Nicolaus Copernicus: Der Namenspatron des Planetariums feiert 550. Geburtstag
Am 19. Februar 2023 begehen wir den 550. Geburtstag des Mannes, der einem neuen Weltbild seinen Namen gab und nach dem auch das Nürnberger Planetarium benannt ist: Nicolaus Copernicus.
Der Bildungscampus Nürnberg gedenkt dem Namenspatron des Planetariums mit einem Vortrag zu Leben, Werk und Wirkung von Copernicus durch Professor Dr. Andreas Kühne, einem der Mitherausgeber der Copernicus-Gesamtausgabe, am Dienstag, den 7. März 2023 um 19.30 Uhr im Planetarium. Ohne zu viel verraten zu wollen, sei im Folgenden schon ein Abriss des Lebenslaufes von Copernicus gegeben.
Niklas Koppernigk, oder Nicolaus Copernicus (1473 – 1543), wie er sich latinisierend nannte, war Spross einer deutschen Kaufmannsfamilie in Thorn, das 1466 vom deutschen Ritterorden wieder an den polnischen König abgetreten worden war. So sprach Copernicus nur Deutsch und benötigte später in beruflichen Unterredungen mit der Landbevölkerung stets einen Dolmetscher. Nach dem Tode des Vaters 1483 übernahm der Onkel Lukas Watzenrode, ab 1479 Domherr in Frauenburg und seit 1489 Bischof von Ermland, die Vormundschaft über Nicolaus und dessen Bruder Andreas. Er schickte sie 1491/92 zum Studium an der Universität Krakau. Nicolaus trat danach in die Dienste des Onkels und begab sich zur weiteren Ausbildung und Vorbereitung auf die ihm zugedachte Domherrenstelle in Frauenburg nach Italien. Hier studierte er von 1496 bis 1500 in Bologna, wo er sich auch astronomischen Studien widmete, an denen er schon in Krakau Gefallen gefunden hatte. 1501 setzte er sein Studium, jetzt der Medizin und des Kirchenrechts, in Padua fort und promovierte 1503 in Ferrara zum Doktor des kanonischen Rechtes. Nach Ermland zurückgekehrt, das er Zeit seines Lebens nicht mehr verlassen sollte, trat er 1510 die Domherrenstelle in Frauenburg an. Diese war kein geistliches Amt, sondern eine Verwaltungsstelle mit juristischen, politischen und medizinischen Aufgaben. Zu seinen Pflichten im Ermland gehörten u. a. die Aufsicht über die Mühlen und Bäckereien sowie die Verpachtung von Ländereien an die Bauern der 120 Dörfer in seinem Bezirk.
Zu dieser Zeit galt Copernicus aber auch bereits als angesehener Astronom. Zeitlebens war er hin und her gerissen zwischen Pflicht und Neigung, zwischen den administrativen Aufgaben als Domherr und den ihn erfüllenden astronomischen Forschungen. Eine im Garten errichtete Beobachtungsplattform für einen Quadranten, einen Dreistab und eine Armillarsphäre benutzte er für die Messung von Positionen von Sternen und Planeten. Er glaubte, so Hinweise darauf gefunden zu haben, dass alle Bewegungen am Himmel durch die Bewegung der Erde um die Sonne und um ihre Achse entstehen.
Nach dem Abschluss seiner Studien in Italien hatte Copernicus eine Abhandlung mit dem Titel „Commentariolus“ verfasst. Sie fand wegen der ins Auge gefassten Kalenderreform (die dann 1582 von Papst Gregor XIII. tatsächlich umgesetzt wurde) auch in kirchlichen Kreisen große Beachtung, denn Copernicus deutete in ihr an, eine Vereinfachung und Verbesserung der mathematischen Grundlagen der Astronomie gefunden zu haben. So ließ sich Papst Klemens VII. 1533 von seinem Sekretär die Grundideen vortragen. Der damit verbundene Übergang zu einem System mit der Sonne im Mittelpunkt wurde als rein rechentechnisch angesehen und nicht weiter thematisiert.
Es mutet merkwürdig an, wenn man sich vor Augen hält, dass Copernicus im Grunde erstaunt wäre, was heute als Copernicanisches Weltbild bekannt ist. Schließlich ging es ihm keineswegs um eine Umstürzung, also Revolution des bestehenden Weltbildes, sondern mehr um eine Versöhnung von „mathematischer“ und „physikalischer“ Bahnbeschreibung. Schon vor den Zeiten von Ptolemäus hatte man die Grundsätze der antiken Physik mit ihren gleichförmigen und kreisförmigen Bahnbewegungen der Himmelskörper schon durch die Einführung von Epizykeln ergänzen müssen, um die deutlich sichtbaren Abweichungen der Planetenbahnen, sichtbar durch die Schleifenbahnen, die sie am Himmel zogen, auch nur ansatzweise beschreiben zu können. Die Bewegung der Planeten auf Epizykeln war aber mit der damaligen Vorstellung von festen rotierenden Himmelssphären „physikalisch“ nicht vereinbar, so dass in der Folgezeit die mathematische Beschreibung der Bewegungen von ihrer physikalischen Erklärung deutlich abwich und beide Betrachtungsweisen unverbunden nebeneinanderstanden. Das war es, was Copernicus wieder in Ordnung bringen wollte. Seine Idee war, dass die Schleifenbewegungen ja nicht tatsächlich erfolgen müssen, sondern dass es genügt, wenn es für einen Beobachter auf der Erde so scheint. Erreicht wird dies, wenn auch die Erde eine Bewegung um die Sonne ausführt, denn dann resultieren die Schleifenbewegungen sämtlicher Planeten aus dieser Umlaufbewegung der Erde, wenn sie gleichzeitig auch noch um ihre Achse rotiert. Ohne Epizykel kommt aber auch er nicht aus, denn, was Copernicus aber noch nicht wusste, die Planetenbahnen sind ja keine Kreise, sondern Ellipsen.
Copernicus‘ Astronomie unterscheidet sich deshalb nicht wesentlich von der des „Almagestum“ von Ptolemäus, dessen Aufbau auch Vorbild seines Hauptwerkes „De revolutionibus orbium coelestium“ („Über die Umwälzungen der Himmelssphären“, nicht der Himmelskörper, gemeint sind vielmehr die Epizykel-Sphären) wurde. Copernicus betont auch ausdrücklich, dass seine Theorie nicht zu einer genaueren Vorhersage führe als die ptolemäische, sondern dasselbe nur anders, nämlich „physikalisch“ korrekt wiedergebe. Seinen Überlegungen und Berechnungen lagen ja auch keine neueren Beobachtungsdaten zugrunde, schon gar nicht welchen von Copernicus selber, sie stellen vielmehr eine neue Deutung des Vorhandenen dar.
Ein gewisses Unbehagen vor dem Wagnis des Neuen scheint es jedoch bei Copernicus dennoch gegeben zu haben, wenn man bedenkt, dass er die Ausarbeitung der im „Commentariolus“ skizzierten Ideen erst auf Drängen anderer vollendete und sein Hauptwerk, dessen Ausarbeitung sich länger hinzog und schwieriger war als gedacht, erst dann zur Veröffentlichung freigab, als er wegen seines inzwischen hohen Alter nicht länger warten und daran arbeiten konnte. So erlebte er auch dessen endgültiges Erscheinen nicht mehr. Der Druck von „De revolutionibus orbium coelestium“ war im April 1543 abgeschlossen. Es wird berichtet, dass der von einem Schlaganfall niedergestreckte Copernicus an seinem Todestag, den 24. Mai, die letzten Druckseiten seines Lebenswerks noch gesehen haben soll.