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Bei jedem Wetter beste Sicht auf Saturn, Jupiter und Sternschnuppen

Rund 80.000 Gäste pro Jahr besuchen das Planetarium in Nürnberg

Gast Autor*in |

Planetarium

Hier können wir mit den Besuchern und Besucherinnen ins Universum reisen“, sagt Katharina Leiter und deutet auf den wunderschönen Sternenhimmel in der Kuppel über ihr. Seit zweieinhalb Jahren leitet sie das Nicolaus-Copernicus-Planetarium am Nürnberger Plärrer. Ihre Begeisterung für die unendlichen Weiten der Galaxis ist ansteckend. Der Blick in den Himmel sei tief in uns Menschen verwurzelt, sagt Leiter. Damit verbunden seien viele Fragen: Was gibt es in den Weiten des Alls zu entdecken? Könnte irgendwo anderes Leben existieren? Wie weit ist es zu den Sternen? Wie sieht es auf den anderen Planeten unseres Sonnensystems aus? Und was ist dunkle Materie? Spannende Fragen, auf die das Planetarium Antworten geben kann. Doch es lässt auch Raum zum Träumen.

Das Planetarium in Nürnberg hat eine lange Geschichte. Bereits 1927 eröffnete eines am Rathenauplatz. Schon damals stand ein Projektor der Firma Zeiss im Raum. Die Firma aus Jena entwickelte schon früh Projektoren: 1923 präsentierte Zeiss das für das Deutsche Museum in München entwickelte Projektionsplanetarium. Darin war die erste öffentliche Vorführung eines Sternenhimmels möglich – es gilt heute als Geburtsstunde des modernen Planetariums.

Doch allzu lange währte die Freude über das Planetarium nicht. Wegen der Ideologie der Nationalsozialisten und auf Bestreben von Gauleiter Julius Streicher wurde der Bau wieder abgerissen – die Kuppel erinnerte zu sehr an eine Synagoge. Der Projektor wurde vor dem Abriss weggebracht und im Kunstbunker unter der Kaiserburg deponiert. Zur Erinnerung an das erste Planetarium hat die Nürnberger Astronomische Gesellschaft, die seit 2021 Astronomische Gesellschaft der Metropolregion Nürnberg heißt, eine Gedenktafel am Rathenauplatz angebracht.

Bereits 1927 eröffnete das erste Nürnberger Planetarium am Rathenauplatz. / © Stadtarchiv Nürnberg

Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges dauerte es etwas, bis Nürnberg wieder ein eigenes Planetarium bekam: Im Dezember 1961 feierte die Stadtspitze samt geladener Prominenz schließlich die Wiedereröffnung am Plärrer. Mit dabei: der eingelagerte, über 30 Jahre alte Zeiss-Projektor. Die Maschine war zuvor bei Carl Zeiss Oberkochen für 250.000 DM modernisiert worden. In die Kuppel mit ihrem Durchmesser von 18 Metern warf sie fortan Sternbilder.

Zum 500. Geburtstag von Nicolaus Copernicus wurde das Planetarium, das offiziell „Planetarium im Vortragssaal der EWAG“ hieß, in Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg umbenannt. Copernicus war ein polnischer Gelehrter, der in seinem Hauptwerk das sogenannte heliozentrische Weltbild beschrieb, wonach die Erde ein Planet ist und sich um die Sonne bewegt. Copernicus war nie in Nürnberg, aber sein Hauptwerk „De revolutionibus orbium coelestium“ („Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären“) wurde in Nürnberg im Jahr 1543 von Johannes Petreius herausgebracht.

Nicht nur der Projektor war in die Jahre gekommen. Auch das Haus benötigte eine Frischekur: Nach neun Monaten Umbauzeit machte es im Januar 1977 wieder auf – mit dem 1,7 Millionen DM teuren neuen Zeiss-Projektor Modell V. Er ermöglichte neue Darstellungen – und die Besucherzahl stieg. Heute verzeichnet das Planetarium jedes Jahr gut 80.000 Gäste.

Das Nicolaus-Copernicus-Planetarium am Plärrer. / © Volkan Güler

Mit der Regiomontanus-Sternwarte gibt es in Nürnberg noch einen zweiten Ort, an dem man den Himmel beobachten kann. Die Sternwarte am Rechenberg im Nordosten Nürnbergs lädt regelmäßig zu kostenlosen Himmelsführungen und Sonnenbeobachtungen, bei denen die Besucherinnen und Besucher mit Teleskopen oder Fernrohren in den Himmel schauen. Betreiber der Regiomontanus-Sternwarte ist der Verein Nürnberger Astronomische Arbeitsgemeinschaft (NAA).

Was ist der Unterschied zwischen der Sternwarte und dem Planetarium? Im Gegensatz zu einer Sternwarte muss man nicht auf gutes Wetter hoffen, um den Himmel betrachten zu können. Denn wenn es bewölkt ist, kann man den schönsten Vollmond nicht sehen. „In einer Sternwarte geht die Kuppel auf und der Blick geht hinaus“, erklärt Katharina Leiter, die an der Universität Würzburg Astrophysik studiert und zu supermassiven Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien geforscht hat. „Wir im Planetarium können den Sternenhimmel abbilden, wann immer wir möchten. Wir sind nicht von Uhrzeiten oder Wetterlagen abhängig.“

So kann ein Computer errechnen, wie die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland aussehen wird – und hernach Bilder einspielen. Oder den Lebenszyklus eines Sterns aufzeigen. Das alles wäre in einer Sternwarte nicht möglich. „Wir können den Computer auch zurückrechnen lassen“, ergänzt die Astrophysikerin. So sei es mit Hilfe der modernen Technik möglich, in die Zeit um Jesu Geburt zu reisen, um der spannenden Frage nachzugehen: Was verbirgt sich hinter dem Stern von Bethlehem? „Wir können heute sagen, dass es kein Komet war“, verrät Leiter und sagt: „Im Planetarium können wir in die Vergangenheit und in die Zukunft reisen, den Sternhimmel zu bestimmten Zeiten nachahmen, und sind die perfekte Ergänzung zur Sternwarte.“

Im Gegensatz zu einer Sternwarte muss man nicht auf gutes Wetter hoffen, um den Himmel betrachten zu können.

Vor allem Kinder profitieren von der Unabhängigkeit von Zeit und Wetter. „Der Saturn geht mitten in der Nacht auf, das können Kinder in einer Sternwarte nicht beobachten, weil es für sie einfach zu spät wäre“, sagt die Astrophysikerin. Im Planetarium geht hingegen der Saturn auf, wenn jemand auf den Kopf drückt und das Programm ablaufen lässt. „Kinder sind immer total begeistert und staunen“, erzählt Leiter. „Wenn wir Sternschnuppen einblenden, sind sie hin und weg.“

Insgesamt 16 Beschäftigte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. „Jürgen Sadurski kennt sich wie kein anderer mit unserem Sternenprojektor aus“, lobt Katharina Leiter den Techniker und Moderator zahlreicher Live-Shows. Das Planetarium hat ein wechselndes Programm. Bis zu 30 verschiedene Shows werden in der Kuppel pro Jahr gezeigt. Diese produzieren die Mitarbeitenden des Planetariums nicht selbst, sondern kaufen Lizenzen für einen bestimmten Zeitraum ein.

Ohne den Projektor und allerhand Technik wäre keine Show möglich. Der fast 50 Jahre alte Projektor, der von den Mitarbeitenden liebevoll „Sternenmaschine“ genannt wird, wird von modernen Laserprojektoren ergänzt. Diese sorgen, angetrieben von zwölf Hochleistungsrechnern, für die 360-Grad-Videoproduktion auf der gewölbten Kuppel.

Das Planetarium ist das einzige Großplanetarium in Bayern und gehört mit dem Bildungszentrum und der Stadtbibliothek zum Bildungscampus der Stadt Nürnberg. „Neben astronomischen Inhalten bieten wir auch viele Vorträge und Konzerte an“, sagt Katharina Leiter. So werden etwa Entspannungskurse, eine Klangreise und Meditation sowie besondere Konzerte mit Musik aus verschiedenen Opern aufgeführt oder ein Anästhesist thematisiert die Möglichkeiten der Palliativmedizin. Das Planetarium sei ein Ort, an dem Wissenschaft und Unterhaltung aufeinandertreffen, so Leiter.

Ein besonderes Highlight für Familien ist der Yoga-Nachmittag. Wo sonst könnten Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern gemeinsam den Morgengruß machen und dabei in den nächtlichen Sternenhimmel blicken?

Text: Melanie Kunze

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