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Die Klimageschichte der vergangenen 12.000 Jahre komplexer als bislang angenommen

In Kairo findet derzeit die UN-Weltklimakonferenz COP27 statt. Wir wollen daher hier im Blog während der Veranstaltungsdauer Beiträge zum Thema Klima und Klimawandel veröffentlichen.

MINT

Diverse Faktoren beeinflussen das Klima, und nicht in allen Regionen der Welt ist das Feedback auf solche Faktoren einheitlich. So kommen etwa Klimamodelle und Temperaturrekonstruktionen zu unterschiedlichen Schlüssen zum Klima der vergangenen 12.000 Jahre, die erdgeschichtlich als Holozän bezeichnet werden. Man spricht hierbei vom „Holozän-Temperaturrätsel“.

Das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen berichtet nun in einer Pressemitteilung von den Ergebnissen eines internationalen Forschungsprojektes. Für die Studie wurde die größte verfügbare Datenbank mit Temperaturrekonstruktionen aus der Vergangenheit genutzt, um die geografischen Muster der Temperaturveränderungen während des Holozäns zu untersuchen.

Forschende greifen auf Klimamodelle und Rekonstruktionen des vergangenen Klimas zurück, um Aussagen zum Klima der Zukunft machen zu können. Zu verstehen, wie und warum sich das Klima in der Vergangenheit verändert hat, ist dabei wichtig, um die Modelle zu testen und Unsicherheiten bei Klimavorhersagen zu verringern. In diesem Zusammenhang wurden die Veränderungen der durchschnittlichen Oberflächentemperatur der Erde während der aktuellen Zwischeneiszeit, dem Holozän (etwa die letzten 12.000 Jahre), in der Forschung eingehend diskutiert. Rekonstruktionen vergangener Temperaturen scheinen darauf hinzudeuten, dass die globale Durchschnittstemperatur vor etwa 6.000 Jahren ein Maximum erreichte und sich bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Klimakrise während der industriellen Revolution abkühlte. Klimamodellsimulationen deuten dagegen auf eine kontinuierliche Erwärmung seit Beginn des Holozäns hin. Im Jahr 2014 nannten Forschende diese große Diskrepanz zwischen Modellen und vergangenen Klimabeobachtungen das "Holozän-Temperaturrätsel".

Jakobshavn Isbræ Gletscher
82 % der Fläche Grönlands sind vom Grönländischen Inlandeis bedeckt

Das internationale Team stellte nun fest, dass es – anders als bisher angenommen – in den vergangenen 12.000 Jahren keine global synchrone Wärmeperiode gab. Stattdessen finden sich die wärmsten Temperaturen zu unterschiedlichen Zeiten nicht nur in verschiedenen Regionen wieder, sondern auch zwischen Ozean und Land. Während beispielsweise die wärmste Temperatur in Westeuropa und Nordamerika vor 4000 bis 8000 Jahren erreicht wurde, kühlte sich die Oberflächentemperatur der Ozeane in den mittleren und hohen Breiten seit etwa 10.000 Jahren ab und blieb in den Tropen stabil. Dies, schlussfolgern die Forschenden, werfe die Frage auf, wie aussagekräftig Vergleiche der globalen Mitteltemperatur zwischen Rekonstruktionen und Modellen tatsächlich sind.

Da Ökosysteme und Menschen nicht von der mittleren Temperatur der Erde, sondern von regionalen und lokalen Klimaveränderungen betroffen sind, müssen die Modelle die räumlichen und zeitlichen Muster des Klimawandels richtig erfassen, um den politischen Entscheidungsträgern eine Orientierungshilfe zu geben.

Quelle: idw-online.de/de/news802307

 

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