Pantomime, Tanz und Gesellschaftskritik: keine Angst vorm Kabarett
Theaterkurs ermuntert zur Auseinandersetzung mit politischen Themen
Gast Autor*in |
Jeder kann kreativ sein – mit diesem kühnen Satz wirbt das Bildungszentrum (BZ) für einen neuen Kurs namens „Theater: Entwicklung von Kabarettszenen“. Die Kursteilnehmenden feilen, wie der Name schon verrät, an witzigen Sequenzen, die einen politischen Hintergrund haben.
„Nein, man muss keine Angst haben, dass einem nichts einfällt“, sagt Gabriele Heese. Sie leitet den Kurs und hat schon zahlreiche Erfahrungen im Bereich Theater gesammelt. Heese war Lehrerin für Deutsch und Geschichte und unterrichtete das Ergänzungsfach Theater am Gymnasium. Mit ihren Schülerinnen und Schülern entwickelte sie im Laufe der Jahre viele Stücke. Daher weiß sie genau, welche Bedenken oder Ängste am Beginn eines solchen Kurses auftreten können.
„Die Teilnehmenden merken schnell, dass es nicht schwierig ist“, sagt sie. Denn erstmal dürfen und sollen sich alle kennenlernen und leichte Aufwärmübungen machen. Dabei bedient sich Heese am typischen Theater-Repertoire. „Man macht zum Beispiel eine Bewegung zu seinem Vornamen“, erklärt sie. Wichtig sei, dass Körper und Stimme warm werden.
Ist das Aufwärmen abgeschlossen, geht es ans Entwickeln von Themen. Die Ideen und Anregungen sollen sich die Teilnehmenden etwa aus Zeitungen und Zeitschriften holen: von Karikaturen, Glossen oder Kolumnen. „All das können gute Grundlagen sein. Ich denke zum Beispiel an viele Karikaturen, die mit Donald Trump zu tun haben“, sagt Gabriele Heese, die ihr Wissen rund ums Theater in vielen Fortbildungen und Schulungen vertieft hat. Aus Trumps wirren Ansprachen und Interviews ließe sich, so die Kursleiterin, eine schöne Kabarett-Szene entwickeln.
Gesellschaftlich oft diskutierte und medial dauerpräsente Themen wie Altersdiskriminierung oder Fachkräftemangel können sehr wohl auch lustig sein und mit Humor genommen werden – und für eine Kabarettszene wunderbar herhalten.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg kam eine deutsche Kabarettszene auf, beispielsweise mit Otto Reutter oder Karl Valentin. Noch im deutschen Kaiserreich war öffentliche Kritik verboten. Heute sind Kabarettisten oft bundesweit
bekannt, Günter Grünwald etwa, Eva Mähl oder Christian Springer.
„Wie der Kurs angenommen wird, wissen wir natürlich jetzt noch nicht. Wir haben ihn zum ersten Mal im Programm“, sagt Dr. Anne Wasmuth. Sie ist im Fachteam Gesellschaft und Kultur beim Bildungszentrum im Bildungscampus beschäftigt. Wie es zu dem neuen Kurs, der drei Termine umfasst, kam? „Wir im Bildungszentrum haben den Auftrag, auch politisch weiterzubilden“, so Wasmuth. Durch das Theaterspielen komme das Thema Politik auf einem anderen Weg zu den Menschen.
Eine Altersbeschränkung gebe es nicht, so Wasmuth: „Der Kurs ist ab 16 Jahren und nach oben hin offen. Gerade verschiedene Generationen bringen verschiedene Ansichten mit, das macht es spannend. Schon allein die Sprache
unterscheidet sich ja von Generation zu Generation.“
„Mithilfe theatraler Grundübungen wie Improvisationen, Bewegungstheater, chorisches Sprechen, Pantomime, Tanz zu Objekten oder einfachen Tanzchoreographien, um nur einige Methoden zu nennen, kommen wir zu Kabarettszenen mit gesellschaftskritischen Ansätzen. Leichter als gedacht. Es darf gelacht werden“, heißt es in der Ankündigung. „Es wird bestimmt ein spannender, schöner Kurs“, freut sich Kursleiterin Gabriele Heese schon und ergänzt: „Wer weiß, wenn es Spaß macht, kann man auch an eine Fortsetzung denken.“
Text: Melanie Kunze
Text: Wolfgang Heilig-Achneck