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Wie Frau Selbstzweifeln und Versagensängsten erfolgreich begegnet

Seminar widmet sich dem noch relativ unbekannten Impostor-Syndrom

Gast Autor*in |

Bildungszentrum

Leiden Sie unter dem Impostor-Syndrom? Nein? Seien Sie froh. Denn es ist nicht schön, stets zu befürchten, als Hochstapler entlarvt zu werden. Allerdings handle es sich nicht um eine Krankheit, sondern um ein stark negativ verzerrtes Selbstbild, erklärt Dozentin Nina Feustel-Durst. Es mache vor allem hochqualifizierten Frauen zu schaffen und hemme ihren – objektiv wohlverdienten – beruflichen Aufstieg. Sie selbst habe in jungen Jahren darunter gelitten, dies aber dank ihrer Ausbildung und Auseinandersetzung mit sich selbst abstreifen können. Daher kennt sie das wohltuende Gefühl, mit gesundem Selbstvertrauen die eigenen Fähigkeiten wieder schätzen zu können.

Generell seien Studien zufolge 70 Prozent der Menschen phasenweise von Impostor-Gedanken betroffen, erläutert Coachin und Supervisorin Feustel-Durst: „Aus meiner Sicht trifft es jedoch verstärkt Frauen. Diese quälenden Selbstzweifel und Versagensängste führen regelmäßig dazu, dass die Person sich Erfolge nicht selbst zuschreibt, Misserfolge aber durchaus.“

Eine Stimme im Kopf sage ständig: Du hattest nur Glück. Du bist nicht gut genug. Bestimmt merken es die anderen. Hoffentlich fliegst du nicht auf. Das gipfele im Gefühl: Irgendetwas ist mit mir nicht in Ordnung.

In der Gruppe lernen Frauen, ihre Leistung besser einzuschätzen. / © Adobe Stock

Erstmals bietet Nina Feustel-Durst in Nürnberg ein Zweitagesseminar an, das betroffenen Frauen Handwerkszeug liefern will: „Praktische Strategien, die die negativen Stimmen leiser werden lassen“, sagt die Dozentin. Im geschützten Raum des Seminars mit wenigen Teilnehmerinnen falle es leichter, in sich hineinzuhorchen.

Die Selbstständige sieht sich in Deutschland als führende Expertin und Coachin für das Impostor-Phänomen. In Süddeutschland bietet die Münchnerin Präsenz-Seminare dazu an, darüber hinaus bundesweit Online-Coaching.

Hierzulande sei der Begriff „Impostor-Syndrom“ allerdings weniger geläufig als in den USA, wo ihn die Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes erstmals 1978 prägten.

Coachin Nina Feustel-Durst / © Nina Feustel-Durst

Und was ist mit den echten Hochstaplern, die sich im Gegenteil regelmäßig überschätzen? Auch für diese („Ich bin ein toller Hecht, der Beste in allem“) gibt es einen wissenschaftlichen Begriff: Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt
das Phänomen, dass Wenigkönner dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, da sie ihre eigenen Defizite nicht erkennen. 1999 beschrieben die Psychologen David Dunning und Justin Kruger den Effekt erstmals. Nina Feustel-
Durst: „Diejenigen, die laut schreien – auch wenn wenig Können dahinter steckt – werden in Betrieben oft eher gehört und befördert, als diejenigen, die ihr Licht und ihre Kompetenz unter den Scheffel stellen. Das kann mitunter fatal für Unternehmen und Gesellschaft sein, wenn so die ,Falschen‘ nach oben kommen.“ Denn die Begabteren, die sich zu wenig zutrauen, gingen als Potenzial verloren.

Daniel Reim vom Fachteam Beruf und Karriere des BZ sieht das Seminarthema als ein exotisches, aber dennoch wichtiges: „Wir wollen in der beruflichen Weiterbildung unterstützen, und das geht bei manchen Themen besser in Kleingruppen.“

Das Seminar für vier bis zwölf Teilnehmerinnen richtet sich an Frauen zwischen 25 und 55 Jahren, die gut ausgebildet sind und fest im Berufsleben stehen.

 

Text: Angela Giese

„Selbstzweifel trotz Erfolg. Für Frauen: Wie Sie das Impostor-Phänomen erkennen und überwinden“, am 30.
November und 1. Dezember 2024.

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