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Wie viel ist Ihnen der Klimaschutz wert?

Der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie haben die Bekämpfung und Bewältigung des Klimawandels ein wenig aus den Schlagzeilen verdrängt. Damit schwindet zwar die mediale Bedeutung, aber nicht die reale Bedrohung, der sich die Menschheit ausgesetzt sieht.

Klaus Herzig |

MINT

Der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie haben die Bekämpfung und Bewältigung des Klimawandels ein wenig aus den Schlagzeilen verdrängt. Damit schwindet zwar die mediale Bedeutung, aber nicht die reale Bedrohung, der sich die Menschheit ausgesetzt sieht.

Ein Team um den österreichischen Wissenschaftler Johannes Reichl hat nun untersucht, wie stark die konkrete Bereitschaft der Menschen in der EU ist, sich für den Klimaschutz zu engagieren, also Klimaschutz nicht nur gut und wichtig zu finden, sondern in auch umzusetzen. Dabei ging man einen neuen Weg: Für das Forschungsprojekt wurden etwa 16 000 repräsentativ ausgewählte Menschen aus allen 27 EU-Staaten zu ihrer Einstellung zum Klimawandel befragt. Als Gegenleistung für ihre Teilnahme erhielten die Befragten fünf Euro. Die letzte Frage der Erhebung war dann, was sie mit dem Geld machen wollen. Soll es in ihre eigene Tasche fließen oder geben sie es für Klimaschutzmaßnahmen her, d. h. spenden sie es. Wenn ja, wurde auch noch erhoben, wieviel von den fünf Euro die Befragten spenden würden.

Vier Ergebnisse heben die Wissenschaftler besonders hervor. So spenden, wenig überraschend, Personen, die von einem menschengemachten Klimawandel überzeugt sind, am meisten. Aber, das ist die zweite Erkenntnis, selbst diejenigen, die nicht vom menschengemachten Klimawandel überzeugt sind, spenden noch etwas, und zwar etwa die Hälfte des Betrages der ersten Gruppe. "Viele der Skeptiker finden es trotzdem gut, dass etwas gegen den Klimawandel getan wird", erläuterte Projektleiter Johannes Reichl im Interview mit der Frankfurter Rundschau. „Sie halten es beispielsweise für wirtschaftspolitisch clever, wenn in Erneuerbare investiert wird, anstatt fossile Energie teuer zu importieren."

Klimaschutz
/ © Dimapics

Unerwartet war jedoch das dritte Ergebnis: Die Spendenbereitschaft hängt auch stark davon ob, wie ambitioniert im jeweiligen Land Klimaschutz betrieben wird, und zwar umgekehrt proportional. So war beispielsweise der Klimaschutzvorreiter Dänemark war das Land, in dem die Leute am wenigsten spenden wollten. Dagegen war die Spendenbereitschaft in Polen, das sehr viel Kohle verfeuert, sehr viel größer. Reichl führt das darauf zurück, dass sich die Menschen mit eigenen Aktionen zurückhalten, wenn sie der Meinung sind das Gemeinwesen, also der Staat tue schon etwas gegen den Klimawandel. Das ist bedenklich, denn für das Erreichen der Klimaziele braucht man sowohl den Staat als auch den verantwortungsbewussten Einzelnen.

Insgesamt war die Spendenbereitschaft, und das ist die vierte Erkenntnis, nur mäßig. Gar nichts spenden wollten EU-weit 71,5 % in Deutschland sogar 77 %. Einen Euro spendeten 15 %, in Deutschland nur 12 %.  Die gesamten fünf Euro hätten EU-weit 7 % gegeben, in Deutschland nur 4 %. Gemittelt ergab das eine durchschnittliche Spendensumme von gerade einmal 66 Cent pro Befragten. Wenig, wenn man bedenkt, dass die Menschen das Geld ja vorher erst geschenkt bekommen hatten, nachdem sie an einer Klimaschutzumfrage teilgenommen hatten. Am meisten würden die Menschen in Zypern abgeben, fast 2,50 Euro. Deutschland liegt nahe am Mittelwert.

Jetzt also Hand aufs Herz und sich selbst gegenüber ehrlich sein, liebe Leserin, lieber Leser: Wie viel Geld hätten Sie denn gespendet?

Der Original-Artikel von Johannes Reichl.

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