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13 juristische Fachbücher legten 1370 den Grundstein

Im Jahr 2020 ist die Stadtbibliothek Nürnberg längst ein wahrer Medientempel geworden.

Gast Autor*in |

Stadtbibliothek

Nur elitäre Kreise hatten anfangs Zugang zum Angebot der Bibliothek

Im Jahr 2020 ist die Stadtbibliothek Nürnberg längst ein wahrer Medientempel geworden. Fachliteratur, Romane, Kinderund Jugendbücher, E-Books und Audiodateien – es gibt praktisch nichts, das man nicht irgendwo im opulenten Bestand der Bücherei finden kann. Auf rund 900.000 Medien können Leserinnen und Leser zugreifen. Moderne Technik erleichtert die Recherche nach Literatur, ein Web-Katalog bietet eine umfassende Übersicht aller verfügbaren Werke.

Nürnberger Rataus
Das Nürnberger Rathaus war einst ein Standort der Stadtbibliothek Nürnberg... / © Sina Ettmer
Dominikanerkloster in Nürnberg
...sowie das einstige Dominikanerkloster...
Pellerhaus Nürnberg
...oder das Pellerhaus.

Vor 650 Jahren konnte die Stadtgesellschaft von so einer frei zugänglichen Quelle des Wissens nur träumen. Als die Stadtbibiliothek im Dezember 1370 – damals noch unter dem Namen „Ratsbibliothek“ – erstmals erwähnt wurde, hielt sie gerade einmal 13 Bücher vor. „Das ist aus praktischen Bedürfnissen heraus entstanden. Alle Werke waren Fachliteratur für Juristen“, erklärt Christine Sauer, die Leiterin der historisch-wissenschaftlichen Stadtbibliothek. Über 100 Jahre später war der kleine Raum im Rathaus, in dem die Bücher an Pulte gekettet lagerten, noch immer nur für Rechtsgelehrte interessant. „Der Bestand war elitär, die lateinischen Texte konnten ohnehin nur wenige lesen“, sagt Sauer.

Ein wenig änderte sich das mit der Zeit der Reformation, während der die eigentliche Stadtbibliothek aus einem Zusammenschluss von Klosterbibliothek und Ratsbibliothek entstanden ist. Die neue Bücherei sollte nun zumindest für alle Gelehrten zugänglich sein, auch Theologen sollten dort fündig werden. Über die gesamte Geschichte hinweg hat sich die Bedeutung der Einrichtung immer wieder verändert. „Man merkt deutlich, dass es Phasen gab, in denen viele Bücher in die Bibliothek kamen und andere Phasen, in denen fast nichts passierte“, berichtet Kunsthistorikerin Sauer. Im späten 16. Jahrhundert etwa erweiterte sich der Bestand deutlich, während sich im 18. Jahrhundert lange so gut wie gar nichts tat. Die Bibliothek hatte kaum eigenes Geld zur Verfügung, war meist auf Stiftungen oder Erbschaften angewiesen.

Dennoch finden sich heute zahlreiche wertvolle Zeugnisse der Nürnberger Stadtgeschichte im Haus am Gewerbemuseumsplatz 4. Nach wie vor sind die Verantwortlichen bemüht, Literatur über die Stadt Nürnberg und Persönlichkeiten, die in ihr gewirkt haben, zu sammeln. „Das aus Forschungssicht wertvollste Werk sind sicherlich die Hausbücher der Mendel’schen Zwölfbrüderstiftung“, erklärt Sauer. Die Bildhandschriften zeigen 1200 Handwerker bei der Arbeit, ihre Werkzeuge, ihre Art zu arbeiten, ihre Produkte. Durch die Porträts, die zwischen 1425 und 1806 entstanden sind, lässt sich die Entwicklung vieler Gewerke über die Jahrhunderte nachvollziehen – eine Quelle, die auch online abgerufen werden kann und so für Historiker aus aller Welt von Bedeutung ist.

Im späten 18. Jahrhundert erfasst der Hunger nach Bildung dann auch zunehmend breitere Bevölkerungsschichten. Aus der Volksbildungsbewegung heraus entsteht einige Jahre später – gewissermaßen als Gegensatz zur noch immer als etwas abgehoben geltenden Stadtbibliothek – eine Volksbücherei im Luitpoldhaus. Nach dem ersten Weltkrieg fällt diese Einrichtung der Stadt zu und verschmilzt anschließend mit der traditionellen Stadtbibliothek, die sich nun allerdings auch zunehmend der Allgemeinheit öffnet.

Bis schließlich die verbrecherische Ideologie des Nationalsozialismus um sich zu greifen beginnt. Die Zeit des Krieges, der Brutalität, der Bildungsfeindlichkeit und der Ablehnung alles „Fremden“, bedeutet für die Stadtbücherei einen harten Einschnitt. Auch in Nürnberg hat es im Jahr 1933 Bücherverbrennungen gegeben. Ein Teil der von den Nazis als unerwünscht und „entartet“ gebrandmarkten Literatur sei eingelagert worden.

Wie so vieles in Nürnberg werden Dominikanerkloster und Luitpoldhaus während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Die wichtigsten Werke haben den Bombenhagel allerdings weitgehend schadlos überstanden. Sie wurden schon 1942 ins Nürnberger Umland verbracht, wo sie vor Luftangriffen der Alliierten relativ sicher waren. Nach 1945 bezieht die Stadtbibliothek zunächst ein Ausweichquartier in der Bärenschanzkaserne, ehe sie 1956 im fertig sanierten Luitpoldhaus und 1957 im Pellerhaus ihren Wiedereinzug feiert. Sechs Zweigstellen hat die Stadtbibliothek inzwischen, die 2011 mit dem Bildungszentrum Nürnberg zum Bildungscampus fusioniert wurden. Der Hauptsitz am Gewerbemuseumsplatz erstrahlt nach einer weiteren Sanierung 2012 in neuem Glanz.

Text: Dominik Mayer
Fotos: Pressearchiv

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