„PsychopatINNEN – Tödliche Frauen“
Serienmörder, Betrüger und Gewaltverbrecher – in unseren Köpfen sind Psychopathen meist männliche Täter.
Bildungscampus Nürnberg |
Lydia Benecke erklärt im Planetarium die Psychologie des weiblichen Bösen
Serienmörder, Betrüger und Gewaltverbrecher – in unseren Köpfen sind Psychopathen meist männliche Täter. Dieses Bild wird durch Film, Serien, Gaming und Literatur oftmals bestärkt. Aber sind weibliche Psychopathen seltener als männliche oder werden ihre Straftaten nur weniger oft überführt? Was unterscheidet Frauen mit psychopathischen Störungen von psychopathischen Männern? Bei ihrem Vortrag „PsychopatINNEN – Tödliche Frauen“ räumt die Kriminalpsychologin und Straftätertherapeutin Lydia Benecke mit dem Klischee der wehrlosen, leidenden und duldenden Frau auf und zeigt, dass psychopathische Frauen ebenso grausam wie Männer töten, häufig ihre Taten eiskalt planen und die Mitmenschen um sich herum zielgerichtet manipulieren.
Wissenschaft nach „Sendung mit der Maus“-Prinzip
Die Schlange vor dem Kuppelsaal im Planetarium reicht beinahe bis nach draußen. Lydia Benecke hat viele Fans, ihre Vorträge sind fast immer restlos ausverkauft, so auch am Dienstagabend im Nürnberger Nicolaus-Copernicus-Planetarium am Plärrer. Zunächst zeigt Benecke leicht verständlich nach dem „Sendung mit der Maus“-Prinzip auf, wie Persönlichkeitsstörungen analysiert werden und unter welchen Voraussetzungen man von Psychopathie spricht. Für den Zuhörer nachvollziehbar werden verschiedene Aspekte der Störung, wie der Mangel an Mitgefühl, Angst und Schuldgefühl und die Sucht nach Abwechslung und Selbstaufwertung, anhand von Realbeispielen anschaulich geschildert. Benecke zeigt an aktuellen und historischen Fällen, wie sich Psychopathinnen die Rollenklischees von Frauen zunutze machen und ihre Umwelt wie Strippenzieher für ihre Zwecke manipulieren. Mit ihrer lockeren Art und einer Prise schwarzem Humor schildert Benecke in rund zwei Stunden dramatische Geschichten voller Gewalt, Hass und Mord, möchte sich jedoch auf keinen Fall über Leid lustig machen oder geschmacklos wirken. „Schwarzer Humor ist eines meiner Stilmittel und auch viele meiner Kollegen und andere Berufsgruppen, die mit Straftätern zu tun haben, wie Polizisten und Juristen, neigen zu schwarzem Humor“, sagt die Psychologin im Interview nach der Vorstellung im Planetarium. Für sie ist diese Art von Humor ein Bewältigungsmechanismus, um das Grauen der Welt ertragbar zu machen.
Keine „Hobbypsychologen“ bitte!
Mit ihren populärwissenschaftlichen Vorträgen möchte die 36-Jährige zwar viele Menschen ansprechen und unterhalten, jedoch keine Horde von „Hobbypsychologen“ züchten: „Nutzen Sie meine Vorträge oder Bücher bitte nie als Ferndiagnose-Mittel! Meine Vorträge verfälschen die Materie zwar nicht, vereinfachen aber gewisse Sachverhalte für ein breites Publikum stark.“
Trotz ihres großen Erfolgs mit Büchern und Live-Auftritten liegt Benecke ihr Hauptberuf als Therapeutin sehr am Herzen: „Mir ist extrem wichtig, dass mein Hauptberuf auch mein Hauptberuf bleibt, deshalb arbeite ich 30 Stunden pro Woche im Gefängnis und in der Sexualstraftäter-Ambulanz und nehme mir nur an Wochenenden die Zeit für Auftritte.“