Katharinenkloster im neuen Gewand
Unbemerkt des 650-jährigen Geburtstags der Stadtbibliothek fand im letzten Jahr in unmittelbarer Nähe noch ein weiteres Jubiläum statt: Das Gebäude des ehemaligen Katharinenklosters wurde 725 Jahre alt.
Bildungscampus Nürnberg |
Der Wunsch, im Zuge des Neubaus der Zentralbibliothek im Jahr 2012 auch im angeschlossenen 3-geschossigen Gebäude des Katharinenklosters (Stockwerke K1, K2, K3) einige bauliche Veränderungen umzusetzen, konnte aufgrund der städtebauförderlichen Vorgaben und Auflagen leider nicht verwirklicht werden. Lediglich Regale und Auskunftstheken wurden im ehemaligen Klostergebäude erneuert, damit sich im gesamten Gebäude der Stadtbibliothek einheitliches Mobiliar befindet.
Im Jahr 2020 gab es nach langem Warten endlich grünes Licht für die Erneuerung der Elektrik, einen neuen Wandanstrich, den Austausch des 40 Jahre alten Teppichs und den Einbau energiesparender Beleuchtung im Klostergebäude.
Gleichzeitig mit der Renovierung sollte auch die Neukonzeption der Bestände der Sachliteratur und eine nutzerfreundlichere Bestandspräsentation umgesetzt werden. Vorüberlegungen gab es bereits, jedoch kein fertiges Konzept. Dieses musste zunächst vom Sachteam entwickelt werden. Schließlich wurden viele Ideen in verschiedenen Workshops gesammelt und erarbeitet, um später im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten verwirklicht zu werden.
Ausgangssituation
Im Klostergebäude kollidieren unterschiedliche Bedürfnisse der Kund*innen. Für die einen ist die Bibliothek immer noch ein Ort, an dem Ruhe herrschen soll und wo sie gezielt nach ungestörten Lese- und Arbeitsplätzen suchen. Andererseits haben in den letzten Jahren auch Schüler*innen und Student*innen die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort entdeckt und nutzen die vorhandenen Arbeitsplätze, um gemeinsam in Gruppen oder allein zu lernen. Dabei kann es manchmal laut und unruhig werden. Lautstärke und Unruhe entstehen aber auch durch Besucher*innen, die zu zweit oder in Grüppchen sich unterhaltend durch die Etage K1 laufen, um das Zeitungscafe zu besuchen.
Zielsetzung
Mit einer Neukonzeption für die Sachliteraturbestände im Katharinenkloster sollte zum einen eine erkennbare räumliche Trennung ruhiger und lauter Bereiche und die Trennung beratungsintensiverer Bestände von „Mitnahmebeständen“ durch eine benutzerfreundliche Präsentation erreicht werden. Zum anderen stand auch die Schaffung eines Angebots von Leseplätzen, Einzelarbeitsplätzen, Gruppenarbeitsplätzen und Internet-PCs im Fokus.
Vor diesem Hintergrund sah die Planung für die einzelnen Stockwerke nun wie folgt aus:
K1 (lauter Bereich; Mitnahmebestände):
- Zeitschriftenlesebereich vor dem Zeitungscafe (alle Zeitschriften an einem Ort) mit „Sitz- und Plauderecke“ (ein langgehegter Wunsch vieler unserer Leser*innen!)
- Einrichtung einer „Hobby-, Freizeit-, Elternbibliothek“ mit benutzerfreundlicher Aufstellung in Klartextsystematik mit Verbalsignaturen (ein ausgeschriebener Begriff anstatt einer Zahlen- und Buchstabenkombination wie beim Rest der Sachliteratur)
- Internetarbeitsplätze auf K1 in zentraler Lage (auch für zukünftige Onleihe-Sprechstunden etc.)
- Schaffung freier Flächen für Angebote wie „Makerspace“, thematische Ausstellungen, Vorträge, Veranstaltungen etc.
- Gruppenarbeitsplätze zum gemeinsamen Lernen und Arbeiten
- Verstärkung von Stöber- und Mitnahmeeffekten durch eine attraktive Präsentation
K2 + K3 (ruhiges Arbeiten und Lesen; beratungsintensiver Bestand; Fachauskunft)
“Bereitstellung von Leseplätzen und Plätzen zum ruhigen konzentrierten Arbeiten Aufstellung der Bestände weiterhin mit DK-Systematik (Signatur mit Zahlen- und Buchstabenkombination) Ausnahmen: Lernhilfen, Jobinfo, Berufswahl + Studium (hier Aufstellung mit Verbalsignaturen und Klartextsystematik, wie auf K1) Besetzung der Informationstheken mit bibliothekarischer Fachauskunft”
Die Renovierung
Da die Renovierung der Stockwerke während des laufenden Betriebs stattfinden und die Sachliteraturbestände trotzdem für die Kund*innen weitgehend zugänglich sein sollten, bedurfte es nun einer umfangreichen Planung in Abstimmung mit dem Hochbauamt und den Umzugsfirmen. Als Ausweichmöglichkeit sollten der normalerweise nicht zugängliche Kreuzgang des Klosters und das Untergeschoss dienen.
Am 7. September 2020 wurde mit dem ersten Bauabschnitt begonnen. Zunächst mussten Regale für ca. 20 000 Medien für die Interimslösung im Kreuzgang aufgebaut werden, dann konnten die Medien vom 3. OG (K3) hinuntergeräumt werden und die Renovierung beginnen. Nach 6 Wochen wurden dann die Medien wieder in das fertig renovierte Stockwerk hinaufgebracht und es folgte der zweite von vier Bauabschnitten.
Da K2 von den drei Stockwerken das umfangreichste Medienangebot hat und einige Bestände zusätzlich aufgrund der Neukonzeption von K1 auf K2 transportiert werden mussten, zudem nicht alle Medien auf einmal Platz in der Übergangslösung gefunden hätten, musste dieses Stockwerk auf zwei Mal ein- und ausgeräumt werden. Insgesamt 4 Monate wurden für Renovierung und Umzug benötigt.
Zuletzt wurde Stockwerk K1 umgezogen. Die Umbauarbeiten dauerten auch hier noch einmal knapp 6 Wochen, bis das Klostergebäude komplett renoviert am 30. April 2021 wiedereröffnet werden konnte.
Im gesamten Zeitraum vom September 2020 bis Ende April 2021 wurden somit ca. 100 000 Medien mehrfach bewegt, und zwar während des regulären Betriebs bzw. mit einer Unterbrechung durch die angeordnete „Corona-Schließung“ im Winter.
Zusammenfassung
Während im Klostergebäude die Umzugs- und Renovierungsarbeiten liefen, waren die Bestandverantwortlichen der jeweiligen Sachliteraturbestände damit beschäftigt, die mehr als 10 000 Medien für die neue Aufstellung auf Klartextsignaturen umzuarbeiten. Dafür mussten sämtliche Medien aus den Bereichen Hauswirtschaft, Gartenbau, Tierhaltung, Basteln, Heimwerken, Malen und Zeichen, Hobby, Spiel und, für die „Elternbibliothek“, Teile aus der Pädagogik gesichtet, die Katalogisate geändert und die Medien mit neuen Signaturschildern versehen werden.
Der Aufwand war groß, aber durch die zeitweilige „Corona-Schließung“ konnten sehr viele Arbeiten im Hintergrund relativ reibungslos ablaufen, ohne den Bibliotheksbetrieb zu behindern oder den Leserinnen und Lesern bestimmte Bibliotheksbestände zu lange vorzuenthalten.
Am 29. April 2021 waren alle Arbeiten nach nur 8 Monaten weitgehend abgeschlossen. Seit dem 30. April 2021 präsentiert sich das Klostergebäude nun hell, übersichtlich und modern mit vielen Lese- und Arbeitsplätzen und einem zukünftigen Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich auf K1 im neuen Gewand.
Wir vom Sach-Team sind der Meinung, dass es sich in jedem Fall gelohnt hat und auch von unseren Leserinnen und Lesern haben wir bereits sehr viel positives Feedback erhalten. Gerne nehmen wir in der Kommentarspalte Ihr Lob/ Ihre Kritik entgegen.
Text: Sonja Weinreich