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Medientipp: „6 Grad mehr: Die verheerenden Folgen der Erderwärmung“ von Mark Lynas

In seinem 2021 auch auf Deutsch erschienen Buch spielt der Wissenschaftsjournalist Mark Lynas anhand der Ergebnisse von mehreren hundert Studien zur Klimaforschung durch, was passieren wird, wenn die Erde sich weiter global erwärmt.

Klaus Herzig |

MINT, Stadtbibliothek

In sechs Kapiteln erklärt er unter Zuhilfenahme der daraus resultierenden wissenschaftlichen Zukunftsmodelle, was jeweils bei einer weiteren Erhöhung der Erdtemperatur von 1 bis 6 Grad geschehen wird. Sein Fazit ist erschreckend: Er beschreibt Dürren, ausbleichende Korallen, Verwüstungen durch schmelzende Gletscher, zunächst geografische Verschiebungen, später das Verschwinden von fruchtbarem Land und ultimativ die Gefahr, dass alles Leben auf der Erde endet.

Bestseller-Autor Mark Lynas über die Erderwärmung
Das 2021 erschienene Buch von Mark Lynas / © rohwolt POLARIS

Das Buch ist klar und spannend geschrieben und liest sich wie ein Near-Future-Thriller, nur das das beschriebene wahr zu werden droht, wenn die großen Industrienationen weiterhin ihre Klimaziele verfehlen. Es soll daher nicht jedes Detail verraten werden, aber die wesentlichen Konsequenzen der Erderwärmung seinen kurz aufgeführt:

  • Gelingt es nicht, den Temperaturanstieg unter 2 Grad zu halten, dürfte zumindest alle paar Jahre das Nordpolarmeer komplett eisfrei sein, was zu Meerespiegelerhöhungen und weiterer Erwärmung führt, weil auch der arktische Permafrostboden auftaut und Methan freigibt. Das Hochwasserrisiko wird für 135 Metropolen in Küstennähe ansteigen. Außerdem sind Ernteausfälle bei wichtigen Grundgütern wie Mais, Reis und Getreide zu erwarten. Etwa 2,5 Milliarden Menschen auf der Welt werden mit schweren Hitzewellen konfrontiert werden, wie sie derzeit in Indien und Pakistan zu beobachten sind.
  • Bei einem Zuwachs von 3 Grad würde der Anstieg des Meeresspielgels bis zum Jahr 2100 bei 1,7 Metern liegen. Hunderte Millionen Menschen würden damit ihr Zuhause verlieren. Große Teile Südasiens würden zu einer extrem gefährlichen Hitzezone. Auf einem Drittel der Landfläche der Erde würden Temperatur- und Trockenheitsverhältnisse herrschen, die ein normales Leben fast unmöglich machen. Das betrifft neben dem Menschen natürlich auch die Tiere, so dass mit einem Aussterben vieler Tierarten gerechnet werden muss. Bei 3 Grad dürfte außerdem das Amazonas-Ökosystem zusammenbrechen und riesige Waldbrände noch mehr Treibhausgase in die Luft pusten.
  • Bei 4 Grad mehr herrscht auf der Erde ein unerträgliches Klima. Die Städte in den Tropen sind außerhalb der klimatisierten Räume praktisch lebensbedrohlich. Die Wüstenbildung, auch im Mittelmeerraum, schreitet unaufhaltsam voran. Die meisten Gebirge sind nun eisfrei, auch der Himalaya hat 75 bis 90 Prozent der Gletscher verloren. Da führt dazu, dass die Flüsse in Südasien ihre Wasserquellen verlieren und dort Dürren mit großen Ernteausfällen drohen.
  • In einer Welt mit sogar 5 Grad Temperaturanstieg wären alle tropischen und subtropischen Gebiete der Erde das ganze Jahr über tödlicher Hitze ausgesetzt. und damit unbewohnbar. Die Lebensmittelerzeugung ist nur noch in hohen Breitengraden und an den küstennahen Gebieten möglich. Das gesamte Eis schmilzt und lässt die Meere um dutzende Meter ansteigen.
  • Bei 6 Grad Erwärmung scheinen sich die Beschreibungen der Apokalypse zu erfüllen. Es kommt zum umfangreichsten Massenaussterben von Pflanzen und Tieren in der Erdgeschichte, auch die Existenz des Menschen auf der Erde ist stark gefährdet.

Was hier nur kurz angerissen werden konnte, wird im Buch anhand von vielen Fakten im Detail ausgeführt. Lynas versteht sein Buch aber nicht als reine Katastropenbeschreibung, sondern als eine Art Weckruf. Jetzt, genau jetzt, ist der Zeitpunkt, an dem gehandelt werden muss, damit die geschilderten Zustände nicht Realität werden.

Das Buch kann natürlich auch in der Stadtbibliothek entliehen werden.

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