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Bilder vom Himmel

Die Sterne waren nur der Anfang, Teil 2

Klaus Herzig |

MINT

Die grundlegende Idee, die hinter dem modernen Projektionsplanetarium, das nun 100 Jahre alt wird, ist die Abbildung des Himmels in einer realistischen Form an eine Wand oder Decke. Das Bedürfnis oder die Freude, sich Sterne und Planeten unabhängig von der Witterung anschauen zu können, reicht aber viel weiter zurück.

Lascaux
Lascaux / © Prof. Saxx

So entstanden schon in der Steinzeit ca. 17.000 bis 15.000 v. Chr. die Zeichnungen in der Höhle von Lascaux. Sie faszinieren uns noch heute mit ihrer Ausdruckskraft. Einzelne Darstellungen in der berühmten „Halle der Stiere“ werden von manchen Forschern als Himmelskarte interpretiert. So sehen sie z. B.  in sechs dunklen Punkten über dem Bild eines Auerochsen das heutige Sternbild Stier zusammen mit dem offenen Sternhaufen der Plejaden.  Man fand außerdem heraus, dass zur Zeit der Sommersonnenwende die Strahlen der untergehenden Sonne vom Eingang her die Malereien in der „Halle der Stiere“ beleuchten. Auch die Position und Ausrichtung anderer Tierfiguren scheint darauf hinzudeuten, dass hier Sternbilder aus der Zeit von vor ca. 17.000 Jahren verewigt wurden. So soll die „Das Einhorn“ getaufte Tierzeichnung das heutige Sternbild Steinbock darstellen.


Himmelsscheibe Nebra
Himmelsscheibe Nebra / © Dbachmann

Als älteste konkrete astronomische Himmelsdarstellung gilt die „Himmelsscheibe von Nebra“, eine etwa 4.000 Jahre alte, kreisförmige Bronzeplatte mit Beschlägen aus Gold. Diese Goldauflagen zeigen neben einer runden Sonne und einer Mondsichel auch sieben kleine Kreise, die auch wieder als die Plejaden interpretiert werden. Daneben deuten andere Kreise einen abstrakten Sternenhintergrund an. An den Rändern befinden sich zwei Horizontbögen, von denen aber nur noch einer erhalten ist. Ein weiterer fast halbkreisförmiger Kreisbogen wird als „Schiff“ interpretiert, das über das nächtliche Firmament wandert. Hier verbinden sich mythische Symbole wie das Himmelsschiff, das später immer wieder in den alten Kulturen Europas auftauchen wird, mit einer realistischen und für Beobachtungszwecke geeigneten Himmelsdarstellung.


Dendera
Dendera / © Wikipedia

In vielen alten Kulturen war der Himmel der Wohnort der Götter, Dementsprechend finden sich Himmelsdarstellungen in vielen Tempeln. Das gilt z. B. für das alte Babylonien oder Ägypten. Eine der bekanntesten Darstellungen ist der Tierkreis im Tempel des ägyptischen Dendera, der allerdings nicht aus der Zeit der Pyramiden stammt, sondern aus der Periode der griechischen Herrschaft über Ägypten im 1. Jahrhundert v. Chr. Da unsere heutigen Sternbilder am Nordhimmel auf babylonischen und griechischen Vorstellungen beruhen, kann man leicht die entsprechenden Sternbilder auffinden.


Sternenkarte Dürer
Sternenkarte Dürer / © Wikipedia

Zu Beginn der Neuzeit widmeten sich viele Astronomen, aber auch bekannte Künstler der Abbildung des Sternenhimmels auf aufwendig gestalteten Himmelskarten. So brachte im Jahr 1515 der berühmte Albrecht Dürer seine Karten des nördlichen und südlichen Sternenhimmels heraus. Es waren die ersten gedruckten Sternkarten, die es je gab. In den vier Ecken sind bedeutende Astronomen verewigt, so etwa in der rechten oberen Ecke Claudius Ptolemäus (2. Jahrhundert n. Chr.), auf dessen Sternkatalog die Darstellung beruht.


Uranias Spiegel / © Wikipedia

Sehr populär waren im 19. Jahrhundert im englischsprachigen Raum auch die unter dem Titel „Uranias Spiegel“ gesammelten 32 Sternkarten mit 79 Sternbildern, die erstmals im November 1824 herausgegeben wurden. Der Titel nimmt Bezug auf die griechische Muse der Astronomie, Urania. Die Illustrationen beruhen auf dem Himmelsatlas von Alexander Jamieson und stammen von Richard Rouse Bloxam. Die Karten hatten Löcher an den Sternpositionen, so dass man mit einer Lampe die Umrisse der Sternbilder an die Wand oder die Decke werfen konnte.


Planetarium Nürnberg
Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg / © Uwe Mühlhäußer

Mit der heutigen Planetariumstechnik ist dies natürlich noch viel schöner und naturgetreuer möglich. Die Faszination des Sternenhimmels ist aber auch nach tausenden von Jahren noch immer ungebrochen.

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