Zum Hauptinhalt springen

Vorläufer des Projektionsplanetariums

Die Sterne waren nur der Anfang, Teil 5

Klaus Herzig |

MINT

Schon seit dem Altertum gab es mechanische Geräte verschiedenster Art, mit denen die Bewegung der Himmelskörper dargestellt werden konnten. Diese mechanischen Planetarien hatten einen entscheidenden Nachteil: es fehlt der Sternenhimmel und die dreidimensionale Anmutung der Himmelskuppel wie in der Natur. Ab dem 17. Jahrhundert machten sich daher Tüftler und Erfinder daran, die Himmelsdarstellung naturgetreuer und umfassender zu gestalten.

Himmelsgloben, bei denen der Sternenhimmel auf die Außenseite einer Kugel gemalt oder graviert wurde, gab es schon länger. Was man aber eigentlich haben wollte, waren Sterndarstellungen an einer Innenkugel. Dies erreichte Erhard Weigel mit seinem „Pancosmos“, einem riesigen begehbaren Himmelsglobus. Dieser gilt als Vorläufer der modernen Planetarien.

Himmelsglobus von Johannes Praetorius
Himmelsglobus von Johannes Praetorius / © Wolfgang Sauber

Als Oberbaudirektor von Jena ließ Weigel 1661 auf dem Dach des Stadtschlosses eine Kugel mit einem Durchmesser von 5,5 Metern errichten, die von einer Armillarsphäre umgeben war. Im Inneren konnte man sich an der Darstellung des Sternenhimmels erfreuen. Weitere, aufwändiger ausgestaltete Pancosmen wurden von Weigel an König Christian V. von Dänemark und an den kaiserlichen Hof in Wien übersandt. Sie waren mit Durchmessern von etwas über 3 Metern aber kleiner als der Prototyp. Erhalten haben sie sich leider nicht, denn wegen seines großen Gewichts musste der Jenaer Pancosmos schon 1692 wieder abgebaut werden.

Der Pancosmos gehört zur Gruppe der Hohlgloben. Das sind allgemein große, begehbare Kugeln, an deren Innenseite die Sternbilder eingezeichnet waren oder die in der Kugelfläche Löcher hatten, durch die von außen Licht eindringen konnte. Je größer das Loch, desto heller erschien der entsprechende Stern. Im Unterschied zu Deckengemälden konnte man mit Hohlgloben die Himmelsansicht zu verschiedenen Jahreszeiten simulieren, indem man die ganze Kugel entsprechend drehte und ausrichtete.

Da die Konstruktion doch recht aufwändig war, gab es nicht besonders viele Hohlgloben. Der ursprüngliche Gottorfer Riesenglobus steht heute in der Kunstkammer in Sankt Petersburg und wurde zwischen 1650 und 1664 im Auftrag Herzog Friedrichs III. von Gottorf errichtet. Vor wenigen Jahren entstand in Schloss Gottorf eine originalgetreue Rekonstruktion des ursprünglichen Gottorfer Riesenglobus.

Gottorfer Globus
Gottorfer Globus / © Landesmuseen SH

Die Atwoodsche Himmelskugel stand ursprünglich im Chicagoer Naturkundemuseum, befindet sich heute aber im Adler-Planetarium. Sie wurde 1913 in Auftrag gegeben.

Atwoodsche Himmelskugel
Atwoodsche Himmelskugel / © Fritz Geller-Grimm

Mitte der 1910er Jahre wurde auf der Heilbronner Robert-Mayer-Sternwarte ein zwei Meter durchmessender drehbarer Hohlglobus errichtet, der heute noch im Rahmen von öffentlichen Führungen und schulischen Veranstaltungen in Betrieb genommen wird.

Hohlglobus Heilbronn
Hohlglobus Heilbronn / © Robert-Mayer-Sternwarte Heilbronn

Ebenfalls schon mit einer Lichtprojektion wie im modernen Planetarium arbeitete das Eidouranion, das der englische Erfinder Adam Walker ab 1770 präsentierte. Es ist eine Art transparentes Orrery, das an seiner Rückseite von einem Projektor beleuchtet wurde, so dass auf einer Leinwand die Bewegungen der Himmelskörper gezeigt werden konnten. Wie zeitgenössische Illustrationen zeigen, wurde es meist in großen Sälen mehr zu Unterhaltungs- als zu Bildungszwecken eingesetzt.

Eidouranion
Vorstellung Eiduranion, London 1817 / © Wikipedia

Bildnachweis:

  • Atwood Hohlglobus: Atwood Celestial Sphere at the Adler Planetarium, Chicago, Illinois, USA; This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license. Attribution: Fritz Geller-Grimm
  • Hohlglobus Heilbronn: Robert-Mayer-Sternwarte Heilbronn
  • Himmelsglobus: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Himmelsglobus von Johannes Praetorius (1566) Foto: Wolfgang Sauber (aus Wikipedia)
  • Eidouranion: Performance of an Eiduranion at London 1817 (at the „English Opera House“ („Lyceum“) in the Strand, Wikipedia, gemeinfrei
  • Gottorfer Globus: Gottorfer Globus & Barockgarten, Landesmuseen SH

Wenn Sie den Artikel mögen?

Teilen Sie den Artikel mit Ihren Freunden