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Klimaschwankungen in Ostafrika als Motor für die Entwicklung des Menschen

In Kairo findet derzeit die UN-Weltklimakonferenz COP27 statt. Wir wollen daher hier im Blog während der Veranstaltungsdauer Beiträge zum Thema Klima und Klimawandel veröffentlichen.

MINT

In Afrika stand, das ist unter den Anthropologen inzwischen Konsens, die Wiege der Menschheit. Bei der Evolution des Menschen hat das Klima eine entscheidende Rolle gespielt. So waren wohl klimatische Veränderungen dafür verantwortlich, dass einzelne Menschen- und Frühmenschengruppen Afrika verließen und so nach Europa und Asien auswanderten.

Über neue Ergebnisse dazu berichtet die Universität Köln in einer Pressemitteilung: Trotz zahlreicher Fossilfunde von Hominiden in Ostafrika aus mehr als fünfzig Jahren waren die regionalen Umweltbedingungen während der Entwicklung und Ausbreitung des modernen Menschen und seiner Vorfahren bislang noch nicht ausreichend geklärt. Insbesondere für das Pleistozän (Eiszeit) vor 2.580.000 bis 11.700 Jahren gibt es keine kontinuierlichen und präzisen Paläo-Umweltdaten für den afrikanischen Kontinent.

Drei Schlüsselphasen mit unterschiedlichen, dramatischen Klimaschwankungen im östlichen Afrika fielen mit Verschiebungen in der Entwicklung und Ausbreitung der Hominiden (alle menschlichen Vorfahren der Gattung Homo einschließlich des heutigen Menschen) in den letzten 620.000 Jahren zusammen. Das ergab eine Rekonstruktion der damaligen Umweltbedingungen anhand von Seesedimenten aus der unmittelbaren Nähe wichtiger paläoanthropologischer Siedlungsstätten in Südäthiopien. Die Bohrkerne können zeigen, wie unterschiedliche Klimaveränderungen den biologischen und kulturellen Wandel der Menschen in der Vergangenheit beeinflusst haben.

Klimaschwankungen in Ostafrika
Bei der Evolution des Menschen hat das Klima eine entscheidende Rolle gespielt. / © Frank Schäbitz

Konkret fand man heraus, dass eine Phase langanhaltender und relativ stabiler feuchter Bedingungen von etwa 620.000 bis 275.000 Jahren vor heute günstige Lebensbedingungen für die Hominidengruppen des Gebietes bedeuteten. Diese im Allgemeinen stabile und feuchte Phase wurde jedoch durch eine Reihe kurzer, abrupter und extremer Trockenheitsschübe unterbrochen. Das führte wahrscheinlich zu einer Aufsplitterung der Lebensräume, Verschiebungen in der Geburten- und Sterberate und sogar zum Aussterben lokaler Gruppen. Das beförderte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Aufspaltung der Hominiden in viele geografisch und anatomisch unterschiedliche Gruppen sowie die Abspaltung unserer modernen menschlichen Vorfahren von archaischen Gruppen.

Darauf folgte zwischen ca. 275.000 und 60.000 Jahren vor heute eine Phase mit erheblichen Klimaschwankungen, die immer wieder zu Veränderungen der Lebensräume in diesem Gebiet führte: von üppiger Vegetation mit tiefen Süßwasserseen zu sehr trockenen Landschaften, in denen ausgedehnte Seen zu kleinen salzhaltigen Pfützen vertrockneten. In dieser entscheidenden Phase entwickelte sich auch Homo sapiens, der moderne Mensch, in Ostafrika. Wichtige soziale, technologische und kulturelle Innovationen in dieser Phase wappneten die Menschen womöglich vor den schärfsten Auswirkungen der wiederkehrenden Umweltveränderungen.

In der Phase von etwa 60.000 bis 10.000 Jahren vor heute traten die extremsten Klimaschwankungen auf, darunter die trockenste Phase der gesamten Aufzeichnung. Diese Phase könnte den kontinuierlichen kulturellen Wandel der Bevölkerung beschleunigt haben. Das Forschungsteam geht davon aus, dass das kurzzeitige Überlappen von Feuchtigkeitsschüben in Ostafrika mit feuchten Phasen in Nordostafrika und im Mittelmeerraum günstige Migrationsrouten aus Afrika heraus entlang einer Nord-Süd-Achse entlang des Ostafrikanischen Grabensystems und in die Levante, die Küstenregionen des östlichen Mittelmeeres, eröffnete, was die globale Ausbreitung des Homo sapiens ermöglicht haben könnte.

Angesichts der aktuellen Bedrohungen durch den Klimawandel und die Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen für den menschlichen Lebensraum ist es wichtiger denn je, die Beziehung zwischen Klima und menschlicher Entwicklung zu verstehen.

Quelle: https://idw-online.de/de/news801878

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