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Planetarien heute und morgen

Die Sterne waren nur der Anfang, Teil 14

Klaus Herzig |

MINT, Planetarium

Zum Abschluss des langen Jubiläumsjahres und dieser Reihe mit Beiträgen zur hundertjährigen Geschichte des Projektionsplanetariums wollen wir einen Blick in die Zukunft werfen und sehen, wie es mit dem Planetarium weitergehen kann.

In den Planetarien hat sich in den vergangenen fast hundert Jahren eine Menge verändert. Gab es früher nur den zentralen Sternenprojektor und Holzstühle, auf denen das Publikum die live vorgetragenen Erläuterungen zum Sternenhimmel und den Planeten verfolgte, so sind mit der Zeit immer weitere Spezial- und Sonderprojektoren hinzugekommen, die Vorführungen werden mit Musik untermalt und bequeme Liegesessel laden zum Genießen des brillanten Sternhimmels ein. Seit Mitte der 2000er-Jahre haben die meisten Planetarien auch auf die sog. Fulldome-Projektion umgestellt. Mit Hilfe von leistungsstarken Beamern können Bewegtbilder an die gesamte Kuppelfläche projiziert werden. Entweder Live-Vorstellungen mit dem digitalen Universum, das bei den Projektionsanlagen mit integriert ist und die Daten von allen Körpern im Sonnensystem, zehntausenden von Sternen und Galaxien enthält. Oder vorproduzierte Planetariumsshows, die den Vergleich mit Hollywood-Filmen nicht zu scheuen brauchen was die technische Umsetzung und die Qualität der Geschichten angeht. Das Planetarium von heute ist also sowohl eine Art 360-Grad-Kino als auch ein faszinierendes Sternentheater.

Planetarium Kuppel

Ein Streifzug durch den aktuellen Sternenhimmel ist immer noch Bestandteil vieler Vorstellungen. Aber es werden nicht mehr nur die „Sterne auf die Erde geholt“. Die thematische Vielfalt der Inhalte ist enorm gewachsen. Es werden Geschichten erzählt, die von der Erde bis hinaus zu fernen Welten und in die Weiten des Universums führen. Reisen durch Raum und Zeit nehmen die Besucherinnen und Besucher jeden Alters mit zu den exotischen und spektakulärsten Plätzen im Kosmos – zu Schwarzen Löchern, Supernovae und Quasaren. Sogar das eigentlich nicht darstellbare, der Urknall zu Beginn des Universums wird zu bebildern versucht.

Kuppelsicht auf Tulpenfeld

Weil mit der Fulldome-Technik aber im Grunde alles an die Kuppel gebracht werden kann, was sich nur irgendwie verfilmen lässt, wird das Planetarium auch zum Ort der Vermittlung weiterer Wissenschaften neben der Astronomie. So gibt es Shows zu Themen wie Evolution, Klima, Energie, Physik, Unterwasserforschung, Luft- und Raumfahrt, Umwelt und sogar Mathematik. Einige Planetarien haben auch Programme für die lokale Tourismusbehörde produziert und zeigen von Stadtbesichtigungen bis zu Urlaubsreisen die Welt im Rundumformat.

Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die Musik-Shows. Es sind aufwändig produzierte Visualisierungen zu klassischer Musik, aber auch Rock und Pop. Das musikalische Spektrum reicht also von Mozart bis Pink Floyd, von Tschaikowsky bis Queen. Wenn man schon von Musik im Planetarium spricht, darf natürlich ein Stück nicht fehlen: „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss. Es gibt wohl kein Planetarium mit einem versenkbaren Projektor, das dieses Stück nicht nutzt, um sein zentrales Gerät effektvoll zu inszenieren, wenn es sich nach oben in die Projektionsposition bewegt.

Frau vor einer Unterwasserwelt

Die technische Entwicklung macht aber auch vor den Planetarien nicht halt. War schon das Planetarium an sich bei seiner Erfindung ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, so werden auch heutzutage immer neue Verbesserungen vorgenommen. Glasfaserstränge für die Sternprojektion sind in den Sternprojektoren mittlerweile Standard. Laser-Beamer sorgen für eine gestochen scharfe und farbechte Fulldome-Projektion. Raumklangsysteme versetzen das Publikum mitten ins Geschehen. Über die „Domecast“-Technologie könne sich Planetarien live zusammenschalten – alle Zuschauer und Zuschauerinnen sehen dann an der Kuppel die gleichen Inhalte, egal wo auf der Welt sie sich befinden.

Das Planetarium der Zukunft kommt vielleicht sogar ohne Projektoren aus. LED-Paneele lassen sich inzwischen so formbar herstellen, dass aus ihnen eine Kuppel zusammengebaut werden kann. Die Kuppel wird somit zum riesigen Bildschirm.

Modellplanetarium

Anlässlich des Jubiläumsjahres blickte auch das Nürnberger Planetarium im Jahr 2024 nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft: Wie sieht das Planetarium der Zukunft aus und welche Themen werden dort behandelt? 70 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wendelstein setzten sich mit der Fragestellung auseinander, wie ein Planetarium der Zukunft aussehen könnte. Es entstanden in den Jahrgangsstufen 10 und 12 fantastische bis nachhaltige, visionäre bis realistische Modelle, die. in einer dreiwöchigen Ausstellung im Juni und Juli 2024 von ihren Autorinnen und Autoren im Nicolaus-Copernicus-Planetarium präsentiert und vorgestellt wurden.

Modell, wie ein Planetarium der Zukunft aussehen könnte

Im Planetarium gibt es eben immer wieder etwas Neues zu sehen – auch in den nächsten 100 Jahren. Denn wie lautet das Jubiläumsmotto doch so richtig „Die Sterne waren nur der Anfang“.

Bildrechte:

Zeiss AG
Cosm
Modellplanetarium: Philip Everts, Liam Osorio, Markus Diestler
Plane-Zukunft: Keegan
Lazic, Finn Heilig

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