Nicolaus-Copernicus-Symposium 2023
Anlässlich des 550. Geburtstages von Nicolaus Copernicus: Welt, Körper, Geist – Der Platz des Menschen im Kosmos
Es war Sigmund Freud, der als erster (und wohl nicht ganz uneigennützig) von den drei großen Kränkungen der Menschheit sprach – revolutionären Umwälzungen in der Sicht auf die Welt, den Menschen und seinen Geist, die mit den Namen Copernicus, Darwin und eben Freud verbunden sind. Copernicus rückte die Erde und damit den Menschen aus dem Mittelpunkt des Universums, Darwin nahm dem Menschen den Nimbus der Krone der Schöpfung und Freud versuchte nachzuweisen, dass der Mensch zum Großteil von unbewussten Trieben bestimmt wird und damit nicht einmal mehr Herr im eigenen Oberstübchen ist.
Das Symposium wird wieder vom Bildungscampus Nürnberg in Kooperation mit dem Deutschen Museum Nürnberg und Kortizes gGmbh – Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs organisiert und will in drei Sessions der Frage nachgehen, wie der Stand der Erkenntnis zu den mit den Kränkungen (oder Erschütterungen des Weltbildes) verknüpften Themen Welt, Körper und Geist heute ist. Wo ist unser Platz im Universum und was wissen wir über den Kosmos, gibt es beim Menschen eine Optimierung über die natürliche Evolution hinaus in einen Transhumanismus und schließlich, was wissen wir mehr als hundert Jahre nach Freud über Bewusstsein, Geist und die Tätigkeiten unseres Gehirns?
Das Symposium wird eröffnet mit einer Präsentation am Freitagabend im Planetarium.
Ausgehend vom Staunen und dem „Gefühl des Geheimnisvollen“, wie es Einstein nannte, versucht die Wissenschaft die Geheimnisse der Welt aufzuklären und den Menschen von falschen Auffassungen der Wirklichkeit zu befreien. Copernicus enthüllte das geozentrische Weltbild – die Erde im Mittelpunkt des Kosmos – als Illusion. Relativitätstheorie und Quantenphysik entlarven die herkömmlichen Begriffe von Raum und Zeit – die Grundpfeiler der Realität – als illusorisch. Die Gentechnik macht das Wunder des Lebens ähnlich greifbar, wie die Hirnforschung die Funktionsweise des Gehirns und die Geheimnisse unseres Bewusstseins.
Die Zauberkunst wiederum lebt vom Geheimnis und Mysterium, vom Nicht-Wissen. Im Gegensatz zur Wissenschaft ist hier das Staunen über die Welt nicht der Ausgangspunkt aller Bestrebungen, sondern das Ziel. Und dennoch gibt es Berührungspunkte zwischen diesen vermeintlichen Gegensätzen. So nutzen Hirnforscher mittlerweile Zaubertricks im Labor zur Erforschung des Gehirns und es sind Zauberkünstler, die unbedarften Wissenschaftlern seit Jahrhunderten bei der Aufdeckung von Scharlatanen und Schwindlern (wie Uri Geller) halfen.
Der Zauberkünstler und Physiker Thomas Fraps wirft einen unterhaltsamen Blick auf die Begegnungen von Zauberkunst und Wissenschaft, lüftet einige Geheimnisse (historischer) Illusionen und macht so mit seiner „Speziellen Realitätstheorie“ die Grenzen zwischen Wissen und Nicht-Wissen erlebbar.
Obwohl die Thesen Sigmund Freud heute zunehmend an wissenschaftlicher Reputation verlieren, prägen seine Vorstellungen das Bild von der Funktionsweise des Gehirns bis heute. Was wissen wir tatsächlich über das Bewusstsein und wie es entsteht? Haben wir einen freien Willen oder steuert ein unbewusstes System im Hintergrund unser Verhalten?
Spannende Fragen, mit denen sich das Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes seit Jahren beschäftigt und daher die erste Session am Samstagvormittag ab 9:00 Uhr betreut. Der Kosmos im Kopf: Die Welt ist für uns Menschen das, was wir über sie zu denken in der Lage sind, also das, was wir uns unter ihr vorstellen. Alles, was wir über die Welt wissen oder zu wissen glauben, sammelt sich in unserem zentralen Denkorgan. Das Gehirn steuert Wahrnehmen, Denken und Handeln. Bestimmt es auch, was wir wollen? Oder sind es unsere Vorerfahrungen, die festlegen, was wir wollen? Können wir – wie Schopenhauer behauptete – tun was wir wollen, aber nicht wollen, was wir wollen?
In der zweiten Session werfen wir einen Blick auf den Menschen und seine weitere Entwicklung, die sich von der natürlichen Evolution immer unabhängiger macht. Wir müssen unseren Körper nicht mehr so akzeptieren, wie er uns von der Natur geschenkt wurde. Wir können ihn nach unseren Vorstellungen formen und beeinflussen. Seit langer Zeit schon nutzen wir Prothesen und medizinische Hilfsmittel, um unseren Körper zu heilen, zu kräftigen und zu verbessern. Die Entwicklungen in der modernen Medizintechnik und Biotechnologie machen heutzutage körperliche Veränderungen denkbar, die wir uns vor einigen Jahrzehnten noch nicht mal vorstellen konnten. Die moderne Gentechnik lässt nun aber sogar die gezielte Veränderung der Erbinformation und damit eine eigenständig gesteuerte Evolution zu. Ist der zukünftige Mensch also ein optimierter Mensch? Schlagen wir der Evolution ein Schnippchen? Das Deutsche Museum Nürnberg widmet sich in seiner Ausstellung auch diesem Themenkomplex und zeichnet daher für diese Session am Samstagnachmittag ab 14:00 Uhr verantwortlich.
Zum Ausklang des ersten Symposiumstages öffnet das Deutsche Museum Nürnberg exklusiv für Teilnehmende am Symposium von 18 bis 20 Uhr seine Türen und lädt zur Diskussion bei kleinen Snacks und Getränken ein: Wie verändert der Mensch sich selbst, seine Umwelt und den ganzen Planeten?
Über Jahrtausende waren nur Licht und Materie als Bausteine des Kosmos bekannt. Mitte des 20. Jahrhunderts kamen dann erste Hinweise auf, dass es daneben noch eine weitere Art von Materie geben muss, die sogar häufiger ist als normale Materie. Und Ende des Jahrhunderts zeigte die Analyse von Supernovahelligkeiten, dass das Weltall nicht nur expandiert, wie man es von der Urknalltheorie her auch erwartet, sondern dass sich seine Expansion durch eine unbekannte Energieform sogar beschleunigt. Plötzlich stelle sich heraus, dass man über einen großen Teil des Kosmos eigentlich nichts weiß. Und die angestrebte Vereinheitlichung aller physikalischen Gedankengebäude zu einer „Theorie für alles“ kommt auch nicht voran, ebenso wie die Erforschung der Elementarteilchen mit immer größeren Beschleunigern. Je mehr wir forschen, desto weniger scheinen wir in Wahrheit zu wissen. In der vom Bildungscampus mit dem Planetarium betreuten dritten Session am Sonntagvormittag ab 10:00 Uhr geht es um einen Überblick über unser aktuelles Weltbild: was sagt uns die Kosmologie angesichts von Dunkler Materie und Dunkler Energie über Ursprung und Zukunft des Universums? Wie erfolgreich ist die Teilchenphysik mit der Erforschung der kleinsten Bausteine der Materie? Und wie weit ist in der Quantengravitation die Vereinigung von Allgemeiner Relativitätstheorie und Quantenphysik gediehen? Die Session „Welt“ beschäftigt sich mit diesen offenen Fragen und sucht nach einem Ausblick auf ein neues Weltbild, das sich vielleicht am Horizont abzeichnet.
Tickets für das gesamte Symposium (79 Euro, ermäßigt für Jugendliche und Studierende 59 Euro) oder für die einzelnen Sessions (jeweils 25 Euro, ermäßigt 19 Euro) und die Eröffnungsveranstaltung am Freitag (10 Euro, ermäßigt 7 Euro) gibt es unter www.nicolaus-copernicus-symposium.de oder im Vorverkauf im Servicebüro des Bildungszentrums am Gewerbemuseumsplatz 1 sowie an der Kasse des Planetariums.