50 Jahre Teilhabe und Inklusion am Bildungszentrum (BZ)
Im Herbst 1974 startete das Bildungszentrum mit einem Bildungsangebot für Menschen mit Behinderung.
Bildungscampus Nürnberg |
Als erste Volkshochschule in Deutschland startete das BZ im Herbst 1974 mit einem Erwachsenenbildungsangebot für Menschen mit Behinderung. 50 Jahre später ermöglicht das BZ-Programm „barrierefrei Lernen“ mit pro Jahr rund 240 Veranstaltungen mit über 2400 Teilnehmenden Bildung sowie gemeinsames Lernen und Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung.
Ein Jahrzehnt nach Einführung der Schulpflicht für Menschen mit Behinderung forderte in Nürnberg die basisdemokratisch organisierte „Hörervertretung“ auf Drängen einer Elterninitiative auch, die Teilhabe in der Erwachsenenbildung zu realisieren. Der Stadtrat entschied 1973, am Bildungszentrum Nürnberg einen eigenen Fachbereich unter Leitung von Dr. Manfred Hambitzer einzurichten. Im ersten Programm des Fachbereichs „Problemverarbeitung, Sonderpädagogik und Rehabilitation“ wurden bereits 30 Kurse angeboten. In den Folgejahrzehnten konnte das Angebot im Bereich „Behinderte-Nichtbehinderte“ deutlich ausgeweitet sowie viele neue Schwerpunkte und Projekte entwickelt werden. Seit 2013 umbenannt in „barrierefrei Lernen“ engagierte sich der Bereich des Bildungszentrums auch frühzeitig für Inklusion, den Aufbau des Behindertenrats Nürnberg und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), u.a. für den Nürnberger Aktionsplan.
Der Bereich „barrierefrei Lernen“ hat dazu beigetragen, dass Menschen mit Behinderung in der Volkshochschule nicht mehr am Rande stehen. Die Angebote ermöglichen behinderten Menschen Teilhabe an Bildung, Selbstbestimmung und erfolgreiches Lernen und beziehen dabei alle in die Angebote mit ein: Menschen mit und ohne Behinderung beziehungsweise Menschen mit Unterstützungsbedarf.
Seit dem Start 1974 konnte vieles auf dem Weg zum barrierefreien Lernen erreicht werden, und vieles bleibt weiterhin zu tun. Aus Sicht der Teilnehmenden ist neben einem kontinuierlichen Fortbestand der aktuellen Angebote beispielsweise wichtig, dass eine einfachere und problemlosere Kostenübernahme des Behindertenfahrdienstes bzw. der Taxen möglich wird und dass beim Kursbesuch ausreichend Unterstützung und Hilfestellung zur Verfügung stehen.
Gefeiert wurde das Jubiläum am Freitag 15. November 2024 mit einem Festakt mit über 170 Personen. Neben vielen Ehrengästen und BZ-Teilnehmenden mit Unterstützungsbedarf (blind, gehörlos, schwerhörig. lernbehindert oder im Rollstuhl) waren auch viele aktuelle und ehemalige Kursleitende und BZ-Mitarbeitende anwesend. Moderiert von der BZ-Leiterin Gabi Pfeifer und umrahmt von Musik- und Tanzvorführungen sowie Grußworten des Oberbürgermeisters Marcus König, der zweiten Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner und des Vorsitzenden des Behindertenrats Nürnberg, Peter Vogt sowie des Geschäftsführers von noris inklusion, Christian Schadinger wurde ein Streifzug durch die letzten 50 Jahre präsentiert.
Susanne Bell von der Volkshochschule Frankfurt sowie Michael Galle-Bammes, Leiter des Bereichs „barrierefrei Lernen“ am BZ und BZ-Teilnehmerin Soni Flack beleuchteten den langen Weg zu Teilhabe und Inklusion. Anschließend hatten die Gäste die Möglichkeit, verschiedenste Kursangebote kennenzulernen. Vom Basteln über das Ausprobieren von Veeh-Harfen und Theaterimprovisationen bis hin zum Kennenlernen der Deutschen Gebärdensprache. Das Catering übernahmen die beiden inklusiven Betriebe, noris gastro gGmbH (Essen) und Chancen gGmbH (Getränke).
Verbunden waren der Empfang und Austausch mit vielen begeisterten Rückmeldungen. Per E-Mail gab es weitere, u.a. von einer Teilnehmerin mit Rollstuhl: „ich möchte mich ganz herzlich für den gelungenen Abend bedanken. Ich bin ein Kind der 1. Stunde. Ich war 1974 in der WfB Boxdorf, dadurch hatte ich die Möglichkeit an barrierefrei Lernen teilzunehmen. Ich bin nämlich keine Nürnbergerin. Ich besuche auch immer noch die Kurse Kegeln, Veeh-Harfe und `Wir entdecken Nürnberg` und kann es kaum erwarten, wenn das Semester anfängt. Ich war sehr erstaunt, so viele alte Bekannte zu treffen. Macht weiter so.“