Die Technik des Planetariumsprojektors
Die Sterne waren nur der Anfang, Teil 11
Klaus Herzig |
Über viele Jahrzehnte prägte die berühmte „Hantelform“ das Aussehen des Planetariumsprojektors. Sie wurde erstmals für das Zeiss Modell II entwickelt. Charakteristisch sind die beiden Sternenkugeln für Nord- und Südhimmel. Verbunden werden sie durch einen Steg. die „Hantelstange“. Hier sind die Projektoren für Sonne, Mond und Planeten angebracht sowie später auch Projektoren für besonders helle und farbige Sterne wie Beteigeuze oder Aldebaran.
In den ersten Modellen befanden sich in den Sternkugeln helle Lampen. In den Kugeloberflächen waren kleine Öffnungen mit Objektiven und geschwärzten Glasplatten angebracht. In die Glasplatten waren als kleine Punkte die Positionen der Sterne eingeätzt. So kommt das Licht der Lampe nur aus diesen Stellen aus dem Projektor, was für einen kleinen Sterndurchmesser und einen schwarzen Himmelshintergrund sorgt. Die Helligkeit des Sterns hängt von der Größe des eingeätzten Loches ab. Da sich dadurch aber bei sehr hellen Sternen auch der Sterndurchmesser vergrößern würde. setzte man für die besonders hellen Sterne extra Projektoren ein
Vor den Objektiven sind sog. Schwerkraftblenden angebracht: ein zylindrisches Gewicht hält eine Blende immer horizontal ausgerichtet, unabhängig davon, wie der Projektor gerade steht. Die Blenden sind außerdem so ausgerichtet, dass nur in die Kuppel, also die ober Hälfte des Raumes und nicht in die Zuschauerplätze projiziert wird. Sonst hätte man auch keinen definierten Horizont und könnte keine realistische Himmelsdarstellung mit Auf- und Untergängen simulieren.
In den modernen Planetariumsprojektoren wurde die Lampe im Inneren der Sternkugel durch tausende von Glasfaser-Lichtleiter ersetzt.
Auf den Sternenkugeln sitzen kleine Kugel, die entsprechend konstruiert sind, nur das auf den geschwärzten Glasdias nun nicht die Sternpositionen, sondern die Umrissfiguren der Sternbilder herausgeätzt sind.
Die technische Finesse und Ingenieurskunst steckt nun in der Hantelstange. Eine Vielzahl von Getrieben, Zahnrädern und Übersetzungen sorgt dafür, dass die Bewegung der Körper unseres Sonnensystems vor dem fixen Sternenhintergrund naturgetreu nachvollzogen werden kann. Auch Sonnen-und Mondfinsternisse lassen sich durch spezielle Blenden simulieren.
Die klassische Hantelform hat aber den Nachteil, dass der Planetariumsprojektor dadurch sehr groß wird und damit für das Publikum einen Teil des Himmelsbildes verdeckt. Bei den modernen Planetariumsprojektoren hat man daher auf die Stange verzichtet und die beiden Sternkugeln zusammengezogen. So sieht der Projektor nun eher wie ein Tee-Ei aus. Die notwendigen Projektoren für die Planeten, Sonne und Mond sind nun auf einem Gestell vor dem Projektor angebracht.
Im Laufe der Zeit kamen zum zentralen Sternprojektor immer weitere Zusatzprojektoren hinzu, mit denen man meteorologische Phänomene wie Sternschnuppen, ziehende Wolken, Regen oder Schneefall zur Himmelsdarstellung hinzufügen konnte. Heute werden diese Effekte meist durch die Fulldomeanlage beigesteuert.
Bildnachweis:
Modell II und Starmaster: Carl Zeiss AG
Illustrationen: BCN/Angelika Grothues