Zum Hauptinhalt springen

200 Jahre „Ohm“

Die Technische Hochschule Nürnberg feiert runden Geburtstag .

Klaus Herzig |

MINT

Die heutige Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm hat eine lange und bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in das Jahr 1823, als in Nürnberg die „Städtische Polytechnische Schule“ gegründet wird. Zehn Jahre später wird der Physiker Georg Simon Ohm – er hatte schon das später nach ihm benannte Gesetz formuliert – als Professor für Physik berufen. Heute ist „die Ohm“ mit rund 13.000 Studierenden bundesweit eine der größten Hochschulen ihrer Art und feiert stolz ihren 200. Geburtstag und ihren 9. Namen.

Ohm 200 Jahre
Die Georg-Simon-Ohm Hochschule feiert 200-jähriges Jubiläum / © Technische Hochschule Nürnberg

Am Anfang der Geschichte steht die Idee des Nürnberger Bürgermeisters Johannes Scharrer, Handwerkern die damals aktuelle Technik und Formgebung zu vermitteln. 1823 startete die Städtische Polytechnische Schule als erste Lehranstalt dieser Art in Bayern, die gleichzeitig zu den ersten technischen Lehranstalten Europas gehörte. Erster Unterrichtsort war das ehemalige Augustinerkloster, später erfolgte der Umzug in den heutigen Bauhof.

1833 ordnete das junge Königreich Bayern das Schulwesen neu und verstaatlichte die Polytechnische Schule. Zugleich wurde der Physiker Georg Simon Ohm in den Lehrkörper berufen. Deshalb hier ein paar Sätze zu Ohm:

Georg Simon Ohm wurde am 16. März 1789 in Erlangen geboren. Er entstammte einer Familie von Handwerkern und Gelehrten und erhielt eine umfassende Ausbildung, zunächst von seinem Vater, der auch Mathematiklehrer war, und ab 1805 an der Universität Erlangen. Dort studierte er Mathematik, Physik und Philosophie.

Die bedeutendste Leistung von Ohm war die Entdeckung des elektrischen Widerstands und die Formulierung des nach ihm benannten Ohm'schen Gesetzes. In seinem Werk "Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet" aus dem Jahr 1827 präsentierte er seine bahnbrechenden Experimente und theoretischen Erkenntnisse. Ohm stellte fest, dass der elektrische Strom proportional zur Spannung und umgekehrt proportional zum Widerstand ist, wodurch er den Zusammenhang zwischen diesen Größen mathematisch beschreiben konnte.

Obwohl diese Arbeit revolutionär war, wurde sie zunächst von der wissenschaftlichen Gemeinschaft weitgehend abgelehnt. denn er betrieb das, was man heute „Grundlagenforschung“ nennen würde. Seine Theorien und Experimente wurden als kontrovers und unkonventionell angesehen. Erst Jahre später erkannten andere Wissenschaftler, darunter Gustav Kirchhoff und James Clerk Maxwell, die Bedeutung von Ohms Arbeit und bestätigten seine Theorien durch weitere Experimente und mathematische Analysen. Schließlich erhielt Ohm 1841 die verdiente Anerkennung, als die Royal Society in London sein Werk mit der Copley-Medaille auszeichnete und seine Arbeit international bekannt wurde.

Georg Simon Ohm
Namensgeber der Technischen Hochschule - Georg Simon Ohm / © Archivist

Von 1839 an leitete er die Polytechnische Schule und lieferte Beiträge zur Technisierung des Nürnberger Gewerbes. In seiner Nürnberger Zeit hat er vor allem an seinem Gesetz zur Akustik und an einigen unvollendeten Studien gearbeitet. 1849 holte ihn König Maximilian II. von Bayern an die Universität München, wo er zunächst eine außerordentliche, ab 1852 eine ordentliche Professur für Experimentalphysik innehatte und Leiter des physikalischen Kabinetts der Universität München war. Doch auch Nürnberg hatte ihn nicht vergessen und ernannte ihn 1850 zum Ehrenbürger. Georg Simon Ohm verstarb am 6. Juli 1854 im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

Ohms Entdeckungen hatten einen enormen Einfluss auf das Feld der Elektrotechnik und waren von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung von elektronischen Geräten und Systemen. Sein Gesetz bildete die Grundlage für das Verständnis der elektrischen Schaltungen und diente als Leitfaden für Ingenieure und Wissenschaftler bei der Entwicklung neuer Technologien. Heute ist das Ohm'sche Gesetz ein grundlegender Bestandteil der Elektrotechnik und wird in zahlreichen Anwendungen wie Stromversorgung, Telekommunikation und Elektronik angewendet.

Doch nun zurück zur Polytechnischen Schule und die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Schule wurde in mehreren Schritten zuerst zur „Industrieschule“, dann zum „Königlich Bayerisches Technikum“ und schließlich zur „Höhere Technische Staatslehranstalt Nürnberg“. Anlässlich der Hundertjahrfeier 1933 erhielt die Einrichtung den Namen „Ohm-Polytechnikum Nürnberg“. Neben dem technischen Zweig kam 1935 nach Auflösung der Städtischen Bauschule der Hochbau als Lehrgebiet dazu. 1971 schließlich wurde eine Fachhochschule als eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit den Ausbildungsrichtungen Technik, Wirtschaft, Sozialwesen und Gestaltung gegründet.

Die Ausbildungsrichtung Wirtschaft ging aus der Höheren Wirtschaftsfachschule der Stadt Nürnberg hervor. Den Fachbereich Sozialwesen steuerten die Höhere Fachschule für Sozialarbeit und die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik der Stadt Nürnberg bei. Vorläufer der Ausbildungsrichtung Gestaltung waren der noch im Kaiserreich gegründete „Offene Zeichensaal“ und die 1968 errichtete Höhere Fachschule für Grafik und Werbung der Stadt Nürnberg.

1983 wurde der Fachhochschule in Andenken an die größte Vorgängerinstitution der Name „Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg“ verliehen, der das besondere Profil der Hochschule unterstreichen soll. Ab 2007 hieß die Hochschule zur „Georg-Simon-Ohm-Hochschule für angewandte Wissenschaften - Fachhochschule Nürnberg“ (kurz: Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg). 2013 bestätigte der Erfolg im Wettbewerb um den Titel „Technische Hochschule“ die erfolgreiche Entwicklung, die Hochschule hieß von da an und bis heute „Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm“, seit 2023 kurz auch „die Ohm“.

„Die Ohm“ feiert nun ihr 200-jähriges Jubiläum auch in der Nürnberger Innenstadt: In einem sog.  Pop-up-Store „Ohm City“ in direkter Nachbarschaft zum Zukunftsmuseum am Augustinerhof 3 präsentiert sie sich noch bis Ende Juli mit all ihren Facetten. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen im Pop-up-Store und zum Jubiläum finden sich unter www.th-nuernberg.de/jubilaeum.

 

Dieser Beitrag entstand unter Verwendung von Material der Hochschulkommunikation der Technischen Hochschule Nürnberg

Bildnachweis: Bild © Technische Hochschule Nürnberg

Wenn Sie den Artikel mögen?

Teilen Sie den Artikel mit Ihren Freunden