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Die Lichter in meiner Straße

Citizen-Science-Projekt "Nachtlichter" zählt Lichter in Nürnberger Wohnvierteln

Klaus Herzig |

MINT

Mit dem Begriff Lichtverschmutzung ist die übermäßige oder unnötige Beleuchtung in der Nacht gemeint, die zu einer unerwünschten Helligkeit und Streuung von künstlichem Licht führt. Sie tritt insbesondere in dicht besiedelten Gebieten auf und ist aus verschiedenen Gründen ein Problem.

Lichtverschmutzung stört die natürlichen Ökosysteme und hat negative Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Insekten. Viele Lebewesen, insbesondere nachtaktive Tiere, sind auf die Dunkelheit angewiesen, um ihre biologischen Rhythmen, Fortpflanzungszyklen und Wanderungen zu regulieren. Künstliches Licht kann ihre natürlichen Verhaltensweisen stören, zu Verwirrung führen und den Lebensraum zerstören. Die Lichtverschmutzung kann daneben auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Ein übermäßiger oder ungeeigneter Einsatz von künstlichem Licht in der Nacht kann den Schlaf-Wach-Rhythmus stören und zu Schlafstörungen führen. Er wird auch mit anderen gesundheitlichen Problemen wie hormonellen Störungen, Stimmungsänderungen, Augenerkrankungen und sogar einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht.

In der heutigen Zeit besonders wichtig: Eine ineffiziente oder übermäßige Beleuchtung führt zu einem hohen Energieverbrauch und der Verschwendung von Ressourcen. Licht, das in den Himmel oder in Bereiche abgestrahlt wird, in denen es nicht benötigt wird, verbraucht zusätzliche Energie und trägt zu erhöhten CO2-Emissionen bei. Und schließlich erhöht künstliches Licht die Helligkeit des Nachthimmels und verringert die Sichtbarkeit von Sternen, Planeten und anderen Himmelsobjekten. Dadurch wird die wissenschaftliche Forschung, aber auch das allgemeine Interesse an der Astronomie beeinträchtigt.

Peking bei Nacht
Peking erstrahlt bei Nacht in einem riesigen Lichtermeer. / © Lelebj

Um die Probleme der Lichtverschmutzung zu minimieren, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, wie die Verwendung von angemessener Beleuchtungstechnologie, die Reduzierung von übermäßiger Beleuchtung, die Verwendung von Bewegungssensoren und Zeitsteuerungen, die Abschirmung von Lichtquellen und die Förderung von bewusstem und verantwortungsvollem Umgang mit künstlichem Licht.

Doch davor steht erst einmal die Analyse. Wie viele Lichtquellen gibt es in verschiedenen Raumnutzungstypen (Innenstadt, Wohngebiet, Land) und wie ändert sich die Lichtnutzung über die Abend- und Nachtstunden? Welche Lichtquellen, z. B. Straßenlaternen, Fenster, Leuchtreklamen, tragen dazu bei? „Nachtlicht-BüHNE“ ist ein Projekt, das schon seit einigen Jahren Freiwillige mit Forscherinnen und Forschern zusammenbringt, um hierzu neue Erkenntnisse zu gewinnen. Der Projektname ist eine Abkürzung und stand ursprünglich für „Bürger-Helmholtz-Netzwerk für die Erforschung nächtlicher Lichtphänomene“. Im Rahmen des Projekts wurde die Nachtlichter-App entwickelt, mit der sich künstliche Beleuchtung von Jedermann dokumentieren und räumlich erfassen lässt.

Dieses Jahr gibt es eine Besonderheit: man kann sich auch mit der Vermessung einer einzelnen Straße beteiligen! In der diesjährigen Kampagne “Zeit für die Nacht”, die vom 1. September bis 31. Oktober läuft, will man herausfinden, wie sich die Nutzung der Beleuchtung im Laufe des Abends und der Nacht verändert. Wie viele Unternehmen schalten zum Beispiel spätabends ihre Leuchtreklame aus und gibt es regionale Unterschiede? Dazu braucht es Personen, die eine oder mehrere Straßen mindestens zweimal ablaufen, wobei zwischen den Begehungen wenigstens eine Stunde vergangen sein muss.

Nürnberg bei Nacht
Nürnberg am Abend / © Garten-GG

Hier kommen nun interessierte Nürnbergerinnen und Nürnberger ins Spiel. Zunächst muss ein Online-Tutorial durchgearbeitet werden, um alles zu erfahren, was man über die verschiedenen Formen von Lichtern wissen muss und wie man sie in der App zählen kannst. Dann die App auf dem Mobiltelefon installieren, in der App einen bestehenden Straßenabschnitt auswählen bzw. einen neuen Straßenabschnitt definieren, und loslaufen. Zum Beispiel mit dem Hund Gassi gehen. Oder vor dem Schlafengehen noch etwas frische Luft schnappen.

Klingt noch recht kompliziert? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lust auf Morgen – Wissen schafft Zukunft“ des Bildungscampus widmen wir uns am Samstag, den 16. September von 11 bis 16 Uhr in der Stadtbibliothek Zentrum dem Themenkomplex „Citizen Science“ und stellen dabei auch die Nachtlichter vor. Wenn es also Probleme oder Fragen gibt, kann man sich hier unkompliziert Rat und Hilfe holen und dann starten. Mitmachen lohnt sich auf jeden Fall – für die Umwelt.

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