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Wo der Nachwuchs ein Coaching für Spitzenkräfte erhält

BZ und IHK kooperieren seit 20 Jahren bei der Azubi-Akademie

Gast Autor*in |

Bildungszentrum

Rhetorik, Moderation, Kommunikation – Seminare und Workshops zu diesen Themen sind typisch für Führungskräfte. Für Auszubildende stehen solche Lehrinhalte normalerweise nicht auf dem Programm. Es sei denn, sie gehören zu den jährlich 16 Auserwählten in Nürnberg, die jeweils ein Jahr lang die „Azubi-Akademie“ am Bildungszentrum (BZ) Nürnberg besuchen dürfen und damit ein besonderes Privileg genießen.

In einem deutschlandweit einzigartigen Projekt, das es seit genau 20 Jahren gibt, werden die jungen Frauen und Männer, die bei mittelständischen Unternehmen ganz verschiedene technische und kaufmännische Ausbildungsberufe lernen, besonders gefördert – und zwar eben gerade nicht fachbezogen. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Vermittlung von Methodenkompetenz sowie sozialer und persönlicher Kompetenzen.

Daniel Reim, Leiter des Bereichs „Beruf und Karriere“ am BZ Nürnberg, leitet dieses Vorhaben seit 14 Jahren. Er ist sehr stolz auf das „bundesweit immer noch einzigartige Projekt“. Im Jubiläumsjahr sei die Azubi-Akademie, die finanziell komplett von der Theo und Friedl Schöller-Stiftung getragen wird, „wichtiger denn je“, betont er. Denn gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und einer immensen Informationsflut seien viele junge Menschen verunsichert und suchten nach Orientierung.

Beim „Chefgespräch“ treffen die Auszubildenden auch auf Oberbürgermeister Marcus König. / © Sven Heublein / Stadt Nürnberg

„Man merkt richtig, wie sehr die Azubis von unserem Angebot persönlich profitieren“, sagt Reim. „Am Anfang sind sie oft noch recht schüchtern. Doch die insgesamt elf Module vermitteln ihnen sehr viel neues Wissen und geben ihnen Verhaltenssicherheit für den Berufsalltag.“ Am Ende freue er sich immer darüber, dass ihm sehr selbstbewusste junge Menschen gegenüberstehen, die oft auch Karriere machen.

Vorgeschlagen werden die Azubis von Berufsschuldirektoren. Gute Chancen haben Azubis, die als besonders motiviert gelten und ehrenamtlich engagiert sind. Bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken, mit der das BZ kooperiert, erfolgt die endgültige Auswahl.

Und wie geht es dann weiter? Alles beginnt mit einem Kick-off-Wochenende. In schöner Umgebung außerhalb Nürnbergs sollen sich die 16 Teilnehmenden kennenlernen, zusammenfinden, sich gegenseitig inspirieren und in ersten kleinen Projekten zusammenarbeiten. Also sind Teambuilding-Maßnahmen wie Hochseilgarten, Kanufahren, Bogenschießen oder Seifenkistenbau angesagt.

Einmal im Monat nehmen die jungen Menschen dann an jeweils einem Seminarmodul teil, bei dem versierte Referentinnen und Referenten einen mehrstündigen Workshop im BZ-Gebäude am Gewerbemuseumsplatz leiten. Ergänzend gibt es ein Unternehmensplanspiel sowie „Chefgespräche“, wo sich die Azubis mit Chefs Nürnberger Unternehmen, OB Marcus König und Rainer Hattenberger, Vorstand der Schöller-Stiftung, austauschen können.

Viele Azubis reifen an der Akademie zu selbstbewussten jungen Menschen. / © Sven Heublein / Stadt Nürnberg

Daniel Reim verfolgt gern, was aus den Schützlingen geworden ist. Es gibt schöne Erfolgsgeschichten, aber auch Momente, die ihn beeindruckt und berührt haben. Stolz ist er auf Teilnehmende, die Karriere gemacht haben und Geschäftsführer geworden sind – wie ein ehemaliger Azubi, der jetzt Geschäftsführer bei einem Internet-Zoohandel ist. Oder auf einen Teilnehmer, der zum besten Azubi Bayerns gekürt wurde: Niklas Katheder, Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme.

Aber er freut sich auch über die Chinesin Fangfang Lu, „die ganz allein nach Deutschland kam und innerhalb kürzester Zeit nicht nur perfekt Deutsch gelernt hat, was allein schon bewundernswert wäre“, wie Reim betont sagt. „Sie ist bei ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Einzelhandel sogar so positiv aufgefallen, dass sie für die Azubi-Akademie vorgeschlagen und ausgewählt wurde.“

Berührt ist Daniel Reim auch immer wieder von musisch begabten Azubis, die die Abschlussfeiern mit ihren professionellen Auftritten zu etwas Besonderem machen.

Text: Stephanie Rupp

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