Die Stadtbibliothek zu Gast im neuen Bibel Museum Bayern
In den über 650 Jahren ihres Bestehens konnten die Sammlungen der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg kontinuierlich wachsen.
Christine Sauer |
Zu den Beständen zählen Handschriften und Drucke aus Mittelalter und Früher Neuzeit, die Teil des schriftlichen Kulturerbes der Stadt Nürnberg bilden.
Als aussagekräftige Zeugnisse werden einzelne Objekte für Sonderausstellungen regional, überregional und international angefragt und als Leihgaben zur Verfügung gestellt.
Im soeben eröffneten Bibel Museum Bayern ist die Stadtbibliothek an der ersten Wechselausstellung „Luther, Spengler und die Reformation in Nürnberg“ mit gleich vier für das Thema einschlägigen Leihgaben beteiligt. Darunter befindet sich als ein sehr persönliches Zeugnis des Ratsschreibers Lazarus Spengler (1479-1534): Zwölf Tage nach dem Tod seiner Ehefrau Ursula änderte er am 22. Januar 1529 sein Glaubensbekenntnis und fasste sein Testament ab. Nach Vorwürfen, Häresien anzuhängen, ist in der Handschrift des wichtigen Förderers der Reformation sein Bekenntnis der Treue zu Christus und zum Wort Gottes zu lesen: „Ja, es ist ain yeder chrisst schuldig, bey dem wort seines seligmachers allso zu stehen und zu verharren, das er darüber alle vervolgung, leiden und vergiessung seins pluts nit scheuhen soll.“
Des Weiteren zu sehen ist ein Band der sogenannten Lutherbibel von 1534, der ersten vollständigen Gesamtausgabe von Martin Luthers Bibelübersetzung in zwei Bänden, die unter dem Titel „Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch“ 1534 in Wittenberg gedruckt wurde. Die Ausstattung besteht aus 117 altkolorierten Holzschnitten, die durch ihre leuchtende Farbigkeit und Goldhöhungen faszinieren. Die Vorlagen für die 21 Holzschnitte zur Apokalypse stammen von Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553). Von den weltweit erhaltenen 60 Exemplaren dieser Bibelausgabe sind lediglich vier bekannt, die nach dem Druck von Hand aufwendig mit Farbe versehen wurden. Bei den Bänden in der Nürnberger Stadtbibliothek soll es sich gemäß eines Eintrags auf dem Titelblatt zum ersten Band um ein Geschenk Martin Luthers an Lazarus Spengler handeln: „Meinem gu[n]s[tigen] Herrn vnd bruder Lasaro Spengler / der stadt Nurnberg Syndico vbersandts / Martinus LutheR“. Die Echtheit dieses heute nur noch schwer leserlichen Vermerks ist allerdings umstritten und bis heute nicht eindeutig geklärt.
Die Sonderausstellung läuft noch bis zum 29. Juli 2022
Das ebenfalls kolorierte Exemplar der Luther-Bibel von 1534 in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar zählt zum UNESCO Weltdokumentenerbe.