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Von Pflaumenregen, Zukunftsmusik und düsteren Dystopien

Bei den texttagen.nuernberg lesen prominente Autorinnen und Autoren aus ihren Werken, sprechen mit dem Publikum und bieten Schreibworkshops an.

Gast Autor*in |

Literatur, Bildungszentrum, Stadtbibliothek

Literaturfans treffen sich wieder zu texttagen und textualienmarkt

Fanni aus Deutschland und Junya aus Japan sind Digital Natives. Das „Real Life“, das „echte Leben“, bietet ihnen nicht, was sie suchen. Also versinken sie immer mehr in der
Welt des Darknets und der Videospiele, wo sie Abenteuer und Zugehörigkeit suchen. Schließlich gehen Fanni und Junya über Leichen. Mit seinem aktuellen Roman „Creep“ gehört Philipp Winkler zu den Gästen der texttage.nuernberg in der Katharinenruine in Nürnberg. „Philipp Winkler hatte schon immer einen Hang zu Außenseitern“, sagt Festivalleiterin Grażyna Wanat. „Creep“ sei eine Dystopie, die in der Gegenwart spielt.
Bei den texttagen.nuernberg vom 08. bis 10. Juli lesen sieben prominente Autorinnen und Autoren aus ihren Werken, sprechen mit dem Publikum und bieten Schreibworkshops an. Für letztere muss man sich bewerben. Parallel zeigt auf dem textualienmarkt die fränkische Szene mit über 30 Veranstaltungen ihre Vielfalt und lädt zum Mitmachen, Zuhören und Netzwerken ein.
Den Auftakt bei den texttagen.nuernberg macht am Freitag Daniel Schreiber. Er liest aus seinem Buch „Allein“, einem sehr persönlichen Werk über Einsamkeit.

Autor Philipp Winkler
Philipp Winkler liest bei den texttagen aus seinem Roman „Creep“ / © Kat Kaufmann

Auch die anderen geladenen Autorinnen und Autoren haben Bestseller geschrieben. Katerina Poladjan, 1971 in Moskau geboren und in Rom und Wien aufgewachsen, liest aus ihrem Roman „Zukunftsmusik“ über eine Familie, die in Sibirien den Anfang vom Ende der Sowjetunion erlebt. Monika Peetz hat sich vor allem als Drehbuchautorin und Dramaturgin für den Tatort, als Autorin der Bestsellerreihe „Die Dienstagsfrauen“ sowie als Mentorin beim renommierten Nürnberger Autorenstipendium einen Namen gemacht. Bei den texttagen liest sie aus ihrem Werk „Sommerschwestern“. Darin folgen vier Schwestern einer Einladung ihrer menschlich schwierigen Mutter an die Nordsee. Stephan Thome lebt seit zwölf Jahren in Taiwan. In Nürnberg liest er aus seinem Buch „Pflaumenregen“, das von einer familiären Tragödie in Taiwan in den 1940er-Jahren handelt. Die gebürtige Schweizerin Zoë Jenny wurde 1997 mit ihrem Debütroman „Das Blütenstaubzimmer“ berühmt. Nun liest sie aus ihrem aktuellen Buch „Der verschwundene Mond“. Darin geht es um einen Astronomen, der bemerkt, dass er über die Weiten des Universums mehr weiß als über Ehefrau und Tochter. Yannic Han Biao Federer stellt bei den texttagen seinen Roman „Tao“ vor. Dessen Titelheld will seine Familiengeschichte erforschen und begibt sich auf Spurensuche nach China, Indonesien und Deutschland.

textualienmarkt texttage.nuernberg
Auf dem textualienmarkt während der texttage.nuernberg kommt die hiesige Literaturszene zusammen - umsonst und draußen / © Sebastian Herbst

Es seien aber keine typischen Lesungen, sagt Grażyna Wanat: „Sie sind auf eine Stunde begrenzt und haben ein bestimmtes Thema. Die Autorinnen und Autoren lesen einige Minuten, die Moderatorin stellt einige Fragen." Danach spricht das Publikum mit den Gästen über die Entstehung des Buches und bekommt so intime Einblicke in Alltag und Literaturproduktion. Am 9. und 10. Juli, jeweils von 13 bis 18 Uhr, öffnet parallel der textualienmarkt, ein Open-Air- Event rund um die Katharinenruiene. „Es ist eine Spielwiese, bei der auch experimentellere Literaturformate ausprobiert werden“, sagt Kathleen Röber, Festivalleiterin und Literaturkoordinatorin am Bildungscampus. Der Kreativität der Mitwirkenden sind keine Grenzen gesetzt: Wort, Kunst, Musik und Social-Media-Crossover-Formate – alles ist möglich. „Die Inhalte gestalten die Akteure selbst“, so Röber. „daraus kuratiert das Festivalteam dann das Programm.“ Geplant sind unter anderem die Sonderaktionen wie „Wir verschenken Poesie“ mit über 200 Gedichten und Haikus sowie erstmals ein interaktives Kunstevent. „Die Premiere dieses Beteiligungsformates war 2021 ein voller Erfolg. Es kamen über 70 fränkisch Einzelakteure zusammen“, erzählt Kathleen Röber. „So wird die fränkische Literaturszene gut abgebildet. Es geht um ihre Vielfalt und Sichtbarkeit. Der textualienmarkt ist Veranstaltungsort und Treffpunkt der Szene.“


Text: Philipp Demling
Fotos: Kat Kaufmann, Kasia Prusik Lutz

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