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20 Exoplanetensysteme neu getauft

Der globale NameExoWorlds-Wettbewerb der IAU benennt die nächste Gruppe von Exoplaneten und ihren Sternen.

Klaus Herzig |

MINT

Im Rahmen des Wettbewerbs NameExoWorlds 2022 der Internationalen Astronomischen Union IAU wurden 20 Namenspaare für Exoplaneten und ihre Heimatsterne ausgewählt. Mit 603 Beiträgen aus 91 Ländern beteiligten sich über 8800 Berufs- und Amateurastronomen, Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte sowie Astronomiebegeisterte, die in Teams arbeiteten, an der Kampagne.

An dem Wettbewerb konnte jeder teilnehmen, der Mitglied eines Teams war, das eine astronomische Informationsveranstaltung durchführte und einen Namen für eines der 20 Exoplanetensysteme vorschlug, die jeweils aus einem Exoplaneten und seinem Mutterstern bestanden. Die Stern- und Planetennamen sollten durch ein gemeinsames Thema verbunden sein, damit weitere Planeten, die in Zukunft entdeckt werden, nach demselben Thema benannt werden können. Diese 20 Systeme wurden ausgewählt, da sie zu denen gehören, die vom James Webb Space Telescope als erste beobachtet werden sollen.

Exo World Starchart
Starchart / © NASA

Im Mittelpunkt des Entscheidungsprozesses zur Auswahl dieser 20 Namen standen die Mitglieder des Exekutivausschusses der IAU-AG „Nomenklatur exoplanetarischer Systeme“, die in Absprache mit den Entdeckern der Planeten die neuen Namen aus 134 nationalen Bewerbungen auswählten.

Im Hinblick auf das Internationale Jahr der indigenen Sprachen 2019 der Vereinten Nationen wurden insbesondere Sprecher indigener Sprachen aufgefordert, Namen aus diesen Sprachen vorzuschlagen. Sieben der ausgewählten Namen haben eine indigene Etymologie. Die neu angenommenen Namen ehren einheimische Fauna und Flora mit kultureller Bedeutung. Batsũ̀ (LHS 3844) & Kua'kua (LHS 3844 b) zum Beispiel sind die Wörter für Kolibri und Schmetterling in der Bribri-Sprache in Costa Rica. Wattle (WASP-19) & Banksia (WASP-19 b) sowie Añañuca (GJ 367) & Tahay (GJ 367 b) sind Namen aus der einheimischen Pflanzenwelt Australiens bzw. Chiles, deren Merkmale auf die Eigenschaften der Himmelsobjekte anspielen. In Klammern sind jeweils die wissenschaftlichen Bezeichnungen der Sterne (ohne Kleinbuchstaben) bzw. Exoplaneten (mit Kleinbuchstaben) angegeben.

Manche der ausgewählten Namen weisen auf wichtige geografische Orientierungspunkte hin: Zembra (HATS-72) & Zembretta (HATS-72 b) sind UNESCO-Biosphärenreservate in Tunesien, während Wouri (WASP-69) ein Fluss in Kamerun ist und Makombé (WASP-69 b) sein Nebenfluss.

Einige Namen würdigen literarisches Schaffen, wie Kosjenka (WASP-63) & Regoč (WASP-63 b), die sich auf das Werk der kroatischen Schriftstellerin Ivana Brlić-Mažuranić beziehen, und Filetdor (WASP-166) & Catalineta (WASP-166 b), die auf mallorquinische Volksmärchen des Schriftstellers Antoni Maria Alcover i Sureda zurückgehen. Andere Namen beziehen sich auf Volksmärchen, Mythologien und Überlieferungen aus der ganzen Welt, darunter Wörter in Maa, Cherokee, Taino, Zoque, Chinesisch und Koreanisch. Die vollständige Liste der ausgewählten Namen kann auf der NameExoWorlds-Website eingesehen werden.

Im Rahmen dieser Kampagne wurden mehrere Exoplaneten benannt, die bemerkenswert bzw. speziell sind. Einer der am besten untersuchten "Mini-Neptune", der von der Größe her zwischen Erde und Neptun liegt, der Exoplanet GJ 1214 b, erhielt den Namen Enaiposha, was sich in der Maa-Sprache Kenias und Tansanias auf eine große Wasserfläche wie einen See oder ein Meer bezieht.

GJ1214b
GJ 1214 b / © NASA

Zwei gut untersuchte „Heiße Neptun“-Exoplaneten mit den Bezeichnungen GJ 436 b und GJ 3470 b, die sehr nahe an ihren Sternen, aber auf stark geneigten Bahnen fast senkrecht zum Äquator ihres Sterns kreisen und deren Beobachtungen auf verdampfende Atmosphären hindeuten, bekamen ebenfalls neue Bezeichnungen.

GJ 436 b heißt nun Awohali - Cherokee für Adler - in Anlehnung an eine Legende, in der ein Adler von einem Krieger zur Sonne geschickt wurde, um ein Gebet zu überbringen. GJ 3470 b wurde Phailinsiam genannt - thailändisch für blauer siamesischer Saphir - in Anspielung auf die blaue Farbe des Planeten, die sich aus dem Nachweis von Rayleigh-Streuung in seiner Atmosphäre ergibt.

GJ3470
GJ 3470 b / © NASA

Der kürzlich entdeckte Exoplanet GJ 367 b umkreist seinen Stern alle acht Stunden.  Er weist eine Dichte auf, die darauf schließen lässt, dass es sich um einen Planeten mit einem sehr eisenhaltigen Kern, so wie etwa Merkur, handelt. Er wurde Tahay genannt, nach einer Blume, die jedes Jahr nur etwa acht Stunden lang blüht, was der Länge des "Jahres" dieses ultrakurzperiodischen Planeten entspricht.

GJ367
GJ 367 / © NASA

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