Das BZ wird als Ort der Bildung und Begegnung eine feste Größe bleiben
Seit Jahresbeginn leitet Arne Zielinski als Direktor des Bildungscampus Nürnberg das städtische Bildungszentrum.
Klaus Herzig |
Seit Jahresbeginn leitet Arne Zielinski als Direktor des Bildungscampus Nürnberg das städtische Bildungszentrum. Der 39-Jährige ist somit für die Weiterentwicklung der traditionsreichen Einrichtung verantwortlich, die für die Stadtbevölkerung mit jährlich rund 6500 Veranstaltungen eine zentrale Anlaufstelle für alle Arten der Weiterbildung darstellt. Im Interview erklärt der Chef von rund 90 Angestellten und etwa 1100 freiberuflichen Kursleitungen, was ihn an der Aufgabe reizt und
welche Perspektiven er sieht.
Herr Zielinski: Nennen Sie uns fünf Begriffe, die Sie mit dem Bildungszentrum verbinden.
Arne Zielinski: Wandlungsfähigkeit, Qualitätsversprechen, Vielfalt und im Hinblick auf die 100 Jahre Beständigkeit und Offenheit.
Worauf darf das BZ stolz sein?
Auf seine Innovationsfreudigkeit. In den frühen 1990er Jahren war es einer der absoluten Leuchttürme. Aktuell hat es einen enormen Schub durch die digitalen Angebote erhalten. Davor war die Vermittlung von Deutschkursen für Zuwanderer die letzte große Wandlung. Allgemein lässt es sich zusammenfassen als die Fähigkeit, sich immer wieder zu neuen Themen zu positionieren. Stolz sein kann das BZ auch darauf, dass die Einrichtung innerhalb der Stadt einen sehr guten Ruf genießt.
Sehen Sie in der Bandbreite der Kursangebote vom Cambridge-Zertifikat in Englisch bis zum Yoga-Kurs eine gute Mischung oder müsste sich das BZ mehr fokussieren?
Die Bandbreite und Vielfalt muss erhalten bleiben, denn sie ist das Wesensmerkmal einer Volkshochschule. Auch muss man ständig beobachten, wie sich das Umfeld entwickelt, welche Themen die Menschen umtreiben. Die Frage ist auch, wie weit man innerhalb des städtischen und öffentlichen Auftrags gehen kann. Begriffe wie öffentliche Daseinsvorsorge wandeln sich. Da gibt es keine klare Grenze, die bis in alle Ewigkeit besteht. Es werden auch immer wieder Themen an uns herangetragen, die wir ablehnen, weil sie nicht zu unserem Auftrag passen.
Liegt der Schwerpunkt weiter auf der Gruppe der Erwachsenen?
Das muss so sein, weil das BZ eine Einrichtung der Erwachsenenbildung ist. Im Gesamtkonstrukt Bildungscampus haben Kinder selbstverständlich ihren Platz, zum Beispiel im Planetarium und in der Bibliothek. Und natürlich werden wir auch in Zukunft am BZ keine starre Altersgrenze haben.
Blicken wir einmal in die Zukunft: Wie sieht denn das Kursprogramm 2030 aus?
Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Breite des BZ-Angebots auch 2030 noch wesentlich für das Kursangebot sein wird. Ich glaube auch, dass der Bedarf an Orten, an denen Austausch stattfindet, sogar noch zunehmen wird. Das Wohnen in den Städten verdichtet sich und der Wunsch, die Innenstädte als Aufenthaltsraum zu nutzen, wird steigen. Das umfasst nicht nur ein Treffen abends auf der Wöhrder Wiese, sondern auch das Thema Bildung. Da ist das BZ als klassischer Begegnungsort nicht wegzudenken. Sicher wird das Kursprogramm ergänzt durch Onlineangebote.
Welches Konzept steht dahinter?
Kurz gesagt: Alles, was am BZ läuft, sollte von hier sein. Wir sind keine Digitalagentur. Unser Angebot ist von den Bürgern für die Bürger mit klarem Bezug zur Stadt Nürnberg.
Was sollte sich verändern?
Die Ausrichtung an den Interessen der Teilnehmer war bisher schon recht gut, sollte aber weiter verstärkt werden. Beispielsweise geht es um den Zeitpunkt, an dem sich Teilnehmer für Kurse anmelden. Hier geht es immer kurzfristiger zu. Das Buchungsverhalten wird spontaner. Wir müssen dieses Kundenverhalten akzeptieren und uns von starren Fristen verabschieden.
Bleibt der Auftrag in Zukunft aktuell?
Ja, definitiv. Das liegt im Prinzip des deutschen Bildungswesens begründet, das traditionell für alle Menschen geöffnet ist und ihnen eine nahezu kostenfreie Bildung erlaubt. Unsere Kurse sind häufig durch öffentliche Zuschüsse mitfinanziert, was uns moderate Preise und somit eine breite Teilhabe aus der gesamten Gesellschaft ermöglicht. Für mich ist die öffentliche Erwachsenenbildung ein Zukunftsmodell, weil sie auch eine demokratische Plattform darstellt, die Menschen zusammenbringt. Wenn man das hinter eine hohe Paywall packen würde, entkoppeln wir Menschen aus dem öffentlichen
Diskurs. Aber dieser ist für unsere Gesellschaft wichtiger denn je.
Wie politisch ist denn das BZ?
Wenn man das BZ als Ort versteht, an dem politische Diskussionen stattfinden, dann ist es ein hochpolitischer Ort. Aber das BZ selbst hat keine eigene politische Agenda. Es ist ein Forum, das sich politischen Themen widmet, sie nachhaltig bearbeitet und einordnet. In den Worten von Altpräsident Joachim Gauck: „Volkshochschulen sind Lernorte der Demokratie.“
Wie passt das BZ in die wachsende Hochschullandschaft im Großraum Nürnberg?
Das BZ gehört heute zur vierten Säule des deutschen Bildungssystems, zur Weiterbildung. Die neue TU zählt ganz klassisch zur dritten Säule, zur Ausbildung und Hochschulbildung.