Die ersten Planetarien
Die Sterne waren nur der Anfang, Teil 9
Klaus Herzig |
Am 7. Mai 1925 fand anlässlich der Einweihung des Neubaus des Deutschen Museums auch die feierliche Inbetriebnahme des ersten Projektionsplanetariums statt. Aber auch das sogenannten Kopernikanischen Planetarium, das begehbaren Modell des Sonnensystems, wurde in Betreib genommen. Walther Bauersfeld ließ es sich nicht nehmen, die ersten Vorführungen in der Kuppel zu übernehmen. An diesem Tag kulminierten über ein Jahrzehnt Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
Spätestens als mit den ersten Vorführungen auf dem Dach des Zeiss-Werkes in Jena das riesige Publikumsinteresse deutlich geworden war, hatte die Geschäftsführung von Zeiss beschlossen, aus dem einzelnen Museumsexponat für München ein Serienprodukt zu entwickeln. Die Vorführungen gaben Hinweise auf notwendige und sinnvolle Erweiterungen. Noch vor der Eröffnung in München stellte Zeiss den Projektor potenziellen Kunden vor.
Die Projektionen mussten nun nicht mehr nur für den Standort München richtig sein, sondern für jeden beliebigen Aufstellungsort. Der Münchner Projektor war fest auf die Breite der bayerischen Landeshauptstadt eingestellt gewesen. Nun sollte man den Sternhimmel für jede geographische Breite zeigen können. Schon 1924 begannen die Arbeiten an solch einem flexiblen Modell. Fixsternkugel und Planetengerüst wurden in zwei „Hälften“ geteilt und der Projektor um eine horizontale Achse erweitert. Die Drehung um diese Achse erlaubte es den Vorführern, sich vom Nord- zum Südhimmel und zurück zu bewegen. Die für viele Jahrzehnte gängige Hantelform der Planetariumsprojektoren war damit geboren.
Das Modell II erhielt auch zusätzliche Projektoren für die Darstellung astronomischer Hilfslinien und Skalen. Dazu kamen Beleuchtungseinrichtungen für die Kuppel und zur Simulation der Dämmerung. Ein verbesserter Mondphasenmechanismus, die Darstellung der Milchstraße durch Schattenprojektion und durch die Schwerkraft gesteuerte Blenden vor den Fixsternobjektiven waren weitere wesentliche Verbesserungen und Fortschritte. 1927 wurden die photographischen Sternplatten durch gestochene Kupferfolien ersetzt.
Die Firma Zeiss hatte sich nicht getäuscht, was die potentielle nachfrage anging: Die Vorführungen in Jena, der Betrieb in München und die Berichte darüber weckten in zahlreichen Städten Deutschlands das Interesse am Bau eigener Planetarien. Bereits 1926 gingen mehr als zehn Bestellungen bei Zeiss ein.
Nur kurze Zeit später öffneten Planetarien ihre Tore mit dem neuen erweiterten und verbesserten Projektor, heute als Modell II bezeichnet. Die Kürze der Entscheidungs- Planung und Bauphase für diese doch zumeist riesigen Gebäude mit ihrer neuartigen Technik mutet für heutige Zeiten überirdisch schnell an. Barmen, heute ein Teil von Wuppertal, machte am 18. Mai 1926 den Anfang. Nur wenige Tage später folgten Leipzig und Düsseldorf, gefolgt von Jena, Dresden im Juni 1926 und Berlin im November.
Alle vor dem zweiten Weltkrieg errichteten Planetarien besaßen große Kuppeln zwischen 20 m und 30 m Durchmesser. Zum einen erforderte der Projektor mit seinen fünf Metern Höhe entsprechenden Platz, zum anderen bestand die Absicht, den Besuchern den Eindruck der Weite zu vermitteln. Die Augen sollten ein Firmament ohne erkennbaren Abstand zu sehen bekommen.
Von den erwähnten Planetarien existiert heute nur noch das in Jena. In Düsseldorf wurde in den 70er Jahren aus dem prägnanten Kuppelbau ein Konzertsaal, die Tonhalle, in dem nun statt der unendlichen Weiten des Kosmos die der Musik präsentiert werden. Das Barmer Planetarium wurde 1943 bei einem Luftangriff beschädigt. Nach dem Krieg verfiel das Gebäude und wurde 1955 abgerissen. Ebenfalls 1943 bei einem Bombenangriff wurde das Leipziger Planetarium zerstört. Der Platz, an dem es stand, wurde bis heute nicht wieder bebaut. Das Dresdner Planetarium hatte nach erfolgreichem Start in den 30er Jahren mit einem starken Besucherrückgang zu kämpfen, so dass es 1933 als Planetarium geschlossen wurde. Das Gebäude wurde dann ebenfalls im 2. Weltkrieg zerstört. Auch in Berlin wurde das Planetarium am Zoo während des 2. Weltkriegs ausgebombt und nicht wieder aufgebaut.
1927 wurde auch in Nürnberg ein Planetariumsneubau eröffnet. Dessen Geschichte haben wir bereits an anderer Stelle hier im Blog erzählt, weswegen wir hier nur auf die entsprechenden Beiträge (Teil 1, Teil 2) verweisen.
Bildnachweise:
Projektor 1925: Deutsches Museum München
Modell II: Carl Zeiss Jena
alle anderen: Wikipedia, Public Domain