Sternbilder
Die Sterne waren nur der Anfang, Teil 4
Klaus Herzig |
Im Planetarium ist ein naturgetreuer Sternenhimmel zu sehen – unabhängig von der aktuellen Witterung. Ort und Zeit können dabei mehr oder weniger frei gewählt werden. So kann man sich virtuell an den Nordpol versetzen lassen oder Stern Himmel über Bethlehem zur Zeit von Christi Geburt anschauen. Zur besseren Orientierung und Veranschaulichung werden oft auch die Umrisse der Sternbildfiguren mit eingeblendet.
Die Darstellung orientiert sich oft an den Abbildungen in dem erstmals 1603 erschienen Himmelsatlas „Uranometria“ des Astronomen Johann Bayer. Er enthält die ersten genauen Sternkarten von sowohl Nord- wie Südhimmel und berücksichtigt alle mit bloßem Auge sichtbaren Sterne, so wie auch im Planetarium üblich. Denn das Teleskop war ja noch nicht erfunden worden – das geschah erst einige Jahre später.
Nachdem im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Sternbilder eingeführt und verändert wurden, beschloss die Internationale Astronomische Union (IAU) schon auf ihrer ersten Sitzung im Jahr 1922, den Himmel verbindlich zu ordnen. Es wurden 88 Sternbilder für den Nord- und Südhimmel festgelegt. In der 3. Sitzung 1928 wurden auch die Grenzen der Sternbilder festgeschrieben, 1930 schließlich auch die (lateinischen) Sternbildnamen.
Die folgenden Sternbilder tauchen in Planetariumsvorführungen immer wieder auf:
Das erste Sternbild, mit dem die meisten Menschen auf der Nordhalbkugel in Berührung kommen, ist der Große Wagen. Dabei ist er strenggenommen gar kein Sternbild, da er nur ein Teil des Sternbildes Großer Bär ist. Die anderen Sterne sind aber eher lichtschwach und nicht gut zu sehen, so dass der Große Wagen mit den sieben hellen Sternen viel wichtiger ist. Schon in den alten Kulturen, wie bei den Ägyptern, war er bekannt, wie die Abbildung zeigt.
In vielen Planetariumsvorführungen wird der Große Wagen genutzt, um die Himmelsrichtungen zu erklären. Denn durch die Verlängerung der Verbindung zwischen den hinteren Kastensternen gelangt man zum Kleinen Wagen (oder Kleinen Bären, was hier aber das selbe ist) und zum Polarstern. Erliegt sehr nahe am Himmelsnordpol und nimmt daher nicht an der Rotation der Sterne im Laufe eines Tages um diesen Punkt am Himmel teil. Die kürzeste Verbindung vom Polarstern zum Erdboden markiert die Nordrichtung.
Großer und Kleiner Bär sind von Deutschland aus das ganze Jahr über zu beobachten: sie sind „zirkumpolar“. Das gilt auch für das Sternbild Cassiopeia, wegen seiner prägnanten Form auch „Himmels-W“ genannt. Benannt ist es nach der Königin Cassiopeia und die Sternbildfigur ist daher eine sitzende Frau auf einem Thron. Man braucht schon viel Fantasie, um das mit den 5 Sternen in Zick-Zack-Linie in Verbindung zu bringen.
Leichter fällt das beim Himmelsjäger Orion, der den Winterhimmel beherrscht und von vielen als schönsten Sternbild an unserem Himmel angesehen wird. Die hellen Schulter- und Fuß- bzw. Kniesterne sind leicht zu finden und auch die drei in Reihe liegenden Gürtelsterne fallen auch in der Großstadt auf. Bessere Bedingungen braucht man dagegen, um den kleinen Nebelfleck zu erkennen, der unterhalb der Gürtelsterne liegt: der Orion-Nebel, eine riesige Sternentstehungsregion aus Gas und Staub
Alle genannten Sternbilder gehören zum Nordhimmel. Daneben gibt es noch weitere Sternbilder, die teilweise nur von Orten auf der Südhalbkugel der Erde zu beobachten sind. Sie haben daher oft moderne Bezeichnungen, da es hier keine astronomische Tradition gibt, die bis zu den Griechen und Babyloniern zurückreichen könnte. Viele Bezeichnungen der Südsternbilder wurden gewählt, um technische Neuerungen und Entdeckungen „an den Himmel zu bringen" wie das Teleskop, das Mikroskop oder den Sextanten. Die Bewohner der Südhalbkugel hatten für die Sternbilder oft eigene Benennungen und setzten die Sterne manchmal anders zu Sternbildern zusammen, als es heute offiziell ist. Die Sterne spielten z. B. bei den Kulturen des Pazifiks eine wichtige Rolle, da es auf den Weiten des Ozeans keine andere Möglichkeit der Navigation gab. Das bekannteste Südsternbild ist wahrscheinlich das „Kreuz des Südens“. Da der südliche Himmelspol nicht mit einem hellen Stern zusammenfällt, muss man die Sterne des „Kreuz des Südens“ benutzen, um damit die Position des Himmelssüdpols zu ermitteln.
Von besonderer Bedeutung sind außerdem noch die 12 Sternbilder des sog. „Tierkreises“. Allerdings nicht wegen Horoskopen, sondern weil sie den Bereich am Himmel markieren, in dem sich die Sonne, er Mond und die Planeten bewegen, die „Ekliptik“. Schon vor Jahrtausenden hatten die Menschen bemerkt, dass es Lichtpunkte am Himmel gibt, die sich nicht wie alle anderen bewegen, die immer mit dem gleichen Abstand voneinander am Himmel kreisen, sondern die vor diesem Himmelshintergrund hin- und herzuwandern scheinen. Daher auch ihr Name: Planeten, abgeleitet von griechischen Wort „planetes“, das heißt „Wanderer“.
Bildnachweise:
- Uranometria: Attribution: United States Naval Observatory Library
- Großer Wagen im Tempel von Esna: Das Sternbild des Großen Wagens, wie ihn die alten Ägypter darstellten. Quelle: Ahmed Amin
- Cellarius_ptolemaic_system.jpg: Wikipedia
- Sternbilder und Sternbildfiguren. Wikipedia