elf Nürnberger Kulturläden, im Bildungszentrum, Künstlerhaus, Literaturzentrum KUNO e.V., Literaturhaus e.V.: Lesen und kreatives Schreiben fördern Ausdruck, Sprachgefühl und kritisches Denken. Dezentrale und niederschwellige Bildungsangebote helfen, Gedanken klar zu formulieren, Fantasie zu stärken und Sprache bewusst zu nutzen. Besonders für junge Menschen sind sie wertvoll, da sie Selbstbewusstsein im Schreiben entwickeln und kreative Lösungen finden. Zudem tragen die Angebote zur kulturellen Bildung und gesellschaftlichen Teilhabe bei.

9. Nürnberg glokal
Von fränkischen WortkünstlerInnen zu „Literatur ohne Grenzen“ und dem Amt für Internationale Beziehungen: Nürnberg verbindet in seiner Literaturszene auf besondere Weise globale Einflüsse mit lokaler Identität. Die Stadt fördert internationale literarische Vernetzung und bleibt zugleich ihrer eigenen Geschichte als Buch- und Druckzentrum treu.
10. Desi, Klüpfel, Luise, EdelExtra und Curt
Junge Autor*innen und ihre multimedialen Orte: Virtuelle und analoge multimediale Orte bieten jungen Autor*innen neue Möglichkeiten, ihre Geschichten zu erzählen. Das geschriebene Wort tritt hier in einen kreativen Dialog mit Video, Audio, Performance und digitalen Medien.