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Persönliche Begegnungen auf allen Ebenen sollen nicht zu kurz kommen

BZ-Direktorin Gabi Pfeifer will digital und analog kommunizieren

Gast Autor*in |

Bildungszentrum

Wenn Gabi Pfeifer mehr Zeit hätte, wäre sie die beste Kundin des Bildungszentrums (BZ) Nürnberg. „Ich würde den ganzen Tag dort verbringen“, erklärt sie. Genau das tut sie auch, denn als Leiterin der Einrichtung ist sie tatsächlich den ganzen Tag vor Ort. Schließlich erfordert die Aufgabenfülle den vollen Einsatz. Diesen erbringt die 52-Jährige mit Begeisterung und Elan. Die Wahl-Fränkin ist die erste neu berufene BZ-Direktorin der Stadt Nürnberg. Die Position war zwischenzeitlich Teil der Gesamtleitung des Bildungscampus Nürnberg (BCN). Unter seinem organisatorischen Dach hat die Stadt Bibliothek, BZ und Planetarium zusammengefasst. Aber die Gesamtleitung sei „eine zu große Aufgabe“. Durch die aktuelle Aufteilung kann sich die Institution weiterentwickeln.

Mit einem Master in Erwachsenenbildung hat Gabi Pfeifer die fachliche Voraussetzung erfüllt, mit ihrer emotionalen Verbundenheit zum südpunkt hat sie das „Plus X“ hinzugefügt, das für eine erfolgreiche Tätigkeit oft genauso wichtig ist. Die mehrjährige Arbeit als Fachteamleitung Gesundheitsbildung in der gut besuchten Anlaufstelle in dem bunten Stadtteil hat sie geprägt.

„Die Vielfalt der Kursthemen, die große Bandbreite und Tiefe der Angebote des BZ“, hebt sie besonders hervor. „Das Programm, das wir bieten, ist toll“, fügt sie hinzu. Dennoch gebe es Entwicklungspotenzial. Aber die Expansionspläne stoßen schnell an harte Grenzen. Es fehlen die passenden Gebäude, um die Fachgruppen des BZ stärker auszubauen. Manche bewährten Orte für die Kurse sind weggefallen. Ersatz zu finden, sei schwierig, räumt die BZ-Chefin ein. Außerdem fehlen seit der Corona-Pandemie Kursleitungen. Als die Kurse hauptsächlich über digitale Kanäle abgehalten wurden, haben sich viele Fachkräfte umorientiert. Manche kämen zurück, aber längst nicht genug, um stärker zu expandieren.

BZ-Direktorin Gabi Pfeifer
Gabi Pfeifer füllt mit viel Freude das Amt der BZ-Leiterin aus. / © Michael Matejka

Dabei ist die Nachfrage nach den BZ-Angeboten ungebrochen. Ob Kochen oder Sprachenlernen: Der Wunsch nach Gemeinsamkeit ist gestiegen. „Das ist deutlich spürbar“, betont sie. Die Stammkunden sind geblieben und neue kommen hinzu. Ob sich daran etwas ändern wird, wenn das BZ-Programm nicht mehr in der gewohnten Form als gedruckter Katalog erhältlich ist, wird sich zeigen. Die aktuelle Ausgabe ist jedenfalls die letzte in dieser Art. Künftig solle es kleinere Publikationen und Flyer für bestimmte Zielgruppen und Themen geben, kündigt Pfeifer an. Der gesamte Umfang der BZ-Veranstaltungen und Kurse ist nur im Internet abrufbar.

Den digitalen Fortschritt möchte Gabi Pfeifer weiter vorantreiben. Zu den bereits bestehenden Arbeitsmöglichkeiten, wie Videokonferenzen und Homeoffice, will sie eine gute Balance zwischen digital und real herstellen. Der rote Faden ist für sie dabei die Kommunikation. Sie setzt auf eine fach- und standortübergreifende Zusammenarbeit, mit der „viel Potenzial gehoben werden kann“. Persönliche Begegnungen sollen auf allen Ebenen nicht zu kurz kommen. So fand bereits ein Kongress für Kursleitende statt, um die rund 1.000 freiberuflich Lehrenden am BZ an die Institution zu binden und sie gut zu betreuen. Das sei besonders wichtig, denn „nach der Zeit der Nichtbegegnung drängen zunehmend neue Anbieter auf den Markt“.

Neben den zahlreichen lebenspraktischen Inhalten der Kurse zu allen möglichen Themen, wie zum Beispiel Energiesparen, macht der Integrationsbereich ebenfalls einen großen Teil der Arbeit am BZ aus. Das Schwerpunktthema „Lesen“ steht dafür beispielhaft. Seit langem werden Alphabetisierungskurse angeboten, Lerntreffs, Deutsch für Zugewanderte und vieles mehr. „Der Bedarf steigt“, stellt Pfeifer fest. Aber sie sagt auch: „Wir sind bei den Integrationskursen absolut an der Auslastungsgrenze angekommen.“ Wie diese Problematik gelöst werden soll, das diskutiert unter anderem der Volkshochschulverband mit der Bundespolitik.

Angesichts der zahlreichen Herausforderungen, denen die neue BZ-Leitung gegenübersteht, ist verständlich, warum der BZ-Kurs „Nähen“ wieder einmal ohne Gabi Pfeifer stattfinden wird, auch wenn sie noch so viel Lust darauf hat. Aber eines Tages sitzt sie bestimmt an der Nähmaschine und fertigt sich ein Kleidungsstück. Am Kursangebot wird es jedenfalls nicht scheitern.


Text: Petra Nossek-Bock

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