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Auch mit Kamera und Mikrofon lassen sich Sprachen gut erlernen

Corona hat auch die Lehrenden und Teilnehmenden der jährlich weit über 1000 Sprachkurse des Bildungszentrums Nürnberg kalt erwischt. Doch rückblickend hat die Pandemie sogar geholfen, das Angebot zu erweitern und zu individualisieren.

Gast Autor*in |

Bildungszentrum

Die Pandemie hat die Digitalisierung des Kursprogramms beschleunigt

Corona hat auch die Lehrenden und Teilnehmenden der jährlich weit über 1000 Sprachkurse des Bildungszentrums Nürnberg kalt erwischt. Doch rückblickend hat die Pandemie sogar geholfen, das Angebot zu erweitern und zu individualisieren. Es war – und ist – eine herausfordernde Zeit. Tobias Wildner, unter anderem zuständig für das Programmmanagement im Bereich Sprachen beim Bildungszentrum Nürnberg (BZ), erinnert sich noch gut. Es war der 16. März 2020, als das Corona-Virus plötzlich alles auf Stopp stellte. Spanisch, Business English, Chinesisch – sämtliche Angebote der insgesamt 31 Sprachen umfassenden Palette wurden durch den ersten Lockdown ausgesetzt.

Fast eineinhalb Jahre später weiß der 38-Jährige, dass die Nürnberger Bildungseinrichtung es noch gut erwischt hat. Zwar habe zu Beginn alle eine gewaltige Unsicherheit erfasst, die 250 freiberuflichen Sprachen-Lehrkräfte aus 50 Ländern ebenso wie die Teilnehmenden und die Planenden der Kurse. Unvorbereitet war man nicht, sagt Wildner: „Wir hatten bereits zuvor an einer Digitalstrategie für die sogenannten Erweiterten Lernwelten gearbeitet. Das war unser Glück“. Mit der vhs.cloud verfügte der Deutsche Volkshochschulverband bereits über eine bundesweite Online-Lernplattform.

Digitale Kursangebote am Bildungszentrum
Die Pandemie hat gezeigt: Sprachkurse funktionieren auch per Videoschalte / © Fizek

Umfassend zum Einsatz gekommen war diese vor 2020 nicht. Zu sehr entsprachen die Begegnung und das Lernen im persönlichen Verbund dem Geist der Volkshochschulen. Wird ein Italienisch-Kurs zudem rein digital angeboten, kann theoretisch jede und jeder auf der ganzen Welt teilnehmen. „Durch Corona und die Erfahrungen, die Träger, Kursleitungen und Teilnehmende gemacht haben, ändert sich diese Einstellung zunehmend“, sagt Wildner. Denn es hat sich gezeigt: Digitales und persönlicher Kontakt schließen sich nicht aus, zudem kann die Beteiligung etwa von Lehrenden aus anderen Teilen Deutschlands oder dem Ausland sehr befruchtend sein.
Die Lernplattform, erklärt Wildner, verfüge zum Beispiel über ein integriertes Videokonferenztool.
Das System biete aber noch mehr.

Kursleitungen können den Teilnehmenden so Materialien auf den in Deutschland gehosteten Servern hinterlegen. Das mache das Lernen flexibler, sagt Wildner: Wer gerne nachts noch Lehrvideos anschauen wolle, könne das genauso tun wie jemand, der lieber direkt im Anschluss an die Kurseinheit seine Grammatik vertieft. „Gerade im Sprachenbereich sind die digitalen Möglichkeiten enorm“, sagt Wildner. „Wir haben beim BZ Gruppen, die seit vielen Jahren gemeinsam lernen. Vor allem während der harten Lockdowns war das für einige Teilnehmende extrem wertvoll, sich – und sei es nur über den Bildschirm – regelmäßig treffen zu können.“ Trotz aller guten Erfahrungen haben die Kontaktbeschränkungen und Unsicherheiten zu einem Einbruch bei den Anmeldungen geführt. Waren im Jahr 2019 noch rund 21.700 Teilnehmende in 1660 Kursen angemeldet, waren es 2020 nur noch 15.400 Teilnehmende in 1.223 Kursen. Auch im laufenden Jahr scheint sich die Entwicklung fortzusetzen.

Wildner aber ist zuversichtlich, dass sich das in den kommenden Jahren wieder stabilisieren wird. Auch weil sich das digitale Lernen in den vergangenen Monaten bewährt hat. Man dürfe allerdings nicht „in die Falle tappen zu glauben, Unterricht in Präsenz habe ausgedient“. Das Klientel des BZ als lokalem Bildungsträger sei extrem vielschichtig. Heute zeigt ein kleines Virus-Symbol an, ob Veranstaltungen als Flex-Kurse angeboten werden und damit je nach Infektionsgeschehen flexibel in Präsenz oder online stattfinden. Künftig, so Wildner, werde man das Online-Segment ausbauen und vermehrt auf sogenanntes „Blended Learning“ setzen: traditionelles Lernen mit Online-Anteilen kombinieren. Das sei besonders attraktiv zum Beispiel für Kurse mit konkretem Lernziel, also etwa einer Prüfungsvorbereitung. „Wir haben viel Knowhow gewonnen, von dem sicher alle profitieren werden.“

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