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Bei Gehaltsverhandlungen zahlt sich Hartnäckigkeit aus

BZ-Kurs ermutigt Frauen, mehr Geld zu fordern

Gast Autor*in |

Blog, Bildungszentrum

Fast drei Viertel aller Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren in Deutschland sind berufstätig. Doch von einer Gleichbehandlung in der Arbeitswelt kann noch keine Rede sein. Sage und schreibe 18 Prozent beträgt der sogenannte „Gender Pay Gap“, also die geschlechtlich bedingte Lohnlücke. Das heißt, Mitarbeiterinnen verdienen im Schnitt fast ein Fünftel weniger als ihre männlichen Kollegen.

Das hat viele Gründe. So wählen Frauen noch immer tendenziell schlechter bezahlte Berufe, arbeiten häufiger in Teilzeit und unterbrechen häufiger als Männer ihre Erwerbsbiografie, weil sie sich um ihre Familie kümmern. Nach wie vor machen Frauen seltener Karriere, laut Statistischem Bundesamt war 2022 nur knapp jede dritte Führungskraft weiblich. Doch auch wenn man diese Faktoren herausrechne, verdienten Frauen dann immer noch sieben Prozent weniger als Männer, sagt Patricia Glombitza vom Bereich „Beruf und Karriere“ am Bildungszentrum Nürnberg (BZ). Ein Grund dafür könnte sein, dass weibliche Beschäftigte nur selten und wenn, dann weniger hartnäckig, mit ihren Vorgesetzten über höhere Gehälter verhandeln. „Frauen sind da einfach oft zu bescheiden“, sagt Glombitza.

Im BZ lernen Frauen, selbstbewusster in Gehaltsverhandlungen zu gehen.
Im BZ lernen Frauen, selbstbewusster in Gehaltsverhandlungen zu gehen. / © Adobe Stock

Die Bildungsexpertin will dazu beitragen, dass sich das ändert, und hat deshalb ein neues Seminar ins Programm des BZ aufgenommen. „Erfolgreiche Gehaltsverhandlungen für Frauen“ heißt das Angebot der Kommunikationstrainerin Melanie Buratto. Es trainiert die Teilnehmerinnen für Gespräche mit den Vorgesetzten, damit sie selbstbewusst für ihre eigenen Interessen eintreten können. Eine gute Vorbereitung auf solche Verhandlungen sei ganz wichtig, betont Glombitza. „Und das kann man lernen.“

Buratto hat das Seminar entwickelt, weil sie festgestellt hat, dass vor allem Mütter Probleme damit haben, sich beim Chef für ihre Wünsche stark zu machen. „Vielen Frauen fällt es schwer, den Wert ihrer Arbeit zu beziffern“, sagt die 43-Jährige. Gehaltsverhandlungen seien für weibliche Beschäftigte ein rotes Tuch. „Sie wollen nicht als schwierig gelten.“ Vor allem, wenn sie nach der Elternzeit zurückkehrten.

Der erste Schritt sei es deshalb, sich diese Hürden bewusst zu machen und die eigenen Stärken zu erkennen. „Es geht darum, Selbstbewusstsein zu entwickeln.“ Das nötige Rüstzeug für die Gespräche erlernen die Teilnehmerinnen dann im zweiten Schritt. Buratto hat sogar einen regelrechten Leitfaden entwickelt und gibt den Frauen ein „Workbook“ an die Hand, mit dem sie sich auf die Verhandlungen vorbereiten können – im Praxisteil des Seminars wird das konkret geübt. Dabei unterstützt dann eine Formulierungshilfe mit Antworten auf typische Fragen. Eine gute Vorbereitung sei ein entscheidender Faktor für den Erfolg, betont die Trainerin. „Die innere Überzeugung ist sehr wichtig.“

/ © Adobe Stock

Das Seminar ist nur ein Baustein im umfangreichen Programm des BZ für Frauen. „Wir wollen gerade berufstätige Frauen und Mütter durch gezielte Weiterbildungen unterstützen und ihr Selbstbewusstsein stärken“, betont Glombitza. Ihr „Herzensprojekt“ sind „Work-Life-Balance-Tage“ für berufstätige Mütter, die 2024 zum dritten Mal stattfinden sollen. Die Bildungsexpertin hatte das Angebot für die „Working Moms“ während der Corona-Pandemie entwickelt, als vor allem Mütter unter der Doppelbelastung von Kinderbetreuung und Berufstätigkeit litten. Damals hätten sich die traditionellen Rollenzuschreibungen verfestigt, sagt Glombitza. Doch jetzt sei die Unterstützung durch Schulen und Kitas wieder da, das Homeoffice als eine „positive Errungenschaft der Pandemie“ erleichtere vielen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wir sind wieder auf einem guten Weg.“

Bildungsangebote speziell für berufstätige Frauen sind aus ihrer Sicht dennoch wichtig. Am BZ werden die Teilnehmerinnen gleich bei einer ganzen Reihe von Seminaren fündig. So können sie zum Beispiel ihre „professionelle Online-Präsenz“ verbessern, ihre Schlagfertigkeit trainieren („Gekonnt kontern“) oder sich mit den Unterschieden weiblicher und männlicher Kommunikation befassen. Auch „Souveränes Auftreten“ oder „Selbstbewusstes Verkaufen“ stehen auf dem Programm. Weitere Themen sind das „Networking für Frauen“ und spezielle Kurse für Gründerinnen. Es gehe um „Female Empowerment“ (weibliche Ermächtigung), sagt Glombitza. „Das Ziel sind selbstbewusste, unabhängige und mutige Frauen, die ihr (Berufs-)Leben aktiv gestalten.“

Text: Silke Roennefahrt

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