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Am Himmel sieht man immer weniger Sterne

Unsere Milchstraße enthält nach den neuesten Schätzungen zwischen 150 und 200 Milliarden Sterne.

Klaus Herzig |

MINT, Planetarium

Unsere Milchstraße enthält nach den neuesten Schätzungen zwischen 150 und 200 Milliarden Sterne. Gesehen hat die allerdings noch Niemand. Denn selbst mit großen Teleskopen oder mit Satelliten kann man nur einen Teil der Sterne unserer Galaxis beobachten, der Rest ist zu weit entfernt, zu lichtschwach oder hinter Gas- und Staubschleiern verborgen. Daten wie Position oder Helligkeit sind durch die derzeit noch laufende Satellitenmission GAIA für 1 bis 2 Milliarden Sterne in hoher Genauigkeit verfügbar. Die Ergebnisse stehen übrigens kostenlos für alle zur Verfügung, die sich dafür interessieren. Details findet man auf der Website des Zentrums für Astrophysik Heidelberg, einem der deutschen GAIA-Zentren. Und im Planetarium informiert die Fulldome-Show „Milliarden Sonnen – Eine Reise durch die Galaxis über die Mission.

Sternenhimmel
/ © ESA

Bleiben wir im Planetarium: dort können mit dem Zeiss-Projektor ca. 9.000 Sterne an die Kuppel projiziert werden, mit der digitalen Fulldome-Technik sind es etwa 100.000. Da man aber nur jeweils eine Himmelshälfte beobachten kann, müsste man für den Blick von Nürnberg aus die Zahlen halbieren. Aber wie viele Sterne kann man von hier aus tatsächlich mit bloßem Auge am Himmel sehen?

Diese Zahl hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zuerst natürlich von der Helligkeit des Sterns, der Mondphase (der Vollmond überdeckt mit seinem Licht die Sterne in seiner Umgebung), der Sehkraft des Beobachters, den Wetterbedingungen und dann noch von der so genannten Lichtverschmutzung. Es ist klar, dass man bei bewölktem Himmel nur wenige oder gar keine Sterne sehen kann. Aber auch die Helligkeit der Umgebung überstrahlt die Himmelsobjekte. Wer also viele Sterne funkeln sehen will (was durch die Atmosphäre verursacht wird), muss sich einen möglichst dunklen Ort und klaren Himmel suchen. Und er oder sie sollte natürlich auch gute Augen haben – Kurzsichtigkeit ist hier kein Vorteil.

Im Laufe der Nacht ziehen immer wieder neue Sterne am Horizont herauf und die Sichtbarkeit einzelner Sterne ändert sich auch mit den Jahreszeiten. Bei den Verhältnissen in Europa kann man davon ausgehen, im Laufe eines Jahres bis etwa 4.000 Sterne in einer Nacht sehen zu können. In einer Stadt wie Nürnberg, mit dem Licht der Straßen und Häuser, den Schweinwerfern der Autos und anderen Lichtquellen, reduziert sich diese Zahl aber beträchtlich. In den Außenbezirken werden es wohl nur noch einige hundert Sterne sein, die zu sehen sind, im Stadtzentrum wahrscheinlich sogar nur wenige Dutzend. Da wird es dann schon schwierig, selbst helle und bekannte Sternbilder wie den Großen Wagen, Kassiopeia oder Orion zu entdecken. Weltweit gibt es daher Initiativen, die sich für einen Erhalt des dunklen Nachthimmels einsetzen. Aber auch die Reinheit der Luft spielt eine Rolle. Auch bei wolkenlosem Himmel ist die Atmosphäre auf der Nordhalbkugel der Erde oft dunstverhangen. Wer einmal auf die Südhalbkugel gereist ist, die von diesen Schwebeteilchen in der Luft weit weniger betroffen ist, konnte den Unterschied beim Blick an den Sternenhimmel sehr deutlich wahrnehmen. Insgesamt aber ist die Antwort auf die alte Frage des Kinderliedes „Weißt Du wie viel Sternlein stehen?“ nur mit „Zu wenige“ zu beantworten.

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